Conchitas Wurst

13 Mai

Es war vorauszusehen, dass der Sieg von Conchita Wurst dazu angetan ist, Meinungen zu spalten. Während die einen den Sieg als Zeichen für ein tolerantes Europa betrachten, sehen andere bereits wieder den Untergang des Abendlandes nebst totalitärer Unterdrückung der Heterosexualität heraufdämmern. So zum Beispiel das Lieblingsmedium des intellektuell und redlich argumentierenden Deutschen, die BILD-Zeitung. Dort fragt sich Béla Anda besorgt

Muss ich Conchita Wurst gut finden?

und liefert die Antwort gleich selbst:

Nein, muss ich nicht!

Ja, Wahnsinn, das ist mal ein Statement! Und so tapfer! Das hätte ich dem Anda zwar auch sagen können, denn mir wäre nicht aufgefallen, dass irgendjemand eine Vorschrift oder gar ein Gesetz erlassen hätte, das aussagt, dass man Conchita Wurst gut finden müsse. Wir haben es hier also mit nicht weniger zu tun, als einem Strohmann, der dazu dient, sich als besonders mutig und widerständig gegenüber der Macht der Homo-Lobby Conchita-Wurst-Fans ausgeben zu können.

Auch wenn mich die gesamte Netzgemeinde dafür hasst, mich als homophob brandmarkt oder gar als Versteher des russischen Extrem-Politikers Schirinowskij verhöhnt:

Conchita Wurst ist nichts für mich.

Wow, Herr Anda, das ist echt … voll interessant. Und wichtig, das zu sagen. Weil, ähm, ja, das ist in der Tat, durchaus wichtig. Weil, sonst sagt es ja keiner. Traut sich ja keiner mehr. Wegen der … Situation hier in Europa, wo, ähm, ja, ich habe ja nichts gegen Schwule, aber, und das muss man ja mal sagen dürfen, die kontrollieren ja die Medien. Und so.

Einige meiner besten Freunde sind homosexuell. Einer meiner journalistischen Lehrmeister war schwul. Und ich habe viel von ihm gelernt.

Herr Anda, ich bin tief bewegt! Homosexuelle Freunde, schwule Lehrmeister, wahnsinn! Lassen sie mich vor Ihnen auf die Knie fallen, und Ihnen meinen ewigen Dank aussprechen für Ihre Güte, Toleranz und Bereitschaft homosexuelle Freunde zu haben. Das ist so geil, Herr Anda, ich kann mich kaum beruhigen! Welch ein Held sie sind! So stark, männlich und überhaupt! Mir fehlen die Worte, während Tränen der Rührung mein hüsches, schwules Gesicht umfloren…

Trotzdem sträubt sich alles in mir, wenn ich Conchita Wurst und die Lobhudelei auf sie und unser angeblich tolerantes Europa lese.

Da muss ich Anda recht geben, das finde ich auch total schrecklich: Lobhudeleien auf ein tolerantes Europa! Geht es noch perverser? Können die Medien nicht vernünftige Dinge hochleben lassen? Zum Beispiel nackte Weiber ohne Bart, so wie es das einzig seriöse Medium des Kontinents, die BILD, gemäß ihrem widerständigen Geist täglich tut?

Ein Bart im Gesicht einer Frau, noch dazu ein Vollbart, stört mich, stört mein ästhetisches Empfinden, stört auch mein Rollenverständnis von Mann und Frau.

Oh Gott, Herr Anda, ich hatte ja keine Ahnung! Ist es tatsächlich so schlimm? Kann ich irgendwas für Sie tun? Ich meine, da geht doch nicht, oder? Wie kann eine Gesellschaft, wie kann ein Staat, es zulassen, dass Ihre ästhetischen Empfindungen und Ihr Rollenverständnis gestört werden? Ich verstehe Ihre Pein, Herr Anda, denn das ist tatsächlich nicht mehr tragbar. Soll ich einen Arzt rufen?

Und ich finde, es ist nicht alles gleich, und es sollte nicht alles gleichmacherisch in Europa behandelt werden.

Das finde ich auch Herr Anda! Es kann einfach nicht sein, dass alles in Europa gleichmacherisch behandelt wird. Das geht einfach nicht! Deshalb wäre es besser, wenn in Zukunft wieder nur eindeutig als Mann oder Frau erkennbare Künstler beim Eurovision Song Contest auf die Bühen gelassen werden. Es kann einfach nicht sein, dass ein Mann mit Bart Frauenkleider trägt! Das ist die pure Gleichmacherei! Denn nur Menschen, die dem ästhetischen Empfinden Andas entsprechen, sind ein Garant für Pluralismus.

Doch was mich stört ist, dass ich den Auftritt einer Dragqueen mit Bart jetzt schon gut finden MUSS.

Und wir haben ja gesehen, was mit denen geschieht, die da nicht gut finden. Seit gestern wird Deutschland von marodierenden Banden, bewaffnet mit von Poppers getränkten Tüchern und rosa Dildos belästigt, die wahllos Menschen auf der Straße umzingeln, am Kragen packen und diese drohend fragen, ob sie denn Conchita Wurst auch gut finden, weil sonst…

Es reicht nicht mehr zu sagen: Ok, macht was ihr wollt. Nein, wir müssen alle jubeln und die Höchstpunktzahl vergeben. Es gibt keinen Kanal, keine Möglichkeit, sich dagegen zu artikulieren, und keinen Weg zu sagen: Das gefällt mir nicht.

Das ist in der Tat ein Grad an Repression, der jedwede Vorstellungskraft sprengt. Wie in totalitären Systemen üblich, dürfen Menschen wie Anda ihre abweichende Meinung nur noch Zeitungen mit hoher Auflage verbreiten. Und diese abweichende Meinung wird dann sogar ins Internet gestellt, wo sie jeder abrufen, nachlesen sich darüber ein Urteil bilden und diese kommentieren kann.

Der Stalinismus hätte nicht schlimmer sein können!

24 Antworten zu “Conchitas Wurst”

  1. Christian - Alles Evolution 13. Mai 2014 um 11:41 #

    „Ein Bart im Gesicht einer Frau, noch dazu ein Vollbart, stört mich, stört mein ästhetisches Empfinden“

    Es ist Zeit für ein Europaweites Verbot von Hässlichkeit!!!1 Schützt das ästhetische Empfinden!

  2. LoMi 13. Mai 2014 um 13:48 #

    „Doch was mich stört ist, dass ich den Auftritt einer Dragqueen mit Bart jetzt schon gut finden MUSS.“

    Ich bin langsam hochgradig genervt von diesem Topos des Nicht-mehr-dürfens und Gutfinden-Müssens. Natürlich entsteht eine gewisse Polarisierung, wenn Frau Wurst zum Sinnbild der Toleranz hochgeschrieben wird. Denn damit markiert man ja bereits Grenzlinien und sagt, dass Ablehnung als Intoleranz gelesen wird bzw. gelesen werden kann. Aber das ist eine reine Journalistendebatte, die den Rest der Welt nicht interessiert. Kollegen des Herrn ehemaligen Regierungssprechers haben Conchita Wursts Sieg zum Toleranzsymbol erkoren. Von diesen Kollegen fühlt Herr Anda sich bedrängt. Und das, obwohl sie ihm ja