Mein Schwanz gehört mir! – Das (hoffentlich) letzte Wort

7 Sept

So, wie Gott ihn schuf…

Ich hätte nicht gedacht, dass es im 21. Jahrhundert soviel irrationale Opposition gegen die simple Feststellung geben würde, dass ein religiöser Brauch doch bitte schön nicht so weit gehen kann, einem unmündigen Menschen ungefragt und ohne Zustimmung einen Teil seines Körpers unwiderbringlich zu entfernen.

Gespottet wird da über Menschen wie mich, unsere Gegnerschaft zur nicht einvernehmlichen Beschneidung zeige nur unsere typische männlich phallozentristische Weltsicht und zeuge von Kastrationsangst.

Entschuldigung! Mein Schwanz bleibt nun mal mein Schwanz und ja, er ist mir wichtig, also halte ich es für ein Gebot der Menschlichkeit und des Respekts mich vorher zu fragen, ob man daran herumschneiden darf. Und dieses Recht sollten auch alle anderen Männer einschließlich der Männer in spe haben.

Die nicht einvernehmliche Beschneidung ist eigentlich so simpel, einfach und deutlich falsch, sie widerspricht jedwedem Prinzip von individueller Freiheit und körperlicher Selbstbestimmung, dass man sich angesichts der Argumentation der Gegenseite nur die Haare raufen kann.

Religion, Religion, Religion, das ist alles was man hört, gelegentlich bereichert um das Argument Hygiene, als würden wir im Mittelalter leben, wo es weder Seife noch fließend Wasser gibt; als würde man die hygienischen Vorteile der Beschneidung nicht auch noch später genießen können, dann nämlich, wenn man selbst darüber entscheiden kann.

Zugegeben, mit beschnittenem Schwanz wäre das mit der Hygiene einfacher: man bräuchte sich nur in die Badewanne zu setzen oder unter die Dusche zu stellen und der Schmutz würde fortgespült. Aber sich deshalb beschneiden lassen? Ich würde das nicht tun. Andere vielleicht schon. Na fein, dann sollten sie es tun dürfen. Kein Problem!

Aber man stelle sich einmal folgendes Szenario vor: Nach einer lebensnotwendigen Blinddarmoperation wacht man im Krankenhaus wieder auf und muss feststellen, dass man nebenbei auch noch die Vorhaut entsorgt hat. Empört wendet man sich den zuständigen Arzt, der einem breit lächelnd versichert, dies war ein kleiner Bonus auf Kosten des Hauses, immerhin sei die Beschneidung medizinisch unbedenklich, hygienischer und überhaupt würden Frauen beschnittene Schwänze viel sexier finden.

Wären wir empört? Selbstverständlich, und eine Anzeige wegen Körperverletzung und Schmerzensgeld wäre das Mindeste was diesem Arzt blühen würde. Jeder erkennt in diesem Szenario die fundamentale Verletzung der Grundrechte eines Menschens, selbst dann, wenn alle von unserem obigen Arzt aufgestellten Argumente pro Beschneidung stimmen würden.

Allerdings ist die oben beschriebene Geschichte einer nicht einvernehmlichen Beschneidung leider keine bloße Geschichte. Denn es widerfährt Menschen tatsächlich – hauptsächlich Kindern. Und die Frage die sich damit stellt, ist eigentlich recht einfach: Haben Kinder das gleiche Recht auf körperliche Unversehrtheit wie Erwachsene?

Es ist genau diese Frage, die in der Debatte von Seiten der Beschneidungsbefürworter immer wieder mit den immer gleichen Argumenten umgangen wird. Aber die Hygiene… aber die Religion…und sieht beschnittener Schwanz nicht sexier aus?

Im Übrigen: Obwohl der eigentliche Fokus in der Beschneidungsdebatte auf Religion liegt, hat mich das Argument der Ästhetik eines beschnittenen Penis besonders geärgert. Da gab es tatsächlich weibliche Stimmen, die von der Schönheit eines beschnittene Penis schwadronierten, als wäre das der Kern der Angelegenheit.

