Ich bin ein Anhänger der gleichgeschlechtlichen Ehe. Das dürfte kaum überraschen. Zwei Männer oder zwei Frauen sollten ebenso heiraten dürfen wie zwei Heteros. Liebe ist Liebe und was wäre ich für ein Mensch, zwei sich liebenden Menschen zu sagen, nein ihr dürft nicht heiraten? Was wäre ich für ein Mensch zu sagen, ihr dürft zwar eure Partnerschaft registrieren lassen, aber eine Ehe, wie sie Mann und Frau nicht eingehen dürfen, dafür seid ihr nicht gut genug?
Und ja, ich möchte einmal heiraten. Mag eine Heirat formal auch nur ein Wisch vom Standesamt sein, so ist es doch mehr. Es ist ein Versprechen gegenüber sich, seinem Partner, es ist ein Bekenntnis zur Liebe und zum gegenseitigen Beistand, gegenüber einem selbst und der Gesellschaft, seinen Freunden, seinen Angehörigen.
Sicher, die Ehe ist für mich nichts heiliges und auch nichts staatliches. Wenn ich könnte, würde ich sie den Händen des Staates entziehen und zu einem privatrechtlichen Vertrag machen. Aber das ist eine Utopie. Und solange Mann und Frau unter den Augen des Staates heiraten dürfen und ich die daraus resultierenden Vorteile mit subventionieren muss, sehe ich nicht ein, keinen Mann heiraten zu dürfen. Zumal in diesem Land die Gleichberechtigung der Geschlechter oberstes Gesetz ist. Und wenn eine Frau einen Mann heiraten darf, wäre es doch zutiefst sexistisch und diskriminierend, wenn ich als Mann dies nicht dürfte. Warum mir es also verwehren wollen?
Aber ich weiß ja warum: Weil ich schwul bin. Und damit sowohl ich als auch meine Beziehung minderwertig in den Augen derer, die mir die Ehe verweigern wollen. Einen anderen Grund gibt es nicht. Zumindest habe ich noch keinen Grund gehört, der sich im Kern nicht darauf zurückführen lässt.
Also, lieber Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe, sagt es mir ruhig ins Gesicht: „Deine Beziehung, Deine Liebe, sie ist minderwertig.“ Und hört auf mit diesem Sermon von wegen der Ehe zwischen Mann und Frau als göttlichem Sakrament, als einer von Gott gestifteten Institution, als fundamentalem Bestandteil für die Zukunft dieser Gesellschaft. Daran glaubt Ihr doch selbst nicht!
Ihr werdet Euren Kampf sowieso verlieren. Die meisten Menschen sehen Schwule und Lesben nicht mehr als Ungeheuer aus dem All. Die meisten Menschen wissen was Liebe ist. Und mögen die meisten Menschen gleichgeschlechtliche Liebe vielleicht auch nicht verstehen (ich verstehe Hetero-Liebe ja auch eher schwer), sind sie doch nicht so egozentrisch, für sich etwas als selbstverständlich zu betrachten und es anderen zu verweigern.
Liebe Gegner der Homo-Ehe, öffnet also Euren Verstand und öffnet Eure Herzen. Vorausgesetzt natürlich, Ihr habt so etwas wie ein Herz.
@ Adrian
Meine volle Zustimmung!
„sind sie doch nicht so egozentrisch, für sich etwas als selbstverständlich zu betrachten und es anderen zu verweigern.“
Egozentriker finden sich vor allem bei den extremen Rechten.
Gemäßigte Rechte, also Konservative, sind dagegen häufiger soziozentrisch, sie sind stärker sicherheitsorientiert, suchen daher Halt und Orientierung in bestimmten konventionellen Werten und Normen. Die Persönlichkeitsdimension, die man in der Persönlichkeitspsychologie als „Offenheit für Neues“ bezeichnet, ist bei ihnen im Schnitt eher gering ausgeprägt.
Im eigentlichen Sinne egozentrisch sind gewöhnliche Konservative aber meist nicht.
Vorab eine Verortung meiner Person: Ich bin sehr konservativ geprägt und stehe der Homosexualität sehr skeptisch gegenüber. Dennoch respektiere ich auch die andere Seite.
