Auf der Internetseite des Norddeutschen Rundfunks findet sich „Die Schwulenheiler“, eine sehenswerte Dokumentation:
Besonders verstörend finde ich den Anfang, wo Deker in Stuttgart einige Teilnehmer der Demonstranten gegen den Bildungsplan interviewt. An diesen Äußerungen lässt sich gut veranschaulichen, dass die Grundmotivation hinter den Demonstrationen blanke Homophobie ist. Sicherlich ist das nicht überraschend, denn warum sonst sollte man seine freie Zeit damit verschwenden, gegen „sexuelle Vielfalt“ zu demonstrieren oder Petitionen dagegen zu unterschreiben? Hier einige Auszüge:
„Warum müssen sich schon unserer Kinder mit psychischen Störungen auseinandersetzen?“
„Nein, die [Homosexualität] ist nicht natürlich. Das ist ein ganz kleiner Prozentsatz von Leuten, die abnorm geartet sind. Es gibt auch Kälber, die mit zwei Köpfen geboren werden, oder sonst missbildete Kreaturen und da gehören die meines Erachtens auch dazu. Ich verachte sie nicht, sie tun mir leid.“
„Homosexualität entsteht ja oft durch Missbrauch, durch, ja, Missbrauch, sei es geistlich oder körperlich, also, ja da gibt es viele Spielvarianten. Und ich sehe Homosexualität eigentlich als eine verletzte Seele an.“
„Wir Frauen sind, ich möchte wirklich sagen, zu 90 Prozent, ekelt es uns an, wenn wir sehen, wenn ein Mann sein Geschlecht in einen anderen reinsteckt. Sogar wenn Männer sich küssen. Es ist für uns ekelerregend und das ist natürlich in uns gegeben, weil es gleichzeitig vom Mann eine Ablehnung der Frau ist.“
„Sollen zum Krankenhaus gehen, suchen ein Medizin für diese Krankheit, es ist eine Krankheit.“
Als Deker sich gegenüber der älteren Dame, die mit der Missbildung von Kälbern argumentiert hat, als schwul zu erkennen gibt, erntet er Mitleid:
„Sie sind ein hübscher Kerl und ich find’s schade, dass, ich glaub nicht dass Sie schwul sind im Übrigen, aber wenn sie mir das erzählen, dann finde ich das sehr schade. Sie hätte sicher nette Kinder und würden eine nette junge Frau glücklich machen.“
Nette Kinder, nette Frau – so wie alle anderen es halt auch haben. Das sei der Sinn des Lebens, nur auf diese Art und Weise wird man(n) glücklich, und wer sich dieser Norm verweigert, der ist eben abnorm, krank und bemitleidenswert.
Willkommen im Deutschland im Jahre 2014!
„Nette Kinder, nette Frau,…“ das positiv zu sehen, soll wohl Minderheitenmeinung werden?
Das kann man auch positiv sehen, OHNE damit Homosexuelle zu diffamieren, Repressiv zu argumentieren, was auch immer!
Diese spezifisch homosexuelle, konkret narzisstische Eitelkeit, wegen der eigenen „ach so besonderen!“ Sexualität allüberall gelobhudelt werden zu wollen, geht mir SOWAS VON AUF DEN SACK!!! Und, das den Homosexuellen laut ins Ohr geflüstert, es macht es uns Heteros doppelt schwer, Homosexualität als normal anzuerkennen, Ihr tut Euch mit dieser Forderung also keinen Gefallen!
Nein, Sexualität ist Privatsache. Anders, als die durch 68er sozialisierte links-grün versiffte Journaillenmehrheit finde ich NICHT, dass das Private öffentlich sei. Es interessiert mich schlicht nicht, was nach dem Sex an Ihrem Penis klebt, und ich möchte, wie Millionen anderer auch, damit auch nicht behelligt werden.
Vielen herzlichen Dank.
TF
@ ThFuegner
„Und, das den Homosexuellen laut ins Ohr geflüstert, es macht es uns Heteros doppelt schwer, Homosexualität als normal anzuerkennen, Ihr tut Euch mit dieser Forderung also keinen Gefallen!“
Ich weiß, ich weiß, den größten Gefallen würden wir uns damit tun, wenn niemand wüsste, dass wir homosexuell sind, und wenn wir ganz normal heterosexuell leben würden.