Immerhin mögen viel Männer große Brüste. Und viel Frauen kritisieren zu Recht einen Schönheitskult, der Frauen dazu nötigt, sich die Brüste vergrößern zu lassen. Allerdings hat man das Recht dazu, sich sowohl die Brüste vergrößern, als auch den Penis beschneiden zu lassen, nämlich wenn man mündig ist, und wenn man meint, man würde damit sexuell attraktiver werden. Aber ich denke man wird mir zustimmen, dass der potentielle ästhetische Gewinn großer Brüste (der mir aus naheliegenden Gründen egal ist) nicht dazu führen sollte, neugeborenen Mädchen vorsorglich Brustimplantate einzusetzen.

Doch kommen wir zum Kern der Debatte: Religion. Das ist genau der Punkt an dem ich mich zweitweise ins Mittelalter zurückversetzt fühle. Bereichern wir unser unser hypothetisches Bild vom erwachsenen Mann und der Blinddarmoperation um einen weiteren Aspekt: Nehmen wir an, dieser erwachsene Mann sei Jude und aus irgendwelchen Gründen noch nicht beschnitten worden. Nachdem er also nun aus seiner Narkose erwacht, muss er feststellen, dass man ihn zusätzlich beschnitten hat. Die Beschneidung, so erklärt man ihm, sei fundamental für das Judentum und darum eine Notwendigkeit gewesen, da sie den Bund der Juden mit Gott symbolisiere.

Wären wir empört? Ich schon, aber der größte Witz an der Geschichte ist, dass die Empörung sich in einem solchem Fall tasächlich nicht mehr so stark artikulieren würde, wie im Szenario ohne religiöse Begründung. Das ist keine bloße Behauptung, denn die Beschneidungsbefürworter benutzen das religiöse Argument geradzu exzessiv, als würde es irgendetwas erklären.

Da spricht man vom Ende des Judentums in Deutschland, so als würde das Judentum alleine aus der Beschneidung bestehen. Geradezu herzzerreißende Geschichten werden einem da aufgetischt, wie etwa die von Charlotte Knobloch in der „Süddeutschen Zeitung“:

Seit Jahrzehnten erklären wir, warum es trotzdem nicht nur richtig, sondern auch gut ist, in diesem Land zu leben, wir tun das selbst dann noch, wenn in Deutschland Rabbiner oder als Juden erkennbare Juden angepöbelt und krankenhausreif geschlagen werden. Beinahe mein ganzes Leben lang war und bin ich der Kritik der restlichen jüdischen Welt ausgesetzt. Seit sechs Jahrzehnten muss ich mich rechtfertigen, weil ich in Deutschland geblieben bin – als Überbleibsel einer zerstörten Welt, als Schaf unter Wölfen.

Ich habe diese Last immer gerne getragen, weil ich der festen Überzeugung war, dass es dieses Land und seine Menschen verdient haben. Erstmals geraten nun meine Grundfesten ins Wanken. Erstmals spüre ich Resignation in mir. Ich frage mich ernsthaft, ob dieses Land uns noch haben will. Ich frage mich, ob die unzähligen Besserwisser aus Medizin, Rechtswissenschaft, Psychologie oder Politik, die ungehemmt über „Kinderquälerei“ und „Traumata“ schwadronieren, sich überhaupt darüber im Klaren sind, dass sie damit nebenbei die ohnedies verschwindend kleine jüdische Existenz in Deutschland infrage stellen. Eine Situation, wie wir sie seit 1945 hierzulande nicht erlebt haben.

Anders als im Islam ist die Beschneidung im Judentum konstitutiv. Sie ist Kern der jüdischen Identität. Der Eifer, mit dem Selbstberufene gefühls- und gedankenlos unsere religiösen Fundamente in den Dreck ziehen, sucht seinesgleichen. Menschen, die offenbar keine Ahnung von der religiösen Bedeutung der Brit Mila, der Beschneidung, haben, die vermutlich niemals mit einem Juden gesprochen haben, wollen uns nun vorschreiben, ob und wie wir unsere Religion ausüben dürfen.

