Der Parteichef der „Alternative für Deutschland„, Bernd Lucke, fand das Coming-out von Thomas Hitzlsperger nicht allzu förderlich. Denn es fehlte etwas. Eine Kleinigkeit. Aber die hat es in sich:
Wie genau Hitzlsperger dieses Bekenntnis in sein Coming-out hätte einbringen können, darüber hüllt sich Lucke in Schweigen. Allerdings wären verschiedene Szenarien denkbar gewesen:
Ich, Thomas Hitzlsperger, stehe auf Männer, bin aber bereit anzuerkennen, dass ich damit ein Mensch untergeordneter Stellung bin, weil ich nun nicht mehr die klassische Ehe und Familie eingehen kann, die für unsere Gesellschaft konstitutiv ist.
oder
Ich, Thomas Hitzlsperger, stehe auf Männer, und würde mir jetzt einen Mann suchen, heiraten und eine Familie gründen, weil das nun mal für unsere Gesellschaft konstitutiv ist … wenn ich in Deutschland denn heiraten und adoptieren dürfte.
oder
Ich, Thomas Hitzlsperger, stehe auf Männer. Aber keine Angst, liebe Heteros, Ihr dürft trotzdem weiterhin heiraten und Kinder bekommen, denn das ist für unsere Gesellschaft konstitutiv.
Es braucht nicht allzuviel Phantasie um sich vorzustellen, dass Lucke vermutlich ersteres Szenario im Sinn hatte. Homosexuell? Ja, okay, kann immer mal passieren, aber dabei bitte nicht die ganz normalen Heteros vergessen, und die Ehe und die Familie, weil das ist immerhin konstitutiv ist; und wenn es nicht so viele Homos gäbe, hätten wir auch mehr Eheschließungen und mehr Kinder; und überhaupt war früher alles viel besser; und das Vanilleeis aus dem Tiefkühlfach schmeckt auch nicht mehr so gut; und geht das nur mir so, oder werden die Eichhörnchen im Park immer aggressiver?
Man mag sich kaum vorstellen, was Luckes fünf Kinder für eine Reaktion von ihrem Papa zu erwarten haben, wenn sie ihre erste Liebe im Elternhaus vorstellen. Immerhin, die Chance ist groß, dass der Nachwuchs sich mehrheitlich zur Heterosexualität bekennen wird. Wird Lucke von ihnen auch ein gleichzeitiges Bekenntnis zu Ehe und Familie erwarten?
Sehr guter Artikel. Prof. Luckes „Interpretationsspielraum“ wird ja in der Presse bereits kritisiert. Aber vielleicht ist es ja auch so, dass Lucke sich für die Forderungen unseres Grundgesetzes (Richterspruch zum Adoptionsrecht) stark machen wird, im Sinne des Kindeswohls und der von ihm geforderten, konstitutive begründeten Förderung aller Familienmodelle? Hier die passende NEWS aus der Presse dazu: http://www.direktbroker.de/news/afd-chef-bernd-lucke-fordert-familienmodell-auch-fuer-homosexuellen-ex-fussballprofi-hitzlsperger-33834204
Zitat aus einer Rund-Mail von Lucke gestern:
“
Liebe Mitglieder und Förderer der Alternative für Deutschland,
da ich einige Anfragen zu den Presseberichten über meine gestrige Rede auf dem Landesparteitag in Gießen erhalten habe, möchte ich allgemein darüber informieren, dass diese Meldungen falsch sind. Es trifft nicht zu, dass ich Herrn Hitzlsperger für sein „Coming-Out“ kritisiert habe. Vielmehr habe ich die Medien kritisiert, als ich über unser Parteimotto „Mut zur Wahrheit“ sprach.
Ich habe in meiner Rede kritisiert, dass die Medien zwei Tage lang Herrn Hitzlsperger wegen seines „Muts“ gefeiert haben. Ich habe gesagt, dass zwölf Jahre nach Wowereits Coming Out und nachdem man sich längst an einen schwulen Außenminister gewöhnt hatte, ich keinen besonderen Mut darin erkennen kann, wenn jemand öffentlich zu seiner Homosexualität steht. (Das haben Zehntausende vor Hitzlsperger getan, darunter auch viele Parteifreunde.)
