Dance with me!

8 Jan

Wie sehr Homosexualität als gesellschaftlicher Störfaktor betrachtetet wird, macht ein Artikel des Online-Magazin 20min.ch deutlich. Dort geht es um die steigende Zahl gleichgeschlechtlicher Paartänzer, die aber weiterhin von den regulären Tanzturnieren ausgeschlossen sind. Die Mehrheit der Kommentare zu dem Artikel ist unbedingt dafür, dieses Verbot aufrechtzuerhalten. Interessant ist, dass man sich dabei krampfhaft versucht einzureden, dass der Paartanz zwischen Mann und Frau eigentlich überhaupt nichts mit Heterosexualität zu tun habe:

„es geht um Tanz und nicht um Sex
ein Tanzpaar ist nun mal Mann und Frau. Diese Reduktion auf die Sexualität hat im Tanz nichts zu suchen.“

Soso, ein Tanzpaar ist nun mal ein Mann und eine Frau. Aber warum ist es ein Mann und eine Frau? Welchen Grund dafür könnte es jenseits einer heterosexistischen Norm noch geben?

„Viele Tanzpaare sind im echten Leben ja auch nicht in einer Beziehung. Hier gehts doch um den Sport und dessen Regeln sind doch klar Frau tanzt mit Mann!“

Genau! Die Regeln sind klar: Frau tanzt mit Mann. Aber warum tanzt Frau mit Mann? Welche Begründung gibt es für diese Ausschließlichkeit, die nichts mit Heterosexualität zu tun hat?

„Das eine hat mit den anderen nichts zu tun. Wenn sie teilnehmen dürften, dann in einer eigenen Klasse. Denn ausschlaggebend beim Paartanz ist das Spiel zwischen Mann und Frau. Da braucht es beide.“

Aha, ausschlaggebend ist also das Spiel zwischen Mann und Frau. Aber welches Spiel eigentlich? Und wieso nur das Spiel zwischen Mann und Frau? Und wie rechtfertigt man das, wenn nicht mit Heteronormativität?

Ich denke es ist offensichtlich, dass der Paartanz lediglich eine weitere Form gesellschaftlichen Bekenntnisses ist, dass Mann und Frau zusammengehören und sich perfekt und in jedem Fall ergänzen. Die Kommentare machen das ja sehr deutlich: Das war schon immer so, es geht um das Spiel zwischen beiden Geschlechtern, beim Tanzen braucht es beide Geschlechter. 

Aber warum eigentlich?

4 Antworten zu “Dance with me!”

  1. allsurfer4 13. Januar 2013 um 19:08 #

    Ach du liebes bißchen…..ist hier wohl keinem was dazu eingefallen, dabei ist es nach meiner Auffassung eigentlich ganz einfach zu beantworten.
    Ich dachte, ich könnte hier Kommentare kommentieren oder beantworten; aber ok, häng ich mich halt alleine aus dem Fenster………
    Ich hab’s nirgends gelesen, es ist meine ureigenste Meinung:
    Fast alle unsere Paartänze haben sich in der Frühzeit aus Fruchtbarkeitstänzen der verschiedensten Völker entwickelt – und Homosexualität hat mit Fruchtbarkeit nun mal nicht das geringste zu tun.
    Von daher möchte ich den Ausschluss gleichgeschlechtlicher Paare von öffentlichen „normalen“ Tanzturnieren durchaus befürworten.
    Diese Ausschlüsse gab es schon immer.
    Schon in der Frühzeit waren z. B. die Frauen von den Kriegstänzen und Mannbarkeitstänzen der Männer ausgeschlossen, umgekehrt wahrscheinlich genauso.
    Kein Mensch wird auf die Idee kommen, z. B. die Paralympics mit den „normalen“ olympischen Spielen vermischen zu wollen.
    Gegen Tanzturniere mit ausschließlich gleichgeschlechtlichen Paaren ist überhaupt nichts einzuwenden.
    Eine Männergruppe mit Tanzakrobatik oder reiner Akrobatik wird mit Sicherheit nirgends als schwul betrachtet, und wenn das Fernsehballett, gleich, welchen Senders, ohne Männer auftritt, schimpft auch keiner: „Oh, diese Lesben“.
    Im Gegensatz zu einer vielleicht offiziellen Meinung, wonach Tanz mit Sex nichts zu tun hat, lässt sich einfach nur sagen: Quatsch!
    Der Paartanz strahlt sogar puren Sex aus.
    Ich möchte sogar soweit gehen, zu behaupten, dass der Paartanz schon immer dazu diente, herauszufinden, wie gut „Sie mit Ihm“, oder „Er mit Ihr“ könnte – wie gut können sich die beiden „riechen“? Stimmt die Chemie?
    Viele werden dann hinterher zum Paar geworden sein, die vorher keines waren.
    Nach meiner Auffassung wurde hier wieder viel Aufregung geschürt um (fast) nichts.