„Diese spezifisch homosexuelle, konkret narzisstische Eitelkeit, wegen der eigenen “ach so besonderen!” Sexualität allüberall gelobhudelt werden zu wollen, geht mir SOWAS VON AUF DEN SACK!!!“
Hierzu empfehle ich Dir folgenden Text:
https://gaywest.wordpress.com/2008/11/07/seminar-nummer-8-von-der-ehe-und-der-narzisstischen-arroganz-der-heteros/
„Nein, Sexualität ist Privatsache.“
Nein, ist es nicht (nur):
https://gaywest.wordpress.com/2013/09/25/grundkurs-homosexualitat-warum-die-sexuelle-orientierung-nicht-nur-privat-ist/
„Es interessiert mich schlicht nicht, was nach dem Sex an Ihrem Penis klebt“
Sperma. Genau, wie bei Ihnen auch, sollten sie ein Mann sein.
“Wir Frauen sind, ich möchte wirklich sagen, zu 90 Prozent, ekelt es uns an, wenn wir sehen, wenn ein Mann sein Geschlecht in einen anderen reinsteckt. Sogar wenn Männer sich küssen. Es ist für uns ekelerregend und das ist natürlich in uns gegeben, weil es gleichzeitig vom Mann eine Ablehnung der Frau ist.”
Wieso glaubt die „Dame“ homosexuelle Männer würden sich nach Frauen richten?
„Diese spezifisch homosexuelle, konkret narzisstische Eitelkeit, wegen der eigenen “ach so besonderen!” Sexualität allüberall gelobhudelt werden zu wollen, geht mir SOWAS VON AUF DEN SACK!!!“
Ich lese in Adrians post nicht einmal ansatzweise das Bedürfnis nach Lobhudelei. Er will bloß nicht von Leuten als „abartig“ oder „krank“ beschrieben werden. Aus einer solchen Haltung heraus wird man schon mal gern verspottet oder gar zusammengeschlagen. „Schwul“ ist für viele ein Schimpfwort. Ich höre es nicht selten: Etwas sieht „schwul“ aus, eine Band ist „schwul“, „schwul“ ist ein Synonym für „schwach“, „unmännlich“, „schlecht“. Wo ist da bitte die Privatsache?
„Anders, als die durch 68er sozialisierte links-grün versiffte Journaillenmehrheit finde ich NICHT, dass das Private öffentlich sei.“
Ist das so, sind die Journalisten alle links oder grün? Es gibt andere Meinungen:
„Die Mehrheit der tonangebenden Journalisten und relevanten Leitmedien verfolgt nach Einschätzung des Direktors des Berliner Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM), Dr. Lutz Hachmeister, eine „eigene Ideologie“, die „im Kern bürgerlich-konservativ” geprägt ist.“
http://www.carta.info/62517/lutz-hachmeister-bundeskanzlerin-angela-merkel-agiert-vor-einer-optimalen-publizistischen-kulisse/
Aber was soll man erwarten, wenn der Pirincci-Slang unreflektiert übernommen wird…
@ Adrian
Der arme ThFuegner fühlt sich mal wieder diskriminiert, weil sein propagierter „guter, männlicher Mann“ – stramm rechts und hetero natürlich – auf diesem Blog zu wenig gewürdigt wird.
Also mir (als Hetero) wären mehr schwule Männer in der Männerrechtsbewegung – die außerdem deutlich für ihre Interessen eintreten – weit lieber als der „gute männliche Mann“ im Sinne von ThFuegner, denn dem „guten, männlichen Mann“ mangelt es m.E. doch etwas an emotionaler und moralischer Reife.
Wow … ich hab mir die Doku angeguckt und kann kaum ausdrücken wie unglaublich traurig mich das macht. Man sollte meinen, dass in unserer heutigen Gesellschaft alles dafür getan wird, dass Vorurteile nicht mehr unser Denken bestimmen, aber das ist anscheinend noch immer eine utopische Annahme (und persönliches Wunschdenken).
Der NDR ist natürlich die erste Adresse, wenn es darum gehen soll, eine nicht politkorrekte Bewegung im besten Licht erscheinen zu lassen. Ohne jeden Zweifel wurde den Zuschauern eine Auswahl der profundesten Äußerungen vorgestellt.
@ Andreas
„Der NDR ist natürlich die erste Adresse, wenn es darum gehen soll, eine nicht politkorrekte Bewegung im besten Licht erscheinen zu lassen.“
Weil der NDR rot-grün und schwul unterwandert ist? Oder warum?
Und was soll überhaupt diese ständige Verweis auf „nicht politkorrekt“. Mag ja sein, dass die Demo in Stuttgart nicht politkorrekt ist. Aber was bedeutet das im Endeffekt? Macht das die Demo automatisch gut? Sind die Aussagen der Demonstranten alleine aus diesem Grund bereits relevant, moralisch, bedenkenswert?