Mich machen diese Worte unsagbar traurig, aus einem sehr einfachen Grund: Sie sind gedankenlos und inhuman. Denn sie sagen ja nichts anderes aus, dass Religion gefälligst über dem Recht auf körperliche Unversehrtheit zu stehen haben, weil es nun mal Religion ist. Anstatt zu fragen, ob der Brauch an sich moralisch ist, wird die Existenz des Brauches zum moralischen Absolutum erklärt.

Ich brauche nicht mit Juden zu reden um zu wissen, dass ich körperliche Unversehrtheit für wichtiger halte, als eine religiöse Tradition. Ich halte das religiöse Argument für lächerlich, beschämend und im Kern für barbarisch. Es ist die alte fundamentalistische Argumentation, dass Gott sich für seine Taten nicht zu rechtfertigen braucht, weil er nun mal Gott ist; dass Homosexualität Sünde sei, weil es nun mal so in der Bibel stehe; dass Frauen weniger wert seien als Männer, weil Eva aus der Rippe Adams erschaffen wurde.

Wenn man religiöse Traditionen nicht zu rechtfertigen braucht, wie will man dann auf solcher Grundlage gegen Steinigungen argumentieren? Gegen die Diskriminierung der Homosexualität? Gegen Klitorisbeschneidung? Gegen Sklaverei? Denn all diese Dinge wurden und werden religiös begründet.

Geht man von Knoblochs Argumentation aus, könnte man all das für unantastbar erklären und in schwülstigen Worten für deren Beibehaltung eintreten. Kommt einem das Folgende nicht irgendwie bekannt vor?

„Für das Christentum ist die Verbindung zwischen Mann und Frau konstitutiv. Sie ist Kern der christlichen Identität. Der Eifer, mit dem Selbstberufene gefühls- und gedankenlos unsere religiösen Fundamente in den Dreck ziehen, sucht seinesgleichen. Menschen, die offenbar keine Ahnung von der religiösen Bedeutung der Ehe haben, die vermutlich niemals mit einem Christen gesprochen haben, wollen uns nun vorschreiben, ob und wie wir unsere Religion ausüben dürfen.“

Ist das nun Papst Benedikt XVI., der emotional und mit Tränen in den Augen über die Schändlichkeiten der Schwulenlobby spricht, die geheiligte Tradition der Ehe zu unterminieren? Nein, es sind Charlotte Knoblochs Worte, versehen mit einer anderen Religion und einem anderen religiösen Apekt. Aber prinzipiell ist es das gleiche Denken: Die Religion muss sich nicht rechtfertigen, denn sie ist Religion.

Kein Mensch auf der Welt wird mich jemals davon überzeugen können, dass Religion wichtiger ist, als das Selbstbestimmungsrecht eines Menschen, sei er nun erwachsen oder Kind. Die nicht einvernehmliche Beschneidung zu befürworten, heißt nichts anderes, als das Leben und die Freiheit des Individiums unter die Knute der Gemeinschaft zu zwingen. Wer sich beschneiden lassen will, kann das selbstverständlich gerne tun. Wenn es medizinisch notwendig ist, dann ist eine Beschneidung natürlich ebenfalls geboten.

Aber ich möchte nicht in einer Welt leben, in der ich nach einer Blinddarmoperation aufwache und feststellen muss, dass man mir auch noch die Vorhaut entfernt hat, weil die Vorhaut ja ebenso wie der Blinddarm nutzlos sei, die Hygiene einfacher ist, die Frauen nun mehr Sex mit mir haben wollen, ich mich mit der Beschneidung damit in eine große kulturelle und religiöse Tradition einreihe und es sowieso am Besten für mich sei.

Nein, nein und nochmals nein! Mein Schwanz gehört mir!

