Die „Achse des Guten“ war auch schon mal besser. Aktuell echauffiert man sich über zwei Positionen der FDP-Jugendorganisation „Junge Liberale“ („Julis“), und bezeichnet diese wenig schmeichelhaft und bar jeder Argumentation als „Liberale Vollpfosten“. Warum? Nun darum:
Die Beschneidung aus religiösen Gründen im Kleinkindalter soll verboten, die Leugnung des Holocausts hingegen legalisiert werden. Jedenfalls, wenn es nach dem Willen vieler Mitglieder der FDP-Jugendorganisation Junge Liberale (Julis) geht. Nach Ansicht der Julis führt die Beschneidung zu einer Schädigung des Kindes »hinsichtlich seiner sexuellen Empfindsamkeit im Erwachsenenalter«. So steht es in einem Beschluss, der beim Bundeskongress in Halle/Saale kürzlich mit großer Mehrheit verabschiedet wurde. […]
Zeitgleich plädieren immer mehr Jungliberale für eine Legalisierung der Holocaustleugnung, die nicht nur in Deutschland als »Volksverhetzung« unter Strafe steht. Eine entsprechende Forderung hatte der Landesverband Bayern unlängst beschlossen. Lasse Becker, Juli-Bundesvorsitzender, will das zwar nicht, sagt aber: »Grundsätzlich sehen wir Meinungsverbote sehr kritisch.« Becker möchte Schoaleugner »lieber durch sachliche Argumente entlarven«.
Beide Beschlüsse sind aus liberaler Sicht kaum zu kritisieren, abgesehen davon, dass man nicht auf sexuelle Schädigungen durch Beschneidungen hinweisen muss, um Beschneidungen an Kindern zu verbieten. Und die Leugnung des Holocaust? Nun, sachlich betrachtet ist das auch nur eine dumme Meinung unter vielen. Warum man diese bestrafen soll, habe ich noch nie verstanden.
Einen Widerspruch, Nazis zu mehr Rechten zu verhelfen, Juden und Muslime hingegen in ihrer Freiheit einzuschränken, erkennt Becker nicht
Es gibt auch keinen. Denn beide Beschlüsse in die Praxis umgesetzt, würde die individuelle Freiheit erweitern, nämlich einerseits die Freiheit der Rede und andererseits das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper. Wer es dagegen als Freiheitsbeschränkung ansieht, es zu unterlassen, anderen Menschen an den Geschlechtsorganen herumzuschneiden, hat das grundlegende Konzept individueller Freiheit nicht verstanden.
Momentan haben wir immerhin die absurde Situation, dass eine Meinungsäußerung strafbar ist, während eine zwangsweise verübte Körperverletzung straffrei gestellt wird. Dass die Julis hier ansetzen wollen, während ihre Mutterpartei den Status quo aufrechterhalten will, belegt nur, dass sogenannte „Vollpfosten“ mehr vom Liberalismus verstehen, als FDP oder die „Achse des Guten“.
Waren die wirklich mal besser?
Ich kenne die Achse nicht gut, aber m.W. waren die schon immer so.
Meiner Meinung nach, waren die mal besser. Ich habe sie früher jeden Tag gelesen, jetzt nicht mehr.
Mir ist nicht so ganz klar, wie man die „Holocaust-Leugnung“ in die Rubrik „freie Meinungsäußerung“ stellen kann, schließlich ist der Holocaust ja tatsächlich geschehen und ist geschichtlich belegt.
Ich kann nicht hergehen und die Hurricans „Kathrina“ und „Sandy“ als laue Lüftchen bezeichnen, und die dadurch entstandenen Schäden leugnen wollen; das wäre keine freie Meinungsäußerung, das wäre pure Idiotie.
Nach Ansicht der Julis führt die Beschneidung zu einer Schädigung des Kindes »hinsichtlich seiner sexuellen Empfindsamkeit im Erwachsenenalter«.
Sexuelle Empfindsamkeit – Von beschnittenen Jungs sagt man, sie könnten länger……… 🙂
Sorry, war ein Ausrutscher; natürlich gehört die Beschneidung von Kindern ganz grundsätzlich verboten.
Weil wir hier in Westeuropa nicht die Macht haben, Beschneidungen von Kindern grundsätzlich weltweit verbieten zu können, möchte ich mich auf den Standpunkt zurückziehen, dass die Menschen, die ihre Kinder beschneiden lassen wollen, dies gefälligst in ihrem Heimatland tun sollen – die wahrhaftig einzige Ausnahme bei Jungs wäre für mich eine schwere Phimose.
Und idiotische Meinungsäußerungen sollten verboten und bestraft werden?
Oder worauf willst du hinaus?
Ich würde solchen Äußerungen nur den Status „freie Meinungsäußerung“ entziehen wollen, und solche Äußerungen eben als das hinstellen, was sie sind, nämlich nichts als idiotisches Geplappere.
Bezogen auf die Holocaust-Leugnung sehe ich das so, dass solche Äußerungen eben absolut keine Beachtung finden dürfen einerseits, und dass andererseits der „Äußerer“ sich eben das Ettikett „Rechtsradikal“ anheften lassen muss.
Wenn einer sowas äußert ist das für mich nicht das Kundtun einer Meinung, sondern eben nur idiotisches Geplappere.
Verbieten oder bestrafen kann man natürlich selbst die idiotischste Äußerung nicht, solange sie keine persönliche Beleidigung oder Diffamierung enthält.
Ich finde es erstaunlich, dass Meinungen offenbar nicht idiotisch sein können oder dürfen, weil sie dann sofort keine Meinungen mehr seien. Schauen wir usn doch mal die Definition an:
„Eine Meinung (von indogermanisch moino Wechsel, Tausch) ist im engeren Sinn die subjektive Ansicht und Einstellung zu Zuständen, Ereignissen oder anderen Personen (rechtlich: Werturteil), ihre wesentliche Aufgabe ist die Bewertung oder Beurteilung, sie sagt aus, wie jemand/etwas sieht.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Meinung
Soll heißen: Meinungen sind immer subjektiv, sie müssen nicht rational sein, nicht durchdacht und auch nicht der Realität entsprechen. Dass man persönlich andere Meinungen idiotisch findet, ist demzufolge völlig normal.