@Adrian:
Das bedeutet schlicht und ergreifend, dass der NDR ein paar Stunden nach Statements gefischt hat. Von denen hat er die soundsoviel Prozent Schlechtesten herausgepickt, den Rest unter den Tisch fallen gelassen, daraus einen Beitrag gemacht, der die Bewegung insgesamt in diesen Senkel stellt. Und Du nimmst das für bare Münze.
@ Andreas
Selbstverständlich nehme ich das für bare Münze. Ich lebe jetzt seit etwa 14 Jahren offen schwul. Ich kenne die subtilen homophoben Chiffren, ich weiß, welche Gruppen welche Leute anziehen. Ich habe die Kommentare zur Petition gelesen. Ich habe mir angeschaut, aus welchen Kreisen diese Petition lanciert wurde. Und daraus ziehe ich meine Schlüsse.
Himmerherrgott, welche Gestalten zieht diese Demo an? Gabriele Kuby z.B., eines der homophoben Urgestirne:
https://gaywest.wordpress.com/?s=gabriele+kuby&submit=Suchen
Darf ich einmal aus ihrer Rede zitieren, die sie auf der Demo gehalten hat?
„Der Genderismus kämpft für die Gleichwertigkeit, für die Akzeptanz jeder sexuellen Orientierung und Betätigung.“
Grande Catastrophe! Gleichwertigkeit. Akzeptanz. Wo gibt es denn so etwas? Immerhin weiß doch jeder, dass Homos minderwertig sind, und das soll auch gefälligst so bleiben!
„Wenn ein Mann sein Geschlecht in einen anderen reinsteckt.“
– Oh man, falls diese holden Damen verheiraten sind, ist da bestimmt in ihrer ach so natürlich Heterobeziehung auch ziemlich tote Hose – Sex (mit Penetration) ist böse, bitte auswendig lernen.
„Es ist für uns ekelerregend und das ist natürlich in uns gegeben, weil es gleichzeitig vom Mann eine Ablehnung der Frau ist.“
– Ich werfen denen einfach mal vor, dass es sie stört das sie nicht die richtigen Köpfe bei schwulen Männern finden können, um diese genauso wie Heteros zu manipulieren.
„eine Ablehnung der Frau“ – Ketzer vor der heiligen Weiblichkeit! Ergreift ihn.
@ Adrian
Was hälst du eigentlich von Arnes Blogpost zum Thema?
http://genderama.blogspot.ru/2014/05/radikaler-reset-oder-wie-lehrt-man.html
„Unter dieser Vorgabe entspann sich gestern im SWR-Radio eine interessante Diskussion, die deutlich macht, dass man Kritik an aktuellen Bildungskonzepten nicht allein auf den Aspekt „Homophobie“ reduzieren kann. „
@ Neuer Peter
„Was hälst du eigentlich von Arnes Blogpost zum Thema?“
Ich behaupte nicht, dass man die Kritik an aktuellen Bildungskonzepten allein auf Homophobie reduzieren kann. Ich glaube aber durchaus, dass man diese überwiegend auf Homophobie reduzieren kann.
Nehmen wir bspw. Arnes Satz:
„Erwähnenswert ist es beispielsweise schon, wenn Schüler berichten, dass bestimmte sehr progressive Lernaufgaben – etwa einen fiktiven „Puff für alle“ einzurichten, in dem jeder bis hin zur lesbischen Muslima gerne Kundin wäre – bei ihnen eher Unwillen auslösen, was ihrer Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten abträglich ist.“
Frage, unabhängig vom pädagogischen Gehalt dieser Idee: Wieso soll die Konfrontation mit einem „Puff für alle“ der Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten abträglich sein? Das verstehe ich nicht. Gehen denn nur sexuelle Minderheiten in einen Puff? Tun dies ausschließlich Schwule und Lesben? Wenn der Puff Auslöser für Intoleranz ist, dann müsste das doch gegenüber allen sexuellen Orientierungen gleichermaßen geschehen. Es ist aber kaum anzunehmen, dass die Konfronation mit einem „Puff für alle“ auf einmal dafür sorgt, dass Schüler etwas gegen Heterosexualität haben. Sorgt die ständige „Konfrontation“ mit Heterosexualität etwa dafür, dass meine Toleranz gegenüber Heteros schwindet? Das ist doch nichts anderes als eien wohlfeile Ausrede à la: die Gesellschaft ist Homos gegenüber umso toleranter, je weniger Homos in Erscheinung treten. Doch was haben die Homos von dieser Form von Toleranz?
