Eine Ehe ist eine Ehe ist eine Ehe

25 Jun

Union und FDP kritisieren evangelisches Ehe-Bild

war in der vergangenen Woche ein Beitrag in der WELT überschrieben, dessen Inhalt für mich nicht zum Titel zu passen scheint. Wenn man sich nämlich die Mühe macht, den Text zu lesen, erfährt man, dass es keineswegs „Union und FDP“ sind, die die Orientierungshilfe der EKD kritisieren, sondern

zwei evangelische Pfarrer, die dem EKD-Text Versäumnisse vorwerfen.

Der eine Pfarrer ist Christian Meißner, Bundesgeschäftsführer des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) von CDU/CSU.

Was hat dieser auszusetzen an dem EKD-Text? Er sei der Ansicht,

die lebenslange Ehe von Mann und Frau 

müsse vorrangig behandelt werden.

In dem Text steht also nicht, was Herrn Meißner gefällt, weshalb ihm der Text nicht gefällt.

Der andere evangelische Pfarrer ist der FDP-Bundestagsabgeordnete Pascal Kober. Dessen Kritik ist besonders bemerkenswert, weil Kober als Liberaler erst einmal keine Probleme damit hat, wenn neben der heterosexuellen Ehe andere Lebensformen gewürdigt werden. „Theologisch“, sagte Kober denn auch zunächst der „Welt“, „stimme ich der kirchlichen Anerkennung der verschiedenen familiären Lebensformen als verbindlichen Verantwortungsgemeinschaften voll zu, gerade auch, wenn es um gleichgeschlechtliche Partnerschaften geht.“

Dann allerdings bemängelt Kober, dass es seine Kirche an einer klaren und ausführlichen Argumentation fehlen lasse. Er hätte, so Kober, „von der EKD erwartet, dass die theologische Argumentation sehr viel breiter entfaltet wird“ und dass dabei stärker auf „die vielen Fragen“ eingegangen werde, „die zahlreiche Christen ja angesichts der Veränderungen im Ehe- und Familienverständnis haben“.

Das klingt nach einer völlig anderen Motivation für die Kritik als die des Herrn Meißner. So suggeriert die Überschrift nicht nur eine Kritik von „Parteien“, die sich gar nicht zum Text geäußert haben, sondern auch eine Einigkeit der Kritik, die nicht gegeben scheint.

Schließlich gibt es auch von katholischer Seite Kritik. Den Limburger Bischof Tebartz-van Elst bspw.  stört,

dass Ehe hier gerade in ihrer unverwechselbaren Bedeutung geschmälert wird

– und steht damit Christian Meißner nicht nach in dem Wunsch, dass alles so bleiben möge wie es ist – zumindest auf dem Papier. Ganz überraschend ist diese Erklärung nicht, 

Tebartz-van Elst ist halt ein erklärter Konservativer, Differenzen mit ihm sind wohl unvermeidlich. Doch sehr bedrückend muss es für die Protestanten sein, dass auch der liberale Katholik und leidenschaftliche Ökumene-Befürworter Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), den EKD-Text ablehnt.

Wie lautet nun die Begründung des liberalen Katholiken? Es sei falsch,

Ehe und Familie mit anderen Lebensformen gleichzustellen,

– hatten wir schon mal? Stimmt, das war die Begründung der Konservativen.

Was bleibt? Eine irreführende Überschrift, denn „Union und FDP“ haben sich keineswegs zum Papier der EKD geäußert. Und eine Reihe von verunsicherten mutmaßlich Heterosexuellen, die Angst vor dem Wandel haben und gesellschaftliche Entwicklungen des Familienbildes gerne im 19. Jahrhundert einfrieren würden.

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