Was ist der Sinn des Lebens? Diese Frage habe ich kürzlich Adrian gestellt und auch nach dem dritten Bier hatten wir nicht so recht eine Antwort.
Die Antwort, die vor Jahren auf der Tafel vor einem schwulen Lokal in Potsdam stand („Der Sinn des Lebens ist es, die Zeit zwischen zwei Orgasmen zu überbrücken.“) ist zwar ganz hübsch, befriedigte mich aber schon damals nicht gänzlich.
Vielleicht läßt sich die Frage gar nicht allgemeingültig beantworten, soweit waren wir uns einig.
Gestern nun habe ich etwas gelesen, was mir als Antwort auf die Frage gefällt. Der Sinn – oder das Ziel des Lebens, wie es in dem Buch hieß – sei, glücklich zu sein. Das klingt unkompliziert, auch wenn es nicht immer einfach zu machen scheint – oder geht es manchmal eher ums zulassen?
Spannend finde ich die Frage, was ich mache, wenn andere meinem Glück im Weg stehen. Wenn es ein Staat ist oder eine Gesellschaft, heißt die Antwort wohl Politik. Und wenn ich mich, weil ich mich an meinem Glück freue, auch an dem von anderen freuen können möchte, könnte auch Politik die Konsequenz sein, wenn denen Staat oder Gesellschaft im Weg stehen.
Mit meinem Mittagessen eben war ich, wenn die obige Antwort stimmt, auf einem guten Weg: Es gab Calamares mit Aioli, Baguette, Salat und einen französischen Weißwein. Da fehlte wenig zum Glück.
Die Antwort mit dem Glück übrigens stammt von Laurence Freeman. Der ist Benediktiner und überzeugt davon, dass das mit dem Glück die Antwort Gottes auf die Frage nach dem Sinn ist. Das hat der den Menschen immer wieder mal erzählt. Und weil die Menschen das zwischendrin vergessen hatten, hat er irgendwann Jesus auf die Welt geschickt, zur Erinnerung. Und der hat dann gesagt „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“. Eigentlich ganz einfach. Oder, um es mit Brecht zu sagen, offenbar „das Einfache, das schwer zu machen ist“.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist ähnlich wie die Frage nach dem Sinn von Wasser, oder dem Sinn von Aldebaran: in der Allgemeinheit sinnlos.
Das Leben ist Selbstzweck. Es hat keine Zweckbestimmung für etwas anderes, darüber Hinausweisendes, vielmehr hat alles andere nur einen Sinn und Zweck im Hinblick auf das Leben.
„Im Moment, in dem man nach Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn beides gibt es ja in objektiver Weise nicht.“ (Freud)
„Wo das Leben Gründe braucht, ist es selbst schon fragwürdig geworden.“ (Spengler)
@Andreas: Victor Frankl war anderer Ansicht als Freud und hielt die Frage nach dem Sinn augescheinlich für eine individuell zu beantwortende:
@ Damien: Gegen Frankl und für Freud spricht, dass bei der Sinnsucherei im Leben nie etwas Sinnhaftes (sic!) herauskommt. Man lässt es denn auch in aller Regel am nächsten Morgen mit der Sinnfrage, wenn die drei Bier ausgeschwitzt sind und sich die existentielle Frage, was es zu Mittag geben soll, aufdrängt.
Der Sinn des Lebens ist Leben.
@Atacama: Egal unter welchen Bedingungen?
Ja.
Ein anderer Sinn fällt mir zumindest nicht ein, denn egal was man tut, ob man sein Leben besoffen unter einer Brücke liegt oder sich komplett „selbst verwirklicht“ und sonstwas aufbaut, am Ende fliegt ja doch jeder raus. Man hat letztendlich nichts davon.
Und was die Bedingungen angeht, da hat ja jeder andere Ansprüche. Wer kann sagen, ob das Leben eines anderen sinnvoll ist oder nicht.
Ich hab mal ein Buch über afrikanische Flüchtlinge gelesen, „Der Traum vom Leben“, da wurden auch die Lebensbedingungen in einem Slum in Lagos beschrieben und der Autor schrieb:
http://www.spiegel.de/panorama/elend-in-nigeria-die-polizisten-sind-die-miesesten-kerle-von-allen-a-438744.html
„Wir waren in seinem Slum von damals, und es roch wie nichts, was ich kannte. Und alle hier haben so traurige Augen. Oder nicht einmal mehr traurig. Das sind andere Menschen als Alte oder Arbeitslose bei uns. Die hier werden nicht geliebt, nicht gebraucht, nicht gefördert, nicht gewollt, sie sind ganz und gar überflüssig. “
Trotzdem kann man mMn nicht sagen, dass so ein Leben „sinnlos“ ist. mMn hat Leben keinen tieferen Sinn und wenn muss ihn jeder für sich selber finden. Lieben, Lernen, Gott Dienen, oder einfach nur seine Zeit absitzen. Das kann man nicht für andere beantworten.
Vielleicht geht es weniger um das glücklich sein, als vielmehr um die Liebe zu sich selbst und zu allem was ist. Im miteinander, im Respekt und Achtung vor allem was ist, liegt für mich der Schlüssel zum Glück.
Herzliche Grüße Frank