Dass man in Stuttgart derartige, in der Tat verstörende Statements einfangen kann, wundert mich nicht wirklich. Das Ländle mit seinen teilweise fundamentalistischen Evangelikalen ist schon was besonderes.
Und gerade deshalb glaube ich nicht, dass man daraus ableiten kann
>Willkommen im Deutschland im Jahre 2014!
Diese Gruppe ist zum Glück nicht repräsentativ.
Aber davon ab: Wie kommt das Wort „Toleranz“ in die Überschrift?
Ich sehe in diesen Äußerungen weder eine repressive noch eine andere Toleranz, sondern ganz einfach gar keine.
In diesen Köpfen gibt es halt nur das Modell „Nette Kinder, nette Frau – so wie alle anderen es halt auch haben“, und wer dem nicht entspricht, ist doof und verdächtig.
@ Seitenblick
„Wie kommt das Wort “Toleranz” in die Überschrift?“
Weil es letztendlich Toleranz ist. „Toleranz“ bedeutet ja „dulden“, bzw, „ertragen“,
http://de.wikipedia.org/wiki/Toleranz
Eine Duldung also von etwas, dass man eigentlich nicht mag oder verabscheut.
@Adrian
>Eine Duldung also von etwas, dass man eigentlich nicht mag oder verabscheut.
Nein, der Schluss, der durch das „also“ suggeriert wird, überzeugt mich nicht.
Wie wäre es mit
>Eine Duldung also auch von etwas, das man eigentlich nicht versteht oder nachvollziehen kann.
Das in der Definiton die Rede von _fremden_ Überzeugungen etc ist und eben nicht von verabscheuten, stützt meine Lesart.
Mir geht es natürlich um die dahinterstehende Frage, die wir schon mal in einer Diskussion hatten. Nämlich ob eine recht verstandene Toleranz nicht ausreichend ist.
Ich bleibe übrigends dabei, dass die Dame im Video nicht tolerant. Wer dem anderen zumutet, er hätte sich doch gefälligst zu ändern, lässt eben nicht die andere Lebensweise gelten. Aber Geltenlassen gehört ja zur Definition von Toleranz.
Herrrrrr Fuegner!
Sie sehnen sich sicher nach einem Deutschland, in dem zwar keine Juden mehr vergast werden (das stinkt erstens widerlich, ist zweitens auch nicht so gut für das Ansehen des Standortes Deutschland, und drittens will man als anständiger Konservativer sowieso nicht mit dem linksgrünen NationalSOZIALISTENpack in Verbindung gebracht werden, nicht wahr?), aber wo immer noch die Marschmusik knüppelt, die Rohrstockhiebe knallen, das Weib in der Gemeinde schweigt, die Geisteskranken in den Irrenhäusern verhungern, Asoziale in Barackenlagern interniert sind, der Kuppeleiparagraph unnachsichtig durchgesetzt wird, die Tanzschulen voll sind und keine verlotterten Langhaarigen zur besten Sendezeit mit ihrer penetranten Hinterfragerei von allem und jedem dem hart arbeitenden Normalbürger sein redlich verdientes Feierabendbier verderben…
Mein Rat daher an Sie: kaufen Sie sich eine Zeitmaschine (z. B. hier: http://www.delorean.com), stellen Sie als Zieljahr „1955“ ein und sorgen Sie dafür, dass der Fluxkompensator immer genug Plutonium hat, damit Sie nie, nie, nie ’68 und alles, was danach kam erleben müssen!
Man möchte brechen.
Aber auf so eine Reportage habe ich gewartet, dass man mal inkognito zeigt, was für Astro-Schwachmaten diese Heiler sind.
„“Nette Kinder, nette Frau,…” das positiv zu sehen, soll wohl Minderheitenmeinung werden?“
Du hast das Video doch gesehen, es geht nicht darum. das als positiv zu sehen, sondern alles andere als negativ, „abartig“ (wie ein Kalb mit zwei Köpfen) zu sehen. und einen Menschen der an Frauen kein Interesse hat, quasi zu dazu zu drängen.
Damit hat diese Frau seine Privatsphäre übrigens meilenweit übertreten, zumindest in einem Land in dem Sexualität Privatsache ist.
„Diese spezifisch homosexuelle, konkret narzisstische Eitelkeit, wegen der eigenen “ach so besonderen!” Sexualität allüberall gelobhudelt werden zu wollen, geht mir SOWAS VON AUF DEN SACK!!! “
Also in dem Video habe ich nur Menschen mit Heterosexualitäts-Lobhudelei-Plakaten auf einer Demo gesehen.
