Es gibt Beiträge, die ich einfach nicht verstehe. Dazu gehört der neueste der „Tagesspiegel“-Kolumnistin Hatice Akyün. Ausgehend von der Brust-Operation, die Angelina Jolie aus Gründen der Krebsprävention vorgenommen hat, hält sie es für angebracht, billige feministische Klischees zum Besten zu Geben, die sich natürlich gegen den Mann richten:
Dieser Weltstar, diese Ikone von Frau hat sich die Brüste entfernen lassen. Wow, was für eine Vorstellung: Lara Croft ist nun flach wie ein Brett. Wenn man manche Schlagzeilen der vergangenen Woche las, dann konnte man auf diesen Gedanken kommen.
Richtig! Man konnte auf diesen Gedanken kommen, und auch ich bin auf diesen Gedanken gekommen. Denn in den Schlagzeilen war eigentlich immer von einer „Amputation“ der Brüste die Rede. Und mit Amputation verbindet man nun mal spontan, dass etwas – in diesem Fall die Brüste der Jolie – entfernt wurde.
Jetzt nehmen wir uns für einen Moment alle mal ein kleines Stück zurück.
Jawohl, Frau Akyün, das machen wir doch glatt!
Jolie wurde das möglicherweise anfällige Gewebe entfernt, wohl komplett. Das bedeutet: Alles, was in ihren Brüsten war, ist weg. Die Hülle der Begehrlichkeit ist noch da. Da ich davon ausgehe, dass Familie Jolie nicht auf Barack Obamas Gesundheitsreform angewiesen ist, ist zu vermuten, dass bei ihr alles wieder nett anzuschauen ist.
Hmmm, aber das ist uns doch bekannt. Das stand nämlich in den Artikeln über Frau Jolies Brust-OP. Und sofern man nicht nur die Schlagzeilen gelesen hat, ist das nun wahrlich keine Neuigkeit. Worauf will Akyün also hinaus?
Nun, sie versucht, eine Einleitung zu finden, um Männern – ganz feministisch – etwas vorzuwerfen. In diesem Fall, deren Begehren nach Brüsten:
Und viele Männer äußerten sich zur Wichtigkeit von weiblichen Brüsten. Die Wahrheit an der Geschichte ist leider viel profaner. Es ist die Angst vor dem Brustkrebs und die Furcht, durch die Krankheit vorzeitig aus dem Leben gerissen zu werden. Hinter alldem kommt aber auch zum Vorschein, wie Frauen aussehen sollten, um zu gefallen. Und dass eine Frau nur mit den zwei Dingern komplett ist. Die wiederum müssen nachfrageorientiert dem Gefallen der Zielgruppe an Größe, Konsistenz und Erscheinungsform entsprechen.
Dabei ist es nun wahrhaftig nicht ungewöhnlich, dass etwas „nachfrageorientiert dem Gefallen der Zielgruppe“ entsprechen sollte. Und wenn Männer auf Brüste stehen, kann man ihnen wohl kaum vorwerfen, dass sie auch einen bestimmte Idealvorstellung von der weiblichen Brust haben. Immerhin habe auch ich eine Idelavorstellung von einem Penis und dem männlichen Hintern. Wo ist jetzt also der Erkenntnisgewinn?
Meine Integration in den Arbeitsmarkt fand übrigens ohne jedwede Diskriminierung durch meine Herkunft statt. Und im Nachhinein betrachtet war das nicht Ausdruck kultureller Fortentwicklung, sondern lediglich der Tatsache geschuldet, dass meine eigene Körbchengröße offenbar so den Normen entsprach, dass Männer glatt über meine anatolischen Gesichtszüge hinwegsehen konnten. Männer sind anscheinend so sehr darauf fixiert, was Frauen vor sich tragen, dass sie die Persönlichkeit nur erkunden, wenn da nichts wackelt. Ansonsten reicht ihnen die Visitenkarte der hervorstechenden Merkmale.
Bei Lichte betrachtet, ist diese Aussage von einer atemberaubenden Dreistigkeit. Hier unterstellt Akyün nämlich allen Männern rassistische Tendenzen, welche in ihrem Falle als potentiellem „Opfer“ lediglich deshalb nicht zum Tragen gekommen sind, weil sie zufällig die richtige Körbchengröße hat. Der Gedanke, dass man sie wegen ihrer fachlichen Qualifikation beurteilt haben könnte, scheint Akyün offenbar gar nicht gekommen zu sein. Nein, ihre Analyse sieht viel banaler aus: Männlicher „Sexismus“ (böse Männer stehen auf Brüste) triumphiert über männlichen Rassismus.
Mir kommt der bittere Gedanke, dass nicht die mögliche Krankheit, sondern das Abbild dessen, wie man auszusehen hat, im Vordergrund der Debatte steht. Wie absurd, dass der Wert einer Frau danach bemessen werden soll, was mit ihren Brüsten ist.
