Wer wissen will, was bei den Sozialdemokraten im 21. Jahrhundert falsch läuft, der sollte sich den Beitrag von Christian Soeder auf dessen Blog „Rot steht uns gut“ zu Gemüte führen. Nur so viel sei vorweggenommen: Sozi zu sein, heißt heutzutage offenbar pro Körperverletzung, pro religiösen Obskurantismus und contra individuelle Selbstbestimmung zu sein.
Anderserseits argumentiert Soeder ja aus einer streng kollektivistischen, antiindividualistischen Position heraus. Und eine solche Position ist ja durchaus nicht selten „links“. Leider…
Ich habe Herrn Soeder schon so oft empfohlen bekommen als einen Sozialdemokraten, mit dem man echt gut reden könne.
Seit er mich in meinem Blog mal als Nazi beschimpft hat, weil ich mich für Präimplantationsdiagnostik ausgesprochen habe, trage ich mich da mit ernsten Zweifeln.
Andererseits sollte ich vielleicht endlich auf mal aufhalten, auf diesem Vorfall rumzureiten. Ist ja schon eine Weile her…
„Sozi zu sein, heißt heutzutage offenbar pro Körperverletzung, pro religiösen Obskurantismus und contra individuelle Selbstbestimmung zu sein.“ DIESER Satz lässt sich aber nur grammatikalisch umdrehen! .p
@ bajazbasel
I don’t get it…
Anderserseits argumentiert Soeder ja aus einer streng kollektivistischen, antiindividualistischen Position heraus. Und eine solche Position ist ja durchaus nicht selten “links”.
Nein, Adrian, in diesem Fall tut er das (erstaunlicherweise) eben gerade nicht. Er bemüht das Erziehungsrecht der Eltern als hohes Rechtsgut, um die Praxis der Beschneidung des männlichen Genitals bei Knaben zu rechtfertigen.
Zum einen herrschte ein massiver antireligiöser Furor, eine Art Vulgär-Humanismus, der darauf abzielte, dass der Staat als mächtige Kontrollinstanz direkt in die Erziehungsgewalt der Eltern eingreift und sie gemäß den Wünschen der Mehrheit maßregelt.
Das sind doch einigermassen erstaunliche Töne für einen Sozialdemokraten, die in der Regel nicht abgeneigt sind, so ziemlich alles staatlicher Aufsicht zu unterstellen. Ob dieser Befund auch für Herrn Söder zutrifft, das weiss ich nicht, dafür kenne ich seine Positionen zu wenig (eigentlich gar nicht, ausser diesen einen Kommentar zur Beschneidung von Knaben).
Argumente hat er eigentlich kaum, dafür bemüht er sich redlich, allen Kritikern das Etikett „rechtsradikal“ anzuhängen. Ein bekanntes Agitationsmuster, das immer dann bemüht wird, wenn es an Argumenten mangelt. Soweit er zu argumentieren sich bemüht, wären diese Argumente genauso geeignet oder ungeeignet, um die Beschneidung von Mädchen – zumindest die gering invasiven Formen – zu rechtfertigen.
Letztendlich ist es schlicht Feigheit, die Angst, er könnte selbst ein Opfer der Diffamierungspraxis werden, die er auf seine politischen Gegner anwendet. Ausserdem wäre es für säkularisierte Linke eigentlich angemessen, archaisch religiöse Rituale kritisch zu hinterfragen.
„Nein, Adrian, in diesem Fall tut er das (erstaunlicherweise) eben gerade nicht.“
Doch das tut er. Er argumentiert auf der Basis von Gruppen- und Minderheitenrechten.