„Nein, Sexualität ist Privatsache“
Wo ist es bitte Privatsache, einen Wildfremden aufzufordern, sich eine Frau zu suchen und Kinder zu zeugen?
@LoMi: Nun, man sollte m.E. oft politischverfälschte Forschungsergebnisse in Sozialwissenschaften auch nicht zu ernst nehmen: Umfragen zu Parteipräferenzen von Journalisten (27% Grün, 16 % SPD, 9 % CDU, 7 % FDP, 5 % Linke, plus viele ohne Aussage) sprechen eine deutliche Sprache, wenn auch diese Werte sicher im akademischen Umfeld üblich sein sollten.
Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/163740/umfrage/parteipraeferenz-von-politikjournalisten-in-deutschland/
Die positive Darstellung von Merkel dürfte eher ungeplant entstehen, ähnlich wie Popularität, wo Werbung und erste Präferenzen einfach eine Richtung vorgeben, die für alle Abschreiben opportun ist, was dann sowas wie Zipf’s Law erzeugt. Es hängt nämlich total vom Thema ab, wie jeweils ausgeschlagen wird, so das Rechte und Linke einem immer die selbe Geschichte erzählen. Schwulenhassern ergeht es da wie Merkelhassern.
Warum auf die freundliche Anmerkung des Nettseins (positiv gemeint) von Adrian negativ reagiert wird verstehe ich nur bedingt. Kulturelle Vielfalt heisst auch das Lob verstehen, dass andere anders ausdrücken. Abgesehen davon finde ich diese Aussage und entsprechende Foren von so Leuten echt erhellend. Mensch, ich hatte vor ein paar Jahren noch ein viel zu gutes Bild von meinen Mitmenschen.
@ Blub
„Warum auf die freundliche Anmerkung des Nettseins (positiv gemeint) von Adrian negativ reagiert wird verstehe ich nur bedingt.“
Nun, drehen wir den Spieß mal um. Wieviel Heteros wären begeistert darüber, wenn ihnen ein offen Schwuler sagen würde, dass sie es schade finden würden, dass er heterosexuell ist, und dass er doch ganz bestimmt auch einen netten Mann glücklich machen könne. Und das nicht aus einer flirtiven (ist das ein Wort?), scherzhaften Position heraus, sondern aus einer Mitleidsposition, die man normalerweise gegenüber Kranken oder Behinderten an den Tag legt, die man ob ihres schweren Schicksals bedauert, und denen man eine baldige Genesung wünscht. Und genau diese Position hat die Dame im Video vertreten.
Sicher, für einen Hetero wäre das vermutlich eher ein albernes Statement und er würde den Schwulen kaum ernst nehmen. Aber er befindet sich ja auch in einer Mehrheitsposition. Er weiß, dass es keinerlei gesellschaftlichen Bestrebungen gibt, seine sexuelle Orientierung zu marginalisieren bzw. lediglich zu dulden. Er befindet sich nicht in einer Situation, auf einer Demo zu sein, wo ihm offen lebende Homos erzählen, dass Heteros krank und abartig sind, und dass es sie anekelt, wenn sie an Sex zwischen Heteros denken.
Wieso ist er so blöd und geht dahin? Wurder er dazu gezwungen? Nein, also selber schuld.
„“Der Genderismus kämpft für die Gleichwertigkeit, für die Akzeptanz jeder sexuellen Orientierung und Betätigung.” “
Das zeigt, dass die Kritik an Gender von Rechtskonservativen genutzt wird, um neue Bündnispartner zu finden. Offensichtlich gewinnt die Genderkritik an Popularität und da erscheint es günstig für die Konservativen, auf diesen Zug aufzuspringen. Genau das ist mein Grund für anhaltende Skepsis gegen den Maskulismus, der mir in etlichen Fällen ein trojanisches Pferd klerikaler Konservativer zu sein scheint.
@Blub
„@LoMi: Nun, man sollte m.E. oft politischverfälschte Forschungsergebnisse in Sozialwissenschaften auch nicht zu ernst nehmen: Umfragen zu Parteipräferenzen von Journalisten (27% Grün, 16 % SPD, 9 % CDU, 7 % FDP, 5 % Linke, plus viele ohne Aussage) sprechen eine deutliche Sprache, wenn auch diese Werte sicher im akademischen Umfeld üblich sein sollten.
Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/163740/umfrage/parteipraeferenz-von-politikjournalisten-in-deutschland/“
Ich würde auch nicht unbedingt sagen, dass Hachmeister den Schlüssel zur alleinigen Wahrheit hat. Aber die von Dir verlinkte „Quelle“ lässt es deutlich fehlen an Belegen. Das wirkt auf mich auch nicht seriös. Insofern kann ich in diesen Zahlen kein schlagendes Gegenargument sehen.
Interessant ist für mich die Dauerbeobachtung, dass jede Seite behauptet, die Medien seien durch die jeweils gegnerische Gruppe beherrscht. Herausfinden kann man die Neigung der Medien aber nur durch eine intensive Inhaltsanalyse.
Im übrigen wird die Links-Neigung im akademischen Umfeld massiv überschätzt. Aus irgendeinem Grund schreiben hier viele Leute das Selbstbild einiger Akademiker fort, dass wohl aus den 60er Jahren stammt und den Geist mit Grass als linksstehend verortete. Gerade aber habe ich gelesen, dass 1968 ein scharfer Konflikt tobte zwischen den jungen, progressiven Professoren und der Studentenbewegung. Dort gab es also keine akademische Einheitsfront von links.
Gegenwärtig kann ich diese Links-Neigung auch nicht erkennen, schon gar nicht in dem, was da so publiziert wird. Meiner Meinung nach wird da ein Popanz aufgebaut, der vor allem auf Unkenntnis beruht. Die Feuilletondebatten interessieren an den Universitäten kaum jemanden.
@ Adrian
Es geht doch überhaupt nicht darum, dass über bspw. Homosexualität im Unterricht gesprochen wird. Es geht um das Wann und das Wie.
Zum Thema Wann kann man sich zünftig streiten. Ich bin der Ansicht, dass Kinder zu früh mit dem Thema Sexualität konfrontiert werden, aber das ist eine andere Diskussion.
Und wenn ich zum Thema Wie meine eigene Schulzeit als Maßstab nehme, dann gehe ich davon aus, dass es so ablaufen wird, dass verblendete Vollideologen kleinen Kindern Schuldgefühle induzieren (du als Hetero-Mann unterdrückst Homos! Schäm dich! Du bist doch heimlich selbst schwul!) werden und das Mittel der Wahl vollumfängliche Beschämung sein wird.
Und das, ja das kann tatsächlich Gegenreaktionen hervorrufen.
Einigen Gegnern des Bildungsplans wird es wohl auch Befürchtung gehen, dass dadurch der autoritäre PC-Genderismus in den Schulen stärkeren Einzug erhält.
@Neuer Peter
Zum Thema Wann kann man sich zünftig streiten. Ich bin der Ansicht, dass Kinder zu früh mit dem Thema Sexualität konfrontiert werden, aber das ist eine andere Diskussion.“
“
Kinder werden seit Jahrhunderten vom Kleinstkindalter an mit Sexualität konfrontiert (wie auch Sadismus, Kannibalismus, Kindsmord, Schwarzer Magie, dysfunktionalen Familien usw.). Und zwar in Form von Märchen.
„Einigen Gegnern des Bildungsplans wird es wohl auch Befürchtung gehen, dass dadurch der autoritäre PC-Genderismus in den Schulen stärkeren Einzug erhält.“
Was ist denn „Genderismus“?
Und sind die Gegner nicht viel größere Gender-Ideologen, wenn sie behaupten, man muss z.B Männer zu Männer erziehen, da sie von Natur aus nicht männlich sind/werden und man könne Jungen „verweiblichen“ (gegen ihren Willen)?
Geht doch mal einen Nachmittag in den Kindergarten und guckt selbst wie unterschiedlich Kinder (aka Menschen) sind.
Hm, der Hamburger NDR fährt nach Stuttgart und fragt auf einer Demo Homophobe Spinner ?
Guter Einstieg wenn man ein Thema sachlich präsentieren will. 😉
Als nächstes fährt vermutlich der SWR nach Hamburg und befragt die linken Spinner von der Roten Flora was sie von der Kehrwoche, Mercedes und Porsche halten. Das ganze gibt dann einen schönen Beitrag über die barbarischen Sitten der unzivilisierten Germanen-Stämme nördlich des Limes.
„Was ist denn “Genderismus”?“
Eine Ideologie, die auf zwei widersprüchlichen Grundannahmen aufbaut: Auf der radikal sozialkonstruktivistischen Annahme, dass Geschlechter und sexuelle Identitäten lediglich sozial konstruiert seien und dass außerdem weiße, heterosexuelle Männer mit nicht ablegbaren Privilegien ausgestattet seien, die sie benutzten, um alle anderen zu unterdrücken. Daraus werden dann allerlei Reparationsforderungen und Sühneleistungen abgeleitet und Männerdiskriminierungen legitimiert.