Bei dem Stichwort Ehe bin ich Gegner einer Liberalisierung für gleichgeschlechtliche Paare. Das ergibt sich jedoch eher aus dem gesellschaftlichen, den Sie auch bereits angeführt hatten, als aus einem religiösen Pathos. Die Ehe ist für mich ein Grundbaustein für eine genuine Familie, die wiederum die elementare Basis für die breite Gesellschaft darstellt. Dieses Bild mag durchaus als antiquiert, borniert oder ähnliches betrachtet werden, stellt jedoch für mich ein ideologisches Fragment dar, an das ich durchaus glaube. Daher stehe ich auch zu dieser Meinung, ohne dabei Begriffe wie Liebe in Beschlag zu nehmen und ohne diese dabei mit dem Attribut „minderwertig“ zu versehen.
„Die Ehe ist für mich ein Grundbaustein für eine genuine Familie, die wiederum die elementare Basis für die breite Gesellschaft darstellt.“
Erstens: Aus einer Ehe folgt kein Familie. Die Basis für Kinder, für eine „genuine Familie“, ist üblicherweise Sex zwischen Mann und Frau. Wenn überhaupt ist also Sex die elementare Basis für die breite Gesellschaft.
Zweitens: Inwiefern stört die Heirat zweier Männer/zweier Frauen Dein Bild von einer Ehe?
„Dieses Bild mag durchaus als antiquiert, borniert oder ähnliches betrachtet werden, stellt jedoch für mich ein ideologisches Fragment dar, an das ich durchaus glaube.“
Nun, ideologische Fragmente an die man einfach so glaubt, sind in der Tat durch keine rationale Erklärung zu erschüttern. Das ist wie damals mit der „gemischtrassigen“ Ehe. Die war ja auch mal des Teufels und wurde erst durch Praxis tolerierbar.
Ein grosses politisches Ärgernis ist es für mich, dass diejenigen politischen Kräfte, welche die Homoehe legalisieren wollen – was ich vorbehaltslos befürworte – gleichzeitig die Marginalisierung der Vaterschaft und die Diffamierung der Väter aktiv betreiben. Dieser Umstand führt in manchen Fällen zu einer rein polittaktisch motivierten Ablehnung der Homoehe, weil manchem „die ganze Richtung“ nicht passt. Manchem einfacheren Gemüt erscheint es dann so, dass Homoehe und Stärkung der Väterrechte notwendigerweise ein Widerspruch sei. Das ist es aber nur unter parteitaktischem Kalkül.
Ich behaupte sogar, dass insbesondere Teile der SPD und die Grünen gezielt eine politische Strategie fahren, welche die Ablehnung von Homosexuellen und ihrer politischen Lobby bei manchem fördert, damit sie sich sodann als die wirklich aufgeschlossenen und gesellschaftspolitisch liberalen Kräfte profilieren können. Am Ende dieses Prozesses ist dann das Vorurteil etabliert, dass der Männerrechtler, derjenige, der Väterrechte stärken will, homophob sei. Ziel erreicht. Immer schön gegeneinander aufhetzen, das ist das Geschäft der Parteischranzen.
@ Peter
Ein wenig verschwörungstheoretisch, oder nicht?
Ich halte Vaterschaft im Übrigen auch für nicht so wichtig. Die Menschheit wäre mit der Wichtigkeit der Vaterschaft, unter den Säugetieren und Menschenaffen jedenfalls eine bemerkenswerte Ausnahme:
https://gaywest.wordpress.com/2012/03/15/brauchen-kinder-vater/
Ein wenig verschwörungstheoretisch, oder nicht?
Das ist ganz und gar nicht verschwörungstheoretisch, sondern alltägliche Politpropaganda aus der Genderecke.
Es ist doch offensichtlich, dass die Genderisten bei den Grünen und der SPD das tradierte Familienmodell als überholt und reaktionär beurteilen, weil es in ihren Augen eine frauenunterdrückerische Funktion erfüllt. Das sauge ich mir doch nicht aus den Fingern, sondern ist Teil linker Theorie. Somit ist alles, was das tradierte Familienmodell mit männlichem Haupternährer als gesellschaftliche Norm in Frage stellt für die Genderideologen tendenziell gut und förderungswürdig. Da passt dann auch die Homoehe mit rein.
Meine Auffassung ist eine andere: Ich sehe keine Notwendigkeit, ein Ideal gegen das andere auszuspielen. Ich kann mir durchauis eine Welt vorstellen, in der eine traditionelle Familie in guter Nachbarschaft neben einem schwulen Pärchen haust.
Ich halte Vaterschaft im Übrigen auch für nicht so wichtig.
Wichtig für wen? Für Väter ist es sehr wohl wichtig.