Ich habe gesagt, dass Hitzlsperger Mut zur Wahrheit bewiesen hätte, wenn er sein Coming Out damit verbunden hätte, auch die Bedeutung von Ehe und Familie zu würdigen, weil diese Verfallserscheinungen aufweisen, die ungern thematisiert werden. Ich habe darauf hingewiesen, dass Ehe und Familie immer mehr zersetzt werden – durch hohe Scheidungsraten und die Verantwortungslosigkeit von Vätern, die die Mütter ihrer Kinder als überlastete Alleinerziehende zurücklassen. Ich habe die Medien kritisiert, weil sie auf „Gesichter“ und deren individuelle Situation ein überproportionales Gewicht legen, während die gesichtslose Masse wenig Beachtung erfährt. Ich habe dafür plädiert, dass die AfD die Partei der Gesichtslosen wird, der Kinder, Mütter, Steuerzahler und ernsthaft politisch Verfolgten.
Es ist bezeichnend, dass die Medien die Kritik an den Medien überhört und in eine Kritik an Hitzlsperger umgemünzt haben. Ich habe übrigens ausdrücklich betont, dass ich keine Kritik an Hitzlsperger übe. Ich habe im Gegenteil sein soziales Engagement lobend erwähnt. Und selbstverständlich habe ich mich in keiner Form homophob geäußert.
…
„
Was Lucke fordert – und diesen Kern seiner Äußerungen will wohl keiner wirklich sehen – ist das Selbsteingeständnis der Minderwertigkeit und die Bestätigung der heterosexuellen Superiorität.
So einfach ist das – Hitzlspergers Coming Out und die Württembergische Petition und die Reaktionen darauf zeigen:es hat sich kaum was getan in Richtung tatsächlicher Akzeptanz. Im Gegenteil, es bleibt bei fast allen auch positiven Äußerungen in vielen Foren und Kommentarseiten eines übrig: letztendlich sind Schwule minderwertig. Meinetwegen können sie es untereinander treiben,aber wenn´s ans Eingemachte geht, kriegen sie nicht die gleichen Rechte, das gleiche Ansehen wie Heterosexuelle. Wäre ja auch noch schöner, wenn uns Heterosexuellen der sexuelle Antichrist genommen würde. Natürlich brauchen wir Schwule, damit wir uns als heterosexuelle aufwerten können.
Das ist die Realität in diesem Land – und in Afrika oder Rußland ist sie schon weiter geschrieben.
Es wird immer behauptet, die schwule Emanzipation sei dem Zeitgeist geschuldet -aber keinem schwulen Zeitgeist, was das auch immer wäre. Sie ist dem heterosexuellen Zeitgeist geschuldet, der mal ein bißchen Liberalismus spielte; jetzt werden die Vorzeichen umgekehrt. Hei, die Schwulen werden sichtbar – umso besser, dann können wir sie leichter abschießen!
Schiet, zu früh auf den button gedrückt…
Um im Jagdbild zu bleiben – die ganzen „gewährten“ neuen Freiheiten waren nichts anderes als Köder; trauen sich die Schwulen aus de Gebüsch, kann man sie endlich auf breiter Front abknallen!
@ Andreas: Was sagt man jetzt dazu, dass bei Lucke unter den Gesichtslosen Väter im Gegensatz zu Müttern nur in ihrer Eigenschaft als Steuerzahler und (ernsthaft) politisch Verfolgte vorkommen?
Im Ernst: Es geht gar nicht so sehr darum, ob Lucke nun Hitzlspergers Outing kritisiert hat und inwiefwern seine Äußerung als homophob einzuschätzen ist. Ich habe mich über etwas ganz anderes gewundert. Dass Hitzlspergers Outing vielleicht gar nicht besonders mutig war und dass die Medien (mit Ausnahme des Kicker-Magazins) ihm überproportional viel Aufmerksamkeit geschenkt haben – geschenkt. Aber wozu überhaupt diese rhetorische Verknüpfung von Hitzlspergers Schwulsein mit Ehe und Familie? Für den angeblichen Verfall von Ehe und Familie ist er persönlich genauso wenig verantwortlich wie irgendein einzelner Mensch, homo- oder heterosexuell. Besonders absurd daran aber ist, dass hier nun offenbar Schwule und Lesben für etwas in die Bresche springen sollen, was die Heteros selbst nicht mehr hinbekommen – was sie aber auch nur selbst von sich verlangen (und womit sie vielleicht ihr geschundenes Selbstbewusstsein pflegen): nämlich für den Bestand der Gesellschaft zu sorgen. Was ist denn das für eine Aufgabe? Wenn man Ehe und Familie, hetero- oder homosexuell, mit solchen Aufgaben belastet, ist es doch kein Wunder, wenn sie scheitern. Aber das ist genau das Ergebnis, wenn man es nicht mehr hinbekommt, zwischenmenschlichen Beziehungen eine „höhere“ oder „innere“ Bedeutung abzugewinnen, gleichzeitig aber auch nicht den Mut dazu aufbringt, es einfach der individuellen Freiheit zu überlassen, was aus ihnen eben wird. Stattdessen wird man staatstragend: Unsere Ehe, unsere Familie, das ist eben deshalb so wichtig, weil unsere ganze Gesellschaft davon lebt. Und da die Heteros nun schon so freundlich waren, mit den Homos die eigenen Privilegien zu teilen, dann sollen die doch nun bitte auch diese Beziehungsneurosen teilen? Nein danke.
