Wie hältst Du’s mit dem Bildungsplan?

28 Jan

Das Kampagnennetzwerk „Campact“ hat beim Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid eine repräsentative Umfrage zum umstrittenen Bildungsplan in Baden-Württemberg in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind angesichts der Heftigkeit der im Netz geführten Kontroverse erstaunlich – und hoffnungsvoll:

53 Prozent der CDU-Wähler in Baden-Württemberg stimmen dem Plan der grün-roten Landesregierung zu, im Schulunterricht Verständnis und Toleranz gegenüber homosexuellen Lebensentwürfen zu fördern. 43 Prozent der CDU-Wähler lehnen die Pläne ab. Unter den baden-württembergischen FDP-Wählern sind 74 Prozent dafür, dass das Thema sexuelle Vielfalt in den Schulen behandelt wird.

In der gesamten Bevölkerung stimmen 60 Prozent der Baden-Württemberger dem Plan der Landesregierung zu und 35 Prozent lehnen sie ab. Dass der ehemalige Fußballprofi Thomas Hitzlsberger [sic] mit seinem Outing auch andere Sportler dazu ermutigen will, ihre sexuelle Präferenz nicht zu verstecken, finden 79 Prozent der Menschen im Land gut. Nur 12 Prozent finden dies nicht gut.

 Alles in allem also eine komfortable Mehrheit, die sich für einen Bildungsplan ausspricht, der sich dafür einsetzt, Schulkindern Akzeptanz nahezubringen und für Aufklärung zu sorgen.

Diese Umfragewerte machen darüberhinaus zweierlei deutlich: Erstens den altbekannte Fakt, dass Frauen homofreundlicher sind, und der Grad an Homophobie mit zunehmender Bildung abnimmt. Zweitens, dass Homogegner zwar eine sehr lautstarke Fraktion sein mögen, jedoch nicht mehr auf die Mehrheit der Bevölkerung bauen können. Ähnliches hat man ja bereits im vergangenen Jahr in Frankreich erlebt, wo zwar viel Menschen gegen die Eheöffnung auf die Straße gegangen sind, sich durchgängig aber eine Mehrheit der Franzosen für diese Gesetzesänderung ausgesprochen hat.

Gute Nachrichten also.

Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage findet man hier.

14 Antworten zu “Wie hältst Du’s mit dem Bildungsplan?”

  1. Heinz 28. Januar 2014 um 10:10 #

    Bildungsplan, nebenbei: hältst kommt nicht von halsen

  2. tom174 28. Januar 2014 um 10:22 #

    Da kommt auch noch ne gehörige portion grünophobie dazu, sowie ablehnung der grün-roten bildungspolitik generell. Die Frage „sind sie dafür, dass in der Schule mehr für Toleranz gegenüber Minderheiten getan werden sollte“, unabhängig vom grün roten bildungsplan haette sicherlich deutlich mehr zustimmung erhalten.

  3. martin 28. Januar 2014 um 11:40 #

    Da musste ich nun zugegebenermaßen doch ein wenig lachen, als ich las, dass ausgerechnet Campact diese Umfrage in Auftrag gegeben hat. Haben die als Mitverantwortliche für openpetition.de etwa den Moralischen bekommen, weil auch böse Homophobe diese Plattform nutzen? Oder weil sie feststellen mussten, dass auch üble Reaktionäre das Geschäftsmodell kennen, wonach dem, der am lautesten schreit, auch am meisten Aufmerksamkeit geschenkt wird? Diesen Sarkasmus will ich mir bei allen schönen Zahlen doch nicht verkneifen 😉

    • Adrian 28. Januar 2014 um 15:10 #

      @ martin
      Campact ist definitiv eine Seite, auf der ich mich nicht lange aufhalte 😉

  4. wollepelz 28. Januar 2014 um 19:34 #

    Wenn es nur um Homosexualität ginge, wäre es einfach.

    Man sollte sich nicht nur oberflächlich mit Dingen beschäftigen. Die Pläne gehen tiefer und haben nur oberflächlich – als Alibi – eine Toleranz gegenüber Homosexuellen zum Thema. Dass es jetzt um gut – „Homosexuelle“ – gegen böse – Homophobe! – geht, ist gewollt.

    Es ist gewollt, um feministische Pläne durchzusetzen.

    Wahrscheinlich bin ich jetzt auch wieder homophob. 😛

    Btw.: Ich bin obskur und eher weiblich. 😀

  5. martin 28. Januar 2014 um 22:32 #

    @ wollepelz: Ob es da um feministische Pläne geht, weiß ich nicht. Aber meinen Glückwunsch zu Deiner weiblichen Obscuritas 🙂 Übrigens kann ich Dir versichern, dass ich, der ich die Anti-Bildungsplan-Petition ablehne (und für tendenziell homophob halte), deshalb den Bildungsplan noch nicht toll finde. Insbesondere empfinde ich (1) derartige politische Gestaltungsfantasien insgesamt als absurd – aber das kann man natürlich gegen vieles einwenden, nicht nur gegen Bildungspläne – und (2) ist mir durchaus bewusst, dass die Autoren dieses Bildungsplans womöglich etwas zu tief ins Glas linker Ideologen geguckt haben. (Was ich mir zugegebenermaßen persönlich sehr wünschen würde, wäre eine freiheitlich gesinnte Reformulierung von Queer Theory. Oder gibt es so etwas schon?) Warum es überhaupt eines Bildungsplans bedarf, um in der Schule unbefangen über die Vielfalt menschlicher sexueller Identitäten zu sprechen, ist mir darüber hinaus völlig unklar. Das sollte selbstverständlich sein.