Die Menschheit wäre mit der Wichtigkeit der Vaterschaft, unter den Säugetieren und Menschenaffen jedenfalls eine bemerkenswerte Ausnahme:
Ich wäre als Schwuler etwas vorsichtig mit solchen Begründungen. Die gleichgeschlechtliche Verbindung lässt sich ja auch nicht aus dem Säugetierbereich als wichtig, d.h natürlich herleiten. Ausserdem machen wir doch Politik für Menschen und nicht für Affen, oder? 😉
Ich möchte einmal zitieren, was der homosexuelle Journalist Richard Waghorne zum Thema Homo-Ehe geschrieben hat:
„Das Verständnis der Ehe als bestehende und um starker Familien zuliebe unterstützte Institution verändert sich dahingehend, die Ehe nur noch als Schlusspunkt einer Liebesbeziehung zu sehen. Wenn man homosexuellen Paaren die gleiche Ehefähigkeit zuerkennt, obwohl homosexuelle Partnerschaften nicht auf Kinder ausgerichtet sind und per Definition einem Kind weder Mutter noch Vater bieten können, dann ist das wesentliche Verständnis davon, was eine Ehe tatsächlich ist, verlorengegangen.
Bei einer solchen Ehe rangieren die Erwachsenen vor den Kindern. Ich halte das für ausgesprochen selbstsüchtig und einen viel zu hohen Preis für eine symbolische Geste der Gleichbehandlung heterosexueller und homosexueller Beziehungen. Es ist ja auch nur eine symbolische Geste. Entspricht es nicht dem gesunden Menschenverstand, unterschiedliche Situationen unterschiedlich zu behandeln? Meine persönliche Meinung: Ich fühle mich nicht im Geringsten diskriminiert, weil ich keinen Angehörigen meines eigenen Geschlechts heiraten kann. Ich verstehe und akzeptiere, dass es dafür gute Gründe gibt.“
Ihn kann man schwerlich als „homophob“ bezeichnen, deshalb sollte man wirklich einmal lesen, was er in seinem Artikel „Against Gay Marriage“ dazu geschrieben hat:
http://richardtwaghorne.wordpress.com/2011/04/05/gay-marriage/
Die tweilse Übersetzung des Artikels findet man hier:
http://sex-needs-culture.blogspot.de/2011/04/weshalb-ein-homosexueller-gegen-die.html
@ Maschenka
„Das Verständnis der Ehe als bestehende und um starker Familien zuliebe unterstützte Institution verändert sich dahingehend, die Ehe nur noch als Schlusspunkt einer Liebesbeziehung zu sehen.“
Es ist mit nicht ganz klar, wie man eine Ehe als „Familien zuliebe unterstützte Institution“ bezeichnen kann. Inwiefern unterstützt die Ehe als Institution eine Familie? Und inwiefern würde dieser Schutz – wenn es denn einen gibt – durch Ihre AUsweitung auf Homos aufgeweicht?
„Bei einer solchen Ehe rangieren die Erwachsenen vor den Kindern.“
Natürlich. Die meisten Ehen werden ja auch geschlossen bevor es Kinder gibt.
„Ich halte das für ausgesprochen selbstsüchtig“
Ja und? Fast alles was Menschen tun ist selbstsüchtig.
„und einen viel zu hohen Preis für eine symbolische Geste der Gleichbehandlung heterosexueller und homosexueller Beziehungen.“
Ich finde der Preis ist ausgesprochen billig.
„Es ist ja auch nur eine symbolische Geste.“
Wo liegt dann das Problem?
„Entspricht es nicht dem gesunden Menschenverstand, unterschiedliche Situationen unterschiedlich zu behandeln?“
Ich sehe keinen relevanten Unterschied.
„Ich fühle mich nicht im Geringsten diskriminiert, weil ich keinen Angehörigen meines eigenen Geschlechts heiraten kann.“
Ich schon.
„Ich verstehe und akzeptiere, dass es dafür gute Gründe gibt.“
Ich nicht. Denn ich sehe keine guten Gründe.
„Ihn kann man schwerlich als “homophob” bezeichnen“
Doch das tue ich. Wer das Thema „Gay Marriage“ in seinem Blog unter der Rubrik „Decline“ kategorisiert, die Heirat zwischen Schwulen und Lesben also als kulturellen/gesellschaftlichen Niedergang apostrophiert, der ist homophob.
Waghorne ist die Art Mensch, die in anderen Zeiten das Verbot gemischtrassiger Ehen verteidigt hätte. Er ist sozial konservativ, vulgo: reaktionär. Wäre er nicht selbst schwul, würde er vermutlich nach der Strafbarkeit der Homosexualität rufen, sie zumindest aber als dekadente Erscheinung, die es zu bekämpfen gilt bezeichnen. Sein Blog macht das ziemlich deutlich.