12 Antworten zu “Mein Schwanz gehört mir! – Das (hoffentlich) letzte Wort”

  1. Cem Kurnaz 7. September 2012 um 16:00 #

    Hey, ist doch völlig Ok, wenn Du auf Deinen Schwanz stehst, so wie er ist. Wer aber vom „Selbstbestimmungsrecht“ eines Menschen redet, der sollte sich überhaupt mal fragen, wie die erwachsenen Beschnittenen -das sind später nunmal die angeblich „misshandelten“ Kinder- ihren Schwanz bewerten. Solange von denen keine klagen kommen, ist es nicht besonders Schlau sich über deren Selbstbestimmungsrecht auszulassen, und zwar in der Form, dass es in Frage gestellt wird. Ob unbeschnittene es glauben oder nicht, Beschnittene sind selber in der Lage über ihre eigenen Schwänze zu befinden. Dazu brauchen sie keine Unbeschnittene, die besser über das Befinden Beschnittener Bescheid wissen wollen, als Beschnittene selber.

    ber über Selbstbestimmungslabern und verstehen, was es ist, das sind nunmal zwei verschiedene Sachen.

  2. Adrian 7. September 2012 um 16:14 #

    @ Cem Kurnaz

    Deine Auslassung geht völlig am Thema vorbei.

    „Ob unbeschnittene es glauben oder nicht, Beschnittene sind selber in der Lage über ihre eigenen Schwänze zu befinden.“

    Ja, und was machen Sie, wenn Sie finden, dass beschnitten besser ist? Als Unbeschnittener habe ich ja noch die Wahl, mich in eigener Entscheidung selbst beschneiden zu lassen. Umgekehrt wird das schwierig. Der zwangsweise als Kind Beschnittene hat also ein geringeres Selbstbestimmungsrecht als der nicht Beschnittene.

    Muss ich hier das in Stein meißeln? Es geht um das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper. Das bedeutet, dass jeder mit seinem Penis machen kann was er will. Wobei die Betonung auf „seinem Penis“ liegt.

    Ist das so schwer zu verstehen?

  3. Peter 7. September 2012 um 18:46 #

    Siehst Du, Adrian, deshalb braucht es einen Staat, der ab und zu ein paar Dinge verbietet, weil einige Religiöse zu dämlich sind um zu begreifen, dass an den Genitalien von Kindern nicht rumgeschnippelt werden soll.
    Abgesehen davon geht es nicht um die bereits beschnittenen, sondern um all die Jungen, die noch beschnitten werden sollen. Die muss man vor der Dummheit ihrer Eltern „mit Vorrrhaut ist kein jüdisches und moslemisches Lebbbben in Deutschlannnnd möglich“ schützen.