@ martin
„Besonders absurd daran aber ist, dass hier nun offenbar Schwule und Lesben für etwas in die Bresche springen sollen, was die Heteros selbst nicht mehr hinbekommen“
Es ist halt immer leichter, mit dem Finger auf andere Leute zu zeige, als sich selbst zu reflektieren. Warum denn macht die Kirche, machen viele religiöse Menschen so einen Buhei um Homosexualität? Weil es hier um eine „Sünde“ geht, die einen selbst nicht betrifft.
@ Adrian: Was heißt leichter? Wir wissen es ja nicht genau, aber es wäre immerhin denkbar, dass manche Heteros ihr eigenes Ehe- und Familienleben tatsächlich am Prinzip des „voll konstitutiv“ ausrichten: Kinder für das Vaterland (oder vielmehr für die Rentenkasse). Leicht stelle ich mir das nicht unbedingt vor. Es wäre mir allerdings auch erst recht unheimlich.
@ martin
„aber es wäre immerhin denkbar, dass manche Heteros ihr eigenes Ehe- und Familienleben tatsächlich am Prinzip des “voll konstitutiv” ausrichten“
Glaub ich nicht.
@martin:
>@ Andreas: Was sagt man jetzt dazu, dass bei Lucke unter den Gesichtslosen Väter im Gegensatz zu Müttern nur in ihrer Eigenschaft als Steuerzahler und (ernsthaft) politisch Verfolgte vorkommen?
Brain washed – wie fast alle.
@martin & @Adrian:
>Besonders absurd daran aber ist, dass hier nun offenbar Schwule und Lesben für etwas in die Bresche springen sollen, was die Heteros selbst nicht mehr hinbekommen – was sie aber auch nur selbst von sich verlangen (und womit sie vielleicht ihr geschundenes Selbstbewusstsein pflegen): nämlich für den Bestand der Gesellschaft zu sorgen. Was ist denn das für eine Aufgabe? Wenn man Ehe und Familie, hetero- oder homosexuell, mit solchen Aufgaben belastet, ist es doch kein Wunder, wenn sie scheitern. Aber das ist genau das Ergebnis, wenn man es nicht mehr hinbekommt, zwischenmenschlichen Beziehungen eine “höhere” oder “innere” Bedeutung abzugewinnen, gleichzeitig aber auch nicht den Mut dazu aufbringt, es einfach der individuellen Freiheit zu überlassen, was aus ihnen eben wird. Stattdessen wird man staatstragend: Unsere Ehe, unsere Familie, das ist eben deshalb so wichtig, weil unsere ganze Gesellschaft davon lebt. Und da die Heteros nun schon so freundlich waren, mit den Homos die eigenen Privilegien zu teilen, dann sollen die doch nun bitte auch diese Beziehungsneurosen teilen? Nein danke.
Ich glaube, da steckt etwas ganz anderes dahinter, als von Euch in jedweder Richtung vermutet: nämlich Dekadenz. Und zwar in diesem Sinne:
„Wo Gründe für Lebensfragen überhaupt ins Bewusstsein treten, da ist das Leben schon fragwürdig geworden.“
(Spengler)
Und jetzt ist auch noch RTL-Schnittchen LARS STEINHÖFEL („Unter uns“) schwul! Jetzt fehlt nur noch das Outing von ROY PETER LINK! :))
So richtig witzig wird es allerdings erst, wenn Löw, Schweinsteiger und Lahm aus dem Schrank springen! :))
Ich habe gehört, dass Alexander laas schwul sein soll
http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Laas
Aber wieso Schweinsteiger? Weil er seit Jahren mit einer aalglatten „Klischee-Spielerfrau“ zusammen ist ohne jemals in der Boulevardpresse mit Nutten oder Affären aufzutauchen?
Ich vermute, dass er hier schwul ist
https://gaywest.wordpress.com/2008/01/19/gerechtigkeit-fur-massiv-freiheit-fur-g-hot/
Also Massiv. Kann nicht konkret sagen wieso mein Gaydar angeht, aber ich bin ziemlich sicher.
„nicht jetzt dass du fett bist oder so, aber der wird dann auf jeden Fall nen surferbody bekommen. Mr Kalaschnikow Flow ist dann nicht mehr Sixpack sondern Eightpack“. ;D
Ausserdem hat PA Sports es in mehreren Disstracks angedeutet