„Und sind die Gegner nicht viel größere Gender-Ideologen, wenn sie behaupten, man muss z.B Männer zu Männer erziehen, da sie von Natur aus nicht männlich sind/werden und man könne Jungen “verweiblichen” (gegen ihren Willen)?“
Ist mir egal. Es ging mir hier darum zu zeigen, wie man gegenüber derartigen Bildungsplänen skeptisch sein kann, ohne homophob zu sein.
Davon abgesehen halte ich es tatsächlich für sinnvoll, Kindern recht früh beizubringen, dass das Leben kein Ponyhof ist.
@ Neuer Peter
„Es ging mir hier darum zu zeigen, wie man gegenüber derartigen Bildungsplänen skeptisch sein kann, ohne homophob zu sein.“
Klar kann man das. Die meisten sind es aber.
Ich habe Panorama mit dieser Reportage gestern Abend gesehen. Am meisten hat mich jene Dame angekotzt, die auch hier zitiert wird. Es ekelt sie an, wenn sie sehen muss, wie ein Mann sein Geschlecht in einen anderen hineinsteckt. Wie oft am Tag wird sie wohl genötigt, zwei Männern beim Sex zuzusehen?! Nein, das Problem ist ein anderes: Solche Leute beschäftigen sich in ihrer Phantasie von morgens bis abends damit, sich zwei Männer beim Analverkehr vorzustellen, damit sie sich davor ekeln (d..h. in Wahrheit sich daran aufgeilen) können. Diese Leute sind das zutiefst kranke Produkt von 2000 Jahren Christentum.
@ Ralf
„Wie oft am Tag wird sie wohl genötigt, zwei Männern beim Sex zuzusehen?!“
Das habe ich mich auch gefragt. Aber das ist ja ein der üblichen Behauptung homophober Menschen: Überall sehe man nur noch Homos, die sich abknutschen und rumvögeln. Heteros würden zur Minderheit.
Die Realität sieht selbstredend anders aus. Selbst in Berlin kenne ich Homo-Paare, denen man auf der Straße nicht ansehen würde, dass sie ein Paar sind, weil sie sich diskreter verhalten, als es Heteros je tun würden.
Ich bin entsetzt!
Wohin nur haben uns 2000 Jahre Christentum gebracht?
Christlicher Fundamentalismus, von der Wissenschaft tolerierter Exorzismus.
Ein Hoch auf die Scharlatanerie.
Ich könnte kotzen.
Krank sind alleine die (lancierten?) Kommentare der Demonstranten.
Ich denke, dass die Gender-Debatte zu sehr verkopft ist, um auf allen Seiten auch wirklich verstanden zu werden. Zudem denke ich, dass auch die Situation von Transmännern und Transsexuellen von Schwulen nur wenig verstanden wird. Vom Verständnis gegenüber den Lesben gar nicht zu reden. Vice versa!
Die Heterosexuellen schieben jede „neue“ Variante von Abweichung den Schwulen zu und diese nehmen sie bereitwillig in ihre „Gemeinschaft“ auf. Wir sollen ja so tolerant sein! Aber dadurch entheben wir die Heteros/as von ihrer Pflicht zur Auseinandersetzung mit sich selbst und ihren Minderheiten! Und wie wir heute feststellen ist es ihnen auch lästig. Sie möchten mit der Allegorie einer heilen Familie leben, wie bürgerliche Schwule mit ihrer schönen Wohnung und den gewohnten Ferien…
Die Schwulen sollten ebenso bedenken, dass es stetiger Diskussion bedarf, wenn sich die Verhältnisse dauerhaft ändern sollen. Genauso wie die Heterosexuellen, die mit jeder Generation auch neue Rechtsradikale aufziehen, die therapiert werden müssen. Ob irgendwelche „Regenbogenfamilien“ das ändern können, steht erst mal dahin!