  4. Ralf 8. September 2012 um 13:27 #

    Es ist wie immer die Religion, die das Zusammenleben der Menschen vergiftet. Kinder werden nicht als Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus oder was auch immer geboren. Sie werden von ihren Eltern zwangsweise dazu gemacht. Schon das vermeintliche Recht der Eltern, über die Religionszugehörigkeit ihrer Kinder zu bestimmen, ist unvereinbar mit dem Selbstbestimmungsrecht des unmündigen Kindes, dem durch religiöse Indoktrination die spätere Möglichkeit genommen werden soll, selbst über etwaige Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft zu entscheiden. Es verwundert, dass das niemand öffentlich anzusprechen wagt. So lenkt sich die Debatte allein auf diejenigen Religionen, bei denen die Zwangsmitgliedschaft entscheidungsunfähiger Kinder gleich auch noch mit deren körperlicher Verstümmelung einhergeht. Stünde die Auseinandersetzung im größeren Rahmen, dass doch ein Mensch nicht das Recht haben kann, über eines anderen Geisteswelt zu bestimmen, ehe dieser selbst fähig ist, sich entsprechende Gedanken zu machen, wären die dummen Ausfälle von Leuten wie Frau Knobloch, die das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit in die Nähe der nationalsozialistischen Ideologie rücken, ganz so einfach nicht möglich. Dass man den Kinderverstümmlern die Ausflucht lässt, von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit zu schwafeln, ist Ergebnis der Begrenzung der Diskussion ausschließlich auf die Art des Aufnahmerituals, das in dieser blutigen Form bei anderen Religionen unbekannt ist. Im Kern geht das Problem aber über das Recht auf körperliche Unversehrtheit hinaus. Eigentlich sollte es um das Recht auf Religionsfreiheit (des Kindes, nicht seiner Eltern!) gehen. – Dass Eltern kein Menschenrecht haben, ihre Kinder in ihre Religion zu zwingen, sei es durch Wasserüberdenkopfgießen oder durch Vorhautabschneiden, ist so offenkundig, dass sich jeder Streit darüber unter vernunftbegabten Menschen erübrigt. Körperverletzung ist Körperverletzung und nur im medizinischen Notfall straffrei zu stellen. Für Leute, die glauben, im Auftrag eines altorientalischer Mythologie entsprungenen Geistwesens zu handeln, kann es kein Privileg auf Gewalt gegen Kinder geben. Wo zu Recht Ohrfeigen und Klapse aufs Hinterteil verpönt sind, darf man Verstümmelungen nicht tolerieren.

    Und noch ein Nachtrag: Ich bin selbst beschnitten, wegen Phimose und Balanitis. Trotz Narkose und bester medizinischer Durchführung der OP hatte ich am Abend danach starke Schmerzen und brauchte zwei bis drei Wochen, bis sich die Eichel umgewöhnt hatte, also normales Gehen usw. wieder möglich war. Natürlich ist das Leben jetzt einfacher ohne den engen Schlauch vor meiner Eichel, es ist schlicht sauber und sieht besser aus, und der Sex ist einfacher, aber der Orgasmus weniger schön. Ich rate jedem, der an Phimose leidet, es auch machen zu lassen. Und das ist der einzige rational zu rechtfertigende Grund, es zu tun.

  5. Atacama 8. September 2012 um 14:18 #

    „Solange von denen keine klagen kommen“

    Von denen kommen aber Klagen. Zumindest von manchen.
    Die berichten darüber dass sie kaum noch was fühlen, mit Kondom schon garnicht und Selbstbefriedigung klappt auch kaum.

    Davon abgesehen können Männer die als Kind beschnitten wurden wohl kaum beurteilen, welche Gefühlseinbußen sie hinnehmen mussten. Die sollten sich also zurückhalten mit „Ist doch garnicht so schlimm“.
    Ich hab son Ding ja nicht, aber allein das Wichsen geht mit Vorhaut doch mit Sicherheit besser, davon abgesehen dass die Vorhaut an sich bereits eine erogene Zone mit unendlich vielen Nervenzellen ist die dann einfach weg ist.

    Interessant übrigens, dass in der Pro-Argumentation – obwohl es ja eigentlich um Religion geht – ständig so Pseudoargumente kommen wie „sieht besser aus“, „hygienischer“, „Halbwegs Kondomalternative wegen (angeblich) reduziertem Geschlechtskrankheitsrisiko“, sieht besser aus usw.
    Wozu brauchen kleine Jungs sowas? Hier gehts um Kinder. Kinder vögeln sich nicht durch die Gegend und stecken Frauen mit HIV oder Herpesviren an. All diese Argumente werden wenn überhaupt erst wichtig wenn man (halbwegs) erwachsen ist. Und dann kann man es ja auch selber entscheiden.
    davon abgesehen dass religiöse Menschen doch sowieso jungfräulich in die Ehe gehen und dort auch bleiben. Von daher können religiöse Menschen ja überhaupt keine Krankheiten übertragen….oder?

