Wer zahlt, befiehlt! Wer bezahlt wird, genießt?

1 Jun

Ist der Grund für die heftigen Proteste gegen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in Frankreich in Wahrheit purer Neid? Ein Bericht im Schweizer Tagesanzeiger lässt einen auf diese Idee kommen. Unter Verweis auf  eine Veröffentlichung in «The Atlantic» heißt es dort:

Homosexuelle Paare machen vieles besser als heterosexuelle Paare, sie sind nämlich glücklicher, das zeigen Untersuchungen seit den 60er-Jahren bis heute.

Woran das liegt?

Es gibt kein Rollenbild, in das die Beteiligten aufgrund ihres Geschlechtes gepresst werden, Lesben und Schwule begegnen sich auf Augenhöhe oder eben auch: gleichberechtigt. Die Aufgabenteilung in ihrer Partnerschaft erfolgt nicht automatisch aufgrund des Geschlechts, sondern aufgrund von Begabungen, oft ist sie variabel oder muss gründlich diskutiert werden.

Gleichberechtigung soll also glücklich machen.

Bloss: In heterosexuellen Beziehungen ist sie auch 2013 keine Selbstverständlichkeit, da dominiert immer noch die traditionelle Rollenverteilung aufgrund des Geschlechts. Es sind nach wie vor meistens die Frauen, die beruflich zurückstecken, wenn Kinder da sind, die trotz Berufstätigkeit mehr Arbeit im Haushalt übernehmen und sich mehr für das Wohlbefinden der Familie verantwortlich fühlen.

Man fragt sich, warum Frauen das tun, wenn es sie so unglücklich macht:

So verwundert es nicht, dass unter all den befragten lesbischen, schwulen und heterosexuellen Paaren die heterosexuellen Frauen am unglücklichsten waren: Sie leiden unter der klassischen Rollenverteilung, darunter, dass sie ihre Partner nicht als unterstützend genug wahrnehmen und den Eindruck haben, den Karren alleine ziehen zu müssen.

Spannend finde ich folgenden Befund:

Dennoch gibt es auch bei homosexuellen Paaren Ungleichheiten: Auch bei ihnen hat jener Teil das Sagen, der mehr Geld verdient. Im Vergleich ist das am wenigsten der Fall bei lesbischen Paaren, dann folgen die heterosexuellen Paare, und am meisten eine Rolle spielt die finanzielle Potenz bei Schwulen: Es scheine, schreibt das Autorenduo der Studie, dass sich unter Männern das männliche «Wer zahlt, befiehlt» noch stärker intensiviere.

Und wie wirkt sich diese Ungleichheit auf die Zufriedenheit der schwulen Männer aus? Sind sie deshalb weniger glücklich und ist ihr einziges Vergehen, dass sie gegen die gesellschaftliche Vorgabe der Gleichheit verstoßen?

Überrascht stellt der Tagesanzeiger fest, dass sich ein erheblicher Teil schwuler Eltern entscheidet, eine klassische Rollenverteilung zu praktizieren:

Während sich 32 Prozent der heterosexuellen Paare dafür entscheiden, dass ein Elternteil zu Hause bleibt (meist die Frau), wählen bei schwulen Eltern erstaunliche 33 Prozent ebenfalls dieses Modell.

Wenn es den Beteiligten damit gut geht, was spricht dagegen? Auch wenn es auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein scheint, hieß es doch eben noch, Gleichberechtigung sei eine wesentliche Voraussetzung für eine glückliche Partnerschaft. Oder sollten sich Gleichberechtigung und eine klassische Rollenverteilung gar nicht ausschließen – wenn letztere eine freie Entscheidung der Beteiligten darstellt und keinen Automatismus aufgrund finanzieller Zwänge oder traditioneller Rollenerwartungen?

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