@ Adrian
Wir waren heut morgen einkaufen. An der Wursttheke hörte ich die nächste Kundin, die sich wohl nicht vordrängeln wollte, eine Verkäuferin fragen: „Gehören die beiden Männer zusammen?“ Falls nein, musste erst noch mein Mann zwischen mir und ihr drankommen. Antwort der Verkäuferin: „Es sieht so aus.“ Hm. Was sah „so“ aus? Meine lila Hose? Mein geziertes Deuten auf den Lachsschinken? Die verwegene Schirmmütze meines Gatten? Nicht das erste Mal in jetzt 27 Jahren, dass wir problemlos als Paar erkannt wurden, auch ohne Händchenhalten oder Knutschen. Nur: Hetenpaare erkennen wir umgekehrt ja auch – ohne uns auszumalen, was die wohl für „eklige Sachen“ miteinander treiben. Andere Menschen nicht sehen können, ohne sich sofort deren Sexgewohnheiten auszumalen – und noch mehr: Sie nicht zu sehen und gleichwohl die Phantasie um ihr Sexualleben kreisen zu lassen, um sich darob wohlig vom Schauer des Ekels überrieseln zu lassen – das ist eine verqueres Verhalten, dessen Lustwirkung sich geistig und seelisch Gesunde gar nicht vorstellen können. Sexpraktiken, die ich nicht mag und nicht betreibe, sind nicht Gegenstand meines Alltagsdenkens. Diese Typen aber denken scheint’s tagein tagaus an nichts anderes. Man fühlt sich erinnert an jene Witzfigur mit der Känguruhphobie, der ein Psychologe rät, ganz einfach nicht an Känguruhs zu denken, und die seither nichts anderes mehr im Kopf hat als: Nicht an Känguruhs denken! Nicht an Känguruhs denken!
@Seitenblick
„Wie wäre es mit
>Eine Duldung also auch von etwas, das man eigentlich nicht versteht oder nachvollziehen kann. “
wieso dann nicht Akzeptanz? Duldung klingt einfach feindselig. Und wie etwas, das auch jederzeit wieder entzogen werden kann.
>wieso dann nicht Akzeptanz?
Das wäre m.E. eine brauchbare Übersetzung.
Sie hat nur einen Haken: Wie definieren wir „Akzeptanz“? Woran erkennen wir, dass sie erreicht ist, an welchem Verhalten? Oder geht es gar nicht nur um Verhalten, sondern um Einschätzungen, Wertschätzungen, Interesse, emotionale Wertungen?
Ich glaube, manche Gegenreaktion erklärt sich daraus, dass dieser Punkt nicht geklärt ist.
Und ich glaube, hier geistern mindestens zwei (oder mehr, ich weiß) Toleranzbegriffe rum.
Die einen tun so, als ob Toleranz gegenüber einer Minderheit heißt, man muss Anteil nehmen an ihrem Schicksal und sie beglückwünschen und überhaupt ganz toll finden. Diese Lesart provoziert Proteste, weil sie Zugriff auf den Bereich der individuellen Wertentscheidungen haben will. Sie will anderen vorschreiben, wie sie etwas zu finden haben.
Die andere – etwas pragmatische – Lesart von Toleranz sagt, in einer pluralen Gesellschaft geht es nicht darum, jeden anderen Lebensstil nachvollziehen oder toll finden zu müssen oder zu können.
Sondern es geht um grundlegende Übereinkünfte, wie der Umgang mit unterschiedlichen Positionen und Lebensstilen aussehen soll – und wie nicht.
Aus so einem Toleranzverständnis folgt zum Beispiel, dass ein bestimmtes Verhalten als intolerant gekennzeichnet wird.
Ralfs Kommentar liefert da ein gutes Beispiel:
„Andere Menschen nicht sehen können, ohne sich sofort deren Sexgewohnheiten auszumalen – und noch mehr: Sie nicht zu sehen und gleichwohl die Phantasie um ihr Sexualleben kreisen zu lassen, um sich darob wohlig vom Schauer des Ekels überrieseln zu lassen – das ist eine verqueres Verhalten …“
Ein verqueres und dann intolerantes Verhalten, wenn es sich in Verhalten nach außen zeigt.
> Duldung klingt einfach feindselig. Und wie etwas, das auch jederzeit wieder entzogen werden kann.
Schon richtig, „Duldung“ klingt ganz bestimmt nicht euphorisch, es hat schon was negatives. Aber vielleicht ja sogar zu Recht.
Man könnte statt an „feindselig“ auch an „anstrengend“ denken.
Und der Hinweis wäre dann sogar angebracht. Toleranz ist nicht nur dann gefordert, wenn es um Sympathieträger geht. Sie ist sogar dann gefordert, wenn ich andere Sichtweisen und Lebensstile für sonderbar und unverständlich halte.
Bloß: Ohne die Anstrengung landet man bei den Sonntags-Toleranten. Die am Montag jedem Andersdenkenden das Wort verbieten wollen.
„[Es] ekelt es uns an, wenn wir sehen, wenn ein Mann sein Geschlecht in einen anderen reinsteckt.“
Das Organ heisst Penis. Just Sayin.