    Ausserdem ist das immer subjektiv. Selbst wenn niemand sich beschweren würde, gilt die Sache mit dem Selbstbestimmungsrecht doch trotzdem.
    Mir machts erhlich gesagt angst, sowas in einem angeblich säkulären Staat. Und dann werden die Kritiker noch mit „Komikernation“ lächerlich gemacht von Merkel, so als sei es das absurdeste der Welt, da mal nachzuhaken.

    Und ja, mich würde wirklich mal interessieren, wieso ich aus religiösen Gründen meine Tochter, hätte ich eine, nicht beschneiden lassen dürfte. So mit Narkose und alles steril versteht sich.
    Denn wozu braucht ne Frau bitte ne Klitoris? Wir werden doch auch so schwanger. Untreu werden wir auch nicht wenn Sex keinen Spaß mehr macht und man kann seine Tochter angstfreier rumlaufen lassen, wenn sie zugenäht ist, weil eine Entjungerung dann unwahrscheinlich bis unmöglich wird. Das macht dann garantiert erst der Eheman. Schamlippen ab ist doch auch ne gute Sache. Da bildet sich ja auch mal Smegma nach ner Zeit wenn man sich nicht wäscht. Ist also viel hygienischer und gesünder. Das ist doch eine unwiderlegbare Argumentation und bietet fast nur Vorteile. Kann das jemand erklären? Also wenn mans religiös begründet, wieso ist das dann nicht mehr ok?

  6. JeeWee 9. September 2012 um 13:26 #

    Mittlerweile habe ich bei dem Thema so ein Bild einer bösen Übermacht im Kopf, die vielen Menschen ihrer Gedanken beraubt, die bedingungslos toleriert wird und der man ohne zu Hinterfragen dient.
    Hoffentlich endet das ganze mit einem Happy End und ein Held oder eine Formation vernichtet diese Macht. Dran glauben tue ich jedoch nicht. Obwohl rational gesehen ein Beschneidungsverbot an Kindern aus nicht-medizinischen Gründen einzig und allein richtig ist.

    Weiterhin finde ich es auch krass, was für eine Kraft diese böse Übermacht hat, dass sie Eltern dazu bringen kann, ihren Kinden höllische Schmerzen zuzufügen. Ich bin zwar kein Biologie noch Psychologe, aber ich würde mal behapten, dass ein Instinkt der Eltern ist, ihre Kinder zu beschützen. Und Schreie sind ein Zeichen von Schmerz, die man eigentlich vermeiden wollen würde.

  7. morus 9. September 2012 um 14:22 #

    @Ralf
    Bei Phimosen gibt es auch noch alternative Möglichkeiten, statt der Entfernung der Vorhaut. Seltsamerweise werden Jungs und Männer selten darüber informiert.
    Da sollte jeder selbst entscheiden, welche Methode er wählt. Es ist aber nicht so, dass bei einer Phimose eine Beschneidung IMMER notwendig ist.

  8. Genesis 10. September 2012 um 02:27 #

    So allmählich nervt die Debatte um die Beschneidung nur noch. Was Knobloch angeht, die ist nunmal Meisterin darin, sich selbst in der Opferrolle zu präsentieren (Godwin lässt grüßen). Böse Zungen behaupten, wenn man darüber schreiben würde, was sie nicht empört, hätte man weniger zu schreiben als umgedreht. Und diese Geschichte um den eingeflogenen Herrn Metzger aus Israel, no comment…

    Was die Beschneidungsdebatte angeht, da gibt es einen langen Thread bei Psiram/EsoWatch, der lesenswert ist: http://forum.psiram.com/index.php?topic=9020.0.

    Empfehlen möchte ich auch noch die Artikel von Michael Wolffsohn und Gil Yaron

    http://www.welt.de/debatte/article108845278/Nicht-die-Beschneidung-macht-den-Juden.html

    http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/beschneidungsdebatte-unsere-seltsame-tradition-11827726.html

    Die beiden sagen eigentlich alles, was es diesbezüglich zu sagen gibt, fern jeder Polemik.