Und mir kommt der Gedanke, dass Frau Akyün allzu tief in das feministische Rotweinglas geschaut hat. Wo in der Debatte um Jolies Operation wurde der Wert einer Frau an den Brüsten festgemacht?
Das einzige, was man Männern zum Vorwurf machen könnte ist, dass sie auf Brüste stehen. Doch wo liegt da genau das Problem? So sind wir Männer nun mal! Wir finden Gefallen an körperlichen Reizen! Sind wir schwul, stehen wir auf Schwänze, sind wir hetero, dann auf Titten. Ist das skandalös? Falsch? Moralisch verwerflich?
Wohl kaum! Ich jedenfalls würde mich nie dafür schämen. Und ich werde jedem ins Gesicht lachen, der mich dafür beschämen will.
Nun Frauen stehen auch auf äusserliche Reize, den berühmten Knackarsch und nicht zu vergessen den Porsche… Ich finde jedoch den Artickel von Burmester auf SPON auch den Hammer; frei ausgelebte Männerverachtung…
Man sollte sie einfach mal fragen, ob es für sie ein Problem wäre, einen Mann mit entfernten Hoden (Hodenkrebs) zu daten.

Oder ob sie zwischen dem hier
und meinetwegen dem
in Sachen Attraktivität unterscheiden würde.
Manche Frauen vergessen einfach,dass sie das was sie kritisieren selber tun (manche Männer allerdings auch).
Ich habe Hatice auf ihrer Facebookseite mal deinen Artikel reingestellt; vielleicht mag sie sich ja dazu äußern.
Was für ein ekelhafter Sexismus. Als ob es keine Männer gäbe, die ihre erkrankten Partnerinnen liebevoll begleiten. Als ob es keine trauernden Söhne, Väter, Männer, Brüder und Freunde von Brustkrebsopfern gäbe. Dumme Kommentare zu Jolies Entscheidung kamen von Männern und Frauen, gerne mit antiamerikanischem und antikapitalistischem Einschlag. Da gab es dann aber auch viel Gegenrede, ebenfalls von Männern und Frauen. Das ist eine Charaktersache und hat nichts mit dem Geschlecht zu tun.
Akyüns dämliche Einlassungen haben aber auch etwas unfreiwillig komisches. Wer sich selbst als Titten-Hatice inszeniert, die es immer nur mit gefühlskalten, rassistischen Sexisten zu tun hat, der kommt nicht als strahlende Feministin, sondern einfach nur arg labil rüber.Gute Besserung, Frau Akyün.
„Der Gedanke, dass man sie wegen ihrer fachlichen Qualifikation beurteilt haben könnte, scheint Akyün offenbar gar nicht gekommen zu sein.“
Komisch, irgendwie komme ich auch nicht auf diesen Gedanken. 😉
Atacama, kannst du nur in Klischees denken? „Zufällig“ suchst du Fotos eines schlanken Typen der hässlich, mager und blass ist und vergleichst ihn mit einem muskulösen, hübschen Typen.
Man kann aber auch einen hübschen Schlanken mit einem hässlichen Hypermuskulösen vergleichen und schon nimmt man es anders wahr.
Schwule haben nicht alle den selben Geschmack…
@Joybox:
Wer hätte das behauptet?
@joybox
Was genau willst du mir mitteilen?
Mir ging es darum, dass die Frau in dem Artikel sich offenbar darüber empört, dass anderen Menschen das Aussehen eines Partners wichtig ist. Oder das Vorhandensein bestimmter Körperteile.
Und ich habe dann eine Vermutung darüber angestellt, dass das bei ihr möglicherweise nicht so viel anders ist.
@ Arne Hoffmann
Vielen Dank. Mal sehen ob Sie sich äußert.
Brüste sind nett, aber wichtiger sind definitiv Hintern und Beine. Ja, auch solche Heteros gibt es.
Auf knackige Männerpo` stehen Schwule auch. Und auf sexy Oberkörper und straffe Beine. Und nicht zuletzt auf Schwänze!
Aber was ist mit Heteros und Muschis?
Heten hört man selten über Vaginas schwärmen, dabei sind sie doch das primäre, weibliche Geschlechtsorgan, der Innbegriff der Weiblichkeit und die Wiege des Lebens. Lol
Naja, ich als Hetero finde Vaginas ganz toll 🙂
Was nettes nebenbei das passiert ist als ich während einem größeren Familientreffen Gay West auf dem Laptop offen hatte: Eine Bekannte meiner Tante sah das Bild links oben und meinte und „sowas öffentlich, eine Schande bla und blub“. Meine 10 jährige Nichte meinete empört: „warum, wir haben auch so einen Hund!“ 😀