  2. bombastu 13. Januar 2013 um 21:03 #

    „Fast alle unsere Paartänze haben sich in der Frühzeit aus Fruchtbarkeitstänzen der verschiedensten Völker entwickelt – und Homosexualität hat mit Fruchtbarkeit nun mal nicht das geringste zu tun.“

    Die heutigen Tanzturniere auch nicht. Oder glaubst du, die Tänzer dort sind sich ihrer archaischen kulturgeschichtlichen Bedeutung bewusst? Dies ist eine Sportart, in der es um die Beherrschung des eigenen Körpers geht. Es gibt keinen Grund, Homosexuellen auszuschließen.

    „Kein Mensch wird auf die Idee kommen, z. B. die Paralympics mit den “normalen” olympischen Spielen vermischen zu wollen.“

    Bist du ein Troll? Die Implikation deiner Aussage (dass wahlweise Homo- oder Heterosexuelle als „behindert“ einzustufen sind) liegt dies nahe.

    „Der Paartanz strahlt sogar puren Sex aus.“

    Naja, dann ist doch alles wunderbar. Du weißt doch: Homosexuelle stehen aufeinander, also können auch homosexuelle Tanzpartner diese sexuelle Anziehung ausstrahlen und im Tanz darstellen.

  3. allsurfer4 14. Januar 2013 um 20:14 #

    „Die heutigen Tanzturniere auch nicht. Oder glaubst du, die Tänzer dort sind sich ihrer archaischen kulturgeschichtlichen Bedeutung bewusst? Dies ist eine Sportart, in der es um die Beherrschung des eigenen Körpers geht. Es gibt keinen Grund, Homosexuellen auszuschließen.“

    Die Tänzerinnen und Tänzer sind sich ihrer archaichen kulturgeschichtlichen Bedeutung möglicherweise nicht bewusst, aber es gibt die unbewusste (unterbewusste) Körpersprache, die da vorherrschend ist, neben der Ästhetik, und, im Gegensatz zu deiner Meinung, wissen das die Profis durchaus.
    Eine Sportart, in der es um Körperbeherrschung geht, sehe ich darin absolut nicht.
    Lasse einen, der seinen Körper absolut beherrscht, aber kein Gefühl für Rhythmus, Klang und Takt besitzt, tanzen, er wird kläglich scheitern.
    Körperbeherrschung im Sinne des Wortes ist allenfalls beim akrobatischen Tanz, und/oder z. B. Breakdance, gefragt.

    „Bist du ein Troll? Die Implikation deiner Aussage (dass wahlweise Homo- oder Heterosexuelle als “behindert” einzustufen sind) liegt dies nahe.“

    Der Troll bist in diesem Falle wohl du, weil du Dinge siehst, die ich nie geschrieben habe.
    Der Vergleichspunkt ist nicht irgendeine Behinderung, sondern die gleiche Sportart, mit abgewandelten Disziplinen.

    „Naja, dann ist doch alles wunderbar. Du weißt doch: Homosexuelle stehen aufeinander, also können auch homosexuelle Tanzpartner diese sexuelle Anziehung ausstrahlen und im Tanz darstellen.“

    Natürlich können gleichgeschlechtliche Paare sexuelle Anziehung ausstrahlen, und im Tanz darstellen und das sollen sie auch, aber eben nicht in öffentlichen Tanzturnieren, die für Männer und Frauen ausgerichtet sind.
    Die sexuelle Anziehung, die von gleichgeschlechtlichen Paartänzern ausgestrahlt wird, ist eine andere, als die von Mann und Frau.
    Ich würde als Ausrichter von solchen Turnieren niemals das Risiko eingehen wollen, ein Turnier platzen zu sehen, weil 98 % aller angereisten Paare empört wieder abreisen, außerdem muss auch an die Zuschauer gedacht werden, die neben strammen männlichen Körpern eben auch rauschende Ballkleider sehen wollen, und zwar im Wechselspiel zwischen den Geschlechtern, und nicht mal weibliche und mal männliche Paare.

    Zu guter Letzt kämen da noch die Tanzrichter/innen ins Spiel, die Leute also, die für die Punktevergabe verantwortlich sind.
    So manch eine/r würde sich vielleicht noch versehentlich outen, weil die Punktevergabe für das weibliche oder das männliche Paar zu hoch ausfällt.

  4. bajazbasel 23. März 2013 um 00:17 #

    Es fällt mir auf, dass vorgeschichtliche Mythen und Überlieferungen immer streng heterosexuell sein müssen. Dabei waren die gleichgeschlechtliche Beziehung und ihr Sex schon immer fester Bestandteil der heterosexuellen Kultur und – wie bei den männlichen Ausdrucksformen die Frauen – „immer mitgemeint“. Es gab gleichgeschlechtlich orientierte Pharaonen und Gilgamesch und Enkidu waren wackere Heteros und hatten vor über 5000 Jahren doch ein Verhältnis miteinander…

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