  9. Ralf 14. September 2012 um 16:08 #

    @ Morus
    Wenn Du einen solchen Rüssel vor der Eichel hast, wie ich ihn hatte, und wenn die Vorhaut schlicht zu eng ist, um die Eichel auch nur so weit freizugeben, dass man nur ein winziges Stückchen davon sehen könnte, wenndeswegen schließlich immer wieder schmerzhafte Balanitis entsteht – dann gibt es wirklich keine Alternative. Im Übrigen habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sogenannte Alternativmethoden, egal in welchem medizinischen Bereich, nur Schmerzen verlängern, Lösungen verhindern und -wohl die Hauptsache- Ärzten, die sie propagieren, Geld verschaffen.

  10. Cees 23. September 2012 um 14:00 #

    Eine sehr überzeugende Diskussion aller Kommentatoren (bis auf eingangs Traditionsverteidiger Cem K.) hier, danke fürs Mitdenken (hey Cem, wo lassen Sie denken?) und danke an Gay West für die eindeutige Betonung des Vorrangs der Gewaltfreiheit und körperlichen kindlichen Unversehrtheit gegenüber den religiös begründeten und sexualmagisch aufgeladenen, uralten männerbündischen blutigen Initiationsritualen.

    Hier eine recht vollständige Liste von Organisationen weltweiter Intaktivisten und eine Bundestagspetition, die vom vielfach beschworenen zweijährigem „Moratorium“ ungewissen (mutmaßlich religionsfreundlichen oder „einzelfallorientierten“) Ausgangs gar nichts hält, sondern sinngemäß sagt: Kinderbeschneidung ist nicht Teil der elterlichen Personensorge – Eltern können nicht in die Beschneidung ihres Sohnes einwilligen.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Intactivism

    Petition vom 20. Juli 2012
    Pet 4-17-07-451-040847

    …möge der Bundestag beschließen, in das Bürgerliche Gesetzbuch Buch 4 Familienrecht Abschnitt 2 Verwandtschaft Titel 5 Elterliche Fürsorge § 1631 Inhalt und Grenzen der Personensorge einzufügen:

    § 1631d
    Verbot der rituellen Genitalmutilation

    Die Eltern können nicht in eine rituelle, medizinisch nicht indizierte Beschneidung ihres Sohnes (Zirkumzision) oder ihrer Tochter (nach der Typisierung der World Health Organisation die FGM vom Typ I, II, III, IV) einwilligen. Auch das Kind selbst kann nicht in die Beschneidung einwilligen. § 1909 findet keine Anwendung.

    http://eifelginster.wordpress.com/2012/07/21/297/

    Cees

  11. JeeWee 27. September 2012 um 18:55 #

    http://mogis-und-freunde.de/blog/beschneidung-von-jungen-eckpunkte-einer-gesetzlichen-regelung/?utm_source=supporter_message&utm_medium=email

    So, da ist es also passiert.
    Unsere beschissene Regierung hat vorm Religionswahnsinn den Kniefall gemacht und einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der sämtliche Ansprüche jüdischer Seite vollends abdeckt. Keine Betäubung, kein notwendiger Arzt, kein nachträgliches Anzeigen. Schnell ma eben den Diskurs abgewürgt und so ein Bullshit fabriziert, dem die Buchstaben U-N-G-E-R-E-C-H-T nur so auf die Stirn tätowiert sind. Betroffen sind nur Jungs, nur einwilligungsunfähige, und nur die Vorhaut. Lächerlicher geht es doch wohl kaum.

    Persönlich steht für mich klar, dass die Gesetzgebung in diesem Land keinerlei Wert mehr hat.

    Hat nicht jemand Bock auf ‚ Flashmob?

  12. Adrian 28. September 2012 um 11:26 #

    „Hat nicht jemand Bock auf ‘ Flashmob?“

    Wenn nette Männer dabei sind, mache ich mit. Ansonsten habe ich nicht mehr allzuviel Lust auf praktizierten politischen Protest.

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