Wie man mit Putin kämpft

29 Jul

Als Reaktion auf das in Russland in Kraft getretene „Anti-Homo-Gesetz“ haben verschiedene nordamerikanische LGBT-Verbände zu einem Boykott von russischem Wodka aufgerufen. Das Problem an diesem Boykott besteht allerdings darin, dass einer der größten russischen Wodka-Produzenten sich eindeutig solidarisch mit Schwulen und Lesben erklärt, und dies auch öffentlich gemacht hat.

Abgesehen von diesem taktischen Fehler, ist der Ruf nach einem Boykott ein weiteres Puzzlestück einer allgemeinen strategischen Schieflage der Lesben- und Schwulenbewegung. Dieser Meinung ist zumindest David Link in einem Beitrag des „Independent Gay Forum“ (IGF). Den taktischen Fehler sieht Link ebenfalls im weitestgehend wirkungslosen Boykott eines Produkts, der im Großen und Ganzen eh den falschen treffen wird:

Vodka is a symbolic product, and the only value of a boycott is the calling of the boycott — which draws some attention to the problem.

Doch warum, so fragt Link, verpasst man die große Chance, als amerikanische LGBT-Bewegung die Möglichkeiten zu nutzen, die einem zur Verfügung stehen? Wie etwa die großen Medien? So wird z. B. der große amerikanische Sender NBC die Berichterstattung zu den olympischen Winterspielen 2014 aus Sotschi liefern. Und NBC hat sich eindeutig für die Akzeptanz von Schwulen und Lesben ausgesprochen. Wäre das nicht eine fantastische Gelegenheit?

Warum also nicht offen schwul oder lesbisch lebende Co-Moderatoren, darunter Prominente wie Neil Patrick Harris oder Ellen DeGeneres, oder offen homosexuelle Athleten, oder einfach nur das selbstverständliche Erwähnen von Lebenspartnern, Ehemännern und Frauen, wie es bei heterosexuellen Paaren gang und gäbe ist?
Das russische Anti-Homo-Gesetz soll das Wissen um die Existenz von Schwulen und Lesben auslöschen, die Existenz schwuler und lesbischer Menschen negieren. Solche Gesetze mit konzertierter Empörung zu kontern, mag eine mögliche Form des Protestes sein. Erfolgversprechender scheint aber auch mir, die Lächerlichkeit eines derartigen Gesetzes mit der bloßen Alltäglichkeit und Selbstverständlichkeit homosexueller Existenz zu konfrontieren.

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