Gnar. Was für ein Unfug. Ohne inhaltlich auf den Beitrag von Richard Waghorne eingehen zu wollen: wieso sollte ein homosexueller Mann bitteschön nicht homophob sein können?
Und welche Rolle spielt seine sexuelle Orientierung bei der Wertigkeit seiner Argumentation? Entwerde was er sagt ist stichhaltig und macht Sinn oder nicht – ob er schwul ist und / oder schwule nicht mag ist dafür irrelevant.
Jeder soll sich „heterosexuellen“ Lebensformen anschliessen dürfen. Nur vergessen die meisten „heteroliken“, dass dies auch heterosexuelle Probleme nach sich zieht. Aber kein Heterosexueller wird sich damit befassen wollen… Mir genügen diejenigen, die ich schon habe! 😛
Von mir aus muss man es ja nicht Ehe nennen, sondern bei Frauen „Kampflesben-Konkubinat“ und bei Männern „Homo-Horde“ und bei Heteros weiterhin „Ehe“, wenn man unbedingt darauf hinweisen muss, dass m+m aufgrund der Geschlechterkonstellation nicht dasselbe ist wie f+f oder f+m, aber es muss einfach die gleichen Rechte geben, da ja auch die gleichen Pflichten eingefordert werden.
Das Argument „Kinder“ zählt da überhaupt nicht, da die Privilegien die Heterosexuelle in einer Ehe erhalten nicht vom Vorhanden-Sein von Kindern abhängen. Die kriegen die nämlich auch wenn sie kinderlos bleiben, was, wie wir wissen, nicht wenige tun.
Davon abgesehen wollen oder haben viele Homosexuelle ja Kinder, denen aber jegliche Rechtssicherheit verwehrt wird bloß um eine Norm aufrechtzuerhalten. Soviel zum Thema Kinderschutz bzw. Homosexuelle tragen nichts zum Fortbestand der Menschheit bei vermittels Reproduktion. Viele tun das eben doch oder wollen es zumindest.
Und geschützt werden Ehe und Familie dadurch auch nicht, da es Heterosexuelle überhaupt nicht betrifft. Von wegen Angriff auf Ehe/Familie.
Wer hetero ist und eine Familie gründen/heiraten will, kann/wird das auch im Falle einer Eheöffnung für Homosexuelle tun. Und zwar logischerweise gegengeschlechtlich.
„Oh mein Gott, Gerlinde, ich hab grad gelesen, dass Horst und Dieter nun auch heiraten können, nun müssen wir uns leider scheiden lassen bzw. können nicht mehr heiraten“ halte ich für ausgemachten Quatsch.
Und falls ein Paar das so sieht, sollten sie sich vielleicht in psychologische Behandlung begeben.
Manchmal glaube ich, viele Heterosexuelle wollen bloß nicht von ihrem Podest runter, das ihre Sexuelle Orientierung/Beziehungsform als das moralische Nonplusultra betrachtet. Das scheint einigen eine gewisse Befriedigung zu geben, hach ja wir sind ja so moralisch und was ganz besonderes und die gesellschaftlichen Ober-Kings. Das wollen einige wohl nicht teilen.
@Maschenka
„Es ist ja auch nur eine symbolische Geste.“
Na dann spricht ja auch nichts dagegen, sie zu gewähren.
„Ich fühle mich nicht im Geringsten diskriminiert, weil ich keinen Angehörigen meines eigenen Geschlechts heiraten kann.“
Ja und? Ich finde es diskriminierend und bin eine auf Männer stehende Frau. Und jetzt?
Wieso ist ein Argument contra Homosexualität mehr wert wenn es von einem Homosexuellen kommt?
„Das Verständnis der Ehe als bestehende und um starker Familien zuliebe unterstützte Institution verändert sich dahingehend, die Ehe nur noch als Schlusspunkt einer Liebesbeziehung zu sehen.“
Eine Familie muss in sich selbst stark sein. Mit oder ohne standesamtlich beglaubigten Papierfetzen.
Im Übrigen ist es angesichts der mittlerweile vielen „Regenbogenfamilien“ (mag das Wort nicht) bzw homosexueller Eltern(schaften) eine absolute Frechheit nachwievor zu negieren, dass auch das Familien sind und die einfach auszuschliessen, wenn man von Schutz der Familie usw. redet.