Sieg Heil, Fotze und Schwuchtel

24 Jun

Bei der WM 2006 irritierte eine Freundin mich mit ihrer Angst vor dem drohenden 4. Reich. Bei jedem Deutschlandfähnchen, das sie an Autos oder Balkonen wehen sah, hörte sie die Stiefel marschieren. Ich konnte das damals nicht im geringsten nachvollziehen, empfand ich die Atmosphäre doch insgesamt als entspannt und fröhlich. Bei der aktuellen EM geht mir das anders: Die Rufe auf den Autokorsos scheinen mir häufig aggressiv und ich bekomme oft den Eindruck, wenn ich jetzt nicht zurückjuble, dann bekomme ich gleich eins auf die Nase. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt. Vielleicht hat unter unseren Lesern jemand eine Idee dazu?

Wie sich manche deutsche Fans zur Zeit im Ausland verhalten, kann man hier nachlesen. Kleiner Ausschnitt:

Nach dem Spiel begrüßen sich dann manche Fans auf dem zentralen Marktplatz von Lviv mit dem Hitlergruß. Auch darüber beschwert sich niemand. Am Tisch neben mir schimpft jemand über die „scheiß Kanaken.“ Er meint damit den Kellner, der kein Englisch versteht. Der Fan selbst kann augenscheinlich weder Ukrainisch, Polnisch oder Russisch, weswegen sich die Kommunikation als schwierig erweist. Aus einer Dreiergruppe mit Deutschlandtrikots zeigt einer direkt neben mit den erneut den Hitlergruß. Auf die Frage, was der Nazidreck solle, fragt er zurück: „Was dagegen?“ Die drei gehen weiter, drehen sich nach ca. 50 Metern noch einmal gleichzeitig zusammen um und rufen in unsere Richtung: „Sieg Heil, Fotze und Schwuchtel“ und verschwinden dann.

Wer mag, kann ja mal den Zusammenhang von National(sozial)ismus, Sexismus und Homophobie anhand dieser Sequenz analysieren. Es dürfte nicht schwer fallen.

hattip: Lizas Welt

3 Antworten zu “Sieg Heil, Fotze und Schwuchtel”

  1. FDominicus 25. Juni 2012 um 13:35 #

    Proletatier auf Reisen?

  2. Yadgar 25. Juni 2012 um 15:30 #

    Das Teuflische am Hass ist, dass er ansteckend wirkt… und sei es nur, weil er selbst hassenswert ist. Vom Hass auf den Hass ist der Weg nicht weg zum Hass auf die Hassenden – und das passiert mir regelmäßig, wenn ich durch den Kommentarspaltensumpf der Online-Presse wate. Anstatt mein Browserfenster zu schließen und den Dreck zu vergessen, steigere ich mich immer wieder von neuem in einen geistigen Amoklauf hinein…

Trackbacks/Pingbacks

  1. Nationalscham | "Man kann darüber streiten, ob die Welt aus Atomen aufgebaut ist oder aus Geschichten." R. D. Precht - 28. Juni 2012

    […] gaywest musste ich erfahren, dass deutsche Fußballfans aktuell ein beschämendes Bild abliefern, wie […]

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