  6. Kai V 29. Januar 2014 um 01:52 #

    Ich halte die Petition für homophob und den Bildungsplan auch für phob, ich weiss nur noch nicht ob Homo- oder Hetrophob…

    Wenn ich schon LGBTSWJUSOGB-Menschen lese. Was soll das bitte? Ich meine, ich kenne den Neandertal-Mensch, den nicht existenten Mars-Mensch, aber LSBTIXQIYU-Menschen? Das ist für mich so ne Art, ACHTUNG, wir sind anders, ganz anders.

    Ich war vor einigen Tagen noch beruhigt, als Adrian meinte, Hetros sind eigentlich auch nur Homos mit andersgeschlechtlichem Intimpartner. Hey, danach habe ich gelebt. Aber jetzt?

    Genau so finde ich LGSBTIYS-Kunst oder Begriffe wie schwule Kunst mehr als dumm in einem Bildungsplan. Ich hab mal nach schwuler Kunst gegoogelt, gefunden habe ich im Wiki eine Seite, in der alle bi- und homosexuellen Künstler gelistet waren, so nach dem Motto, auch wenn ich voll besoffen „We are the Champignions“ gröle zeige ich, ich hab nix gegen schwule Kunst. Aber auch die Lindenstrasse war vertreten, weil sich jemand mal in ner Folge geoutet hat… Dann hab ich ne Seite von ner Buchhandlung gefunden, da wurden auch nur Namen genannt, Andy Warhol z. B..

    Da hätte dann spätestens ein Bildungsreferent (Minister sind ja zu beschäftigt dazu) aufwachen müssen und einfach, Schwule, Lesbische, Bi… Künstler, deren Werke, Leben und Einfluss auf die Kunst besprechen, reinschreiben sollen. Oder von mir aus, die unterschiedlichen Sichtweisen von Hetro, Homo, Bi… Künstlern. Denn ich wette, bei schwuler Kunst denken nun mal viele unserer Mitmenschen, es geht einzig und allein um Sex, Erotik und Akt…

    Und damit sind wir dann bei Frankreich, denn hier ist ein Teil der Bevölkerung auf die Barikaden gegangen, weil die Regierung angeblich Mutter und Vater aus den offiziellen Papieren streichen wollte, was übrigens nicht stimmte, es gibt für homosexuelle Paare extra Formulare… Manchmal ist es nur ein Missverständnis, das Menschen davon abhält ins Boot zu steigen… Ein Minister oder seine Referenten hätten sowas wissen müssen…

    Aber jetzt kann sich der Minister ja als Held und Verteidiger der Rechte von Minderheiten aufspielen…

  7. charles 29. Januar 2014 um 14:06 #

    @Martin
    verwechselst Du da nicht Campact mit Compact ???

  8. martin 29. Januar 2014 um 15:36 #

    @ charles: Nein, ich denke nicht. Jedenfalls wüsste ich nicht, dass Compact mit OpenPetition in einem organisatorischen Zusammenhang steht. Und ich vermute mal, dass man bei Compact in einer vergleichbaren Situation auch keine moralischen Zustände bekommen würde.

  9. Goofos 30. Januar 2014 um 20:22 #

    Nun habe ich mir eben doch mal dieses „Arbeitspapier zur Verankerung der Leitprinzipien“ durch gelesen. Ich musste feststellen, wenn das die Leitprinzipien sein sollen, dass der gesamte Bildungsplan wohl vollkommener Humbug ist. Da lass ich mir auch gerne nachsagen, dass ich ein männlicher Homophob mit geringer Bildung bin, das ist nämlich noch ein Kompliment gegenüber dem was da in den Leitprinzipien steht.

  10. Ralf 31. Januar 2014 um 09:38 #

    Es gibt nun mal eine schrille Minderheit, die es nicht ertragen kann, wenn andere Menschen die gleichen Rechte bekommen wie sie selbst. Damit könnte man das Problem zu den Akten legen. Aber: Gerade diese schrille Minderheit regiert die Bundesrepublik Deutschland – mit einer 80%-Mehrheit im Parlament.

  11. minoritymagnet 6. Februar 2014 um 18:48 #

    „Diese Umfragewerte machen darüberhinaus zweierlei deutlich: Erstens den altbekannte Fakt, dass Frauen homofreundlicher sind,…“

    Warum denkst du/ihr, dass das ein Fakt ist? Es könnte daran liegen, dass Frauen in allen Belangen konformistischer sind als Männer und heutzutage es abnorm ist, (offiziell) homophob zu sein. Homofreundlichkeit ist der Standard.

    Ich bin mir sicher, im Nahen Osten sind Frauen nicht weniger homophob als die Männer.

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