Erinnern wir uns: Die offizielle Begründung für das russische Anti-Homo-Gesetz lautet, Kinder vor „nicht-traditionellen sexuellen Orientierungen“ zu schützen. Es gehe überhaupt nicht darum, Homosexuelle zu diskriminieren. Wie lässt sich dann aber folgender Vorfall erklären?
Dass ein schwuler Lehrer entlassen wird, ist nach der Maßgabe des Gesetzes folgerichtig. Wieso dann aber eine Geldstrafe für einen erwachsenen Reporter, der einen entlassenen schwulen Reporter interviewt?
Nun ganz einfach: möglicherweise hat der Reporter Kinder, die etwas von dem Interview und der Begegnung mit dem schwulen Lehrer mitbekommen könnten. Oder Freunde des Reporters haben Kinder. Ziemlich wahrscheinlich auch, dass einige Kollegen des Reporters Kinder haben. Gar nicht auszudenken, wenn das Interview veröffentlicht wird: Eltern könnten es lesen und sogar Kinder; die Entlassunfg eines schwulen Lehrers könnten zu Gesprächen in der Familie führen – in Anwesenheit von Kindern.
Die wahrscheinlichste Erklärung: Dieser Vorfall bestätigt die Intention des Gesetzes, jene nämlich, Homosexualität vollständig aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. Der Schutz der Kinder bietet sich da natürlich an, denn Kinder sind überall, und es ist schlichtweg unmöglich, zu seiner Homosexualität zu stehen, ohne dass Kinder damit in Berührung kommen könnten.
Würde das Gesetz in Deutschland gelten, könnte ich nicht Hand in Hand mit einem anderen Mann durch die Straßen laufen – denn das könnten ja Kinder sehen. Ein Kuss in der Öffentlichkeit? Unmöglich, es könnten ja Kinder zugegen sein. Über meine Beziehung in einem Café reden, oder mit meinem Freund ein Essen in einem Restaurant genießen? Potentiell verboten, wegen der anwesenden Kinder. Ja, nach Maßgabe dieses Gesetzes, könnte ich nicht einmal meinen Neffen besuchen, ohne mich der „Propaganda“ schuldig zu machen.
Und genau das ist in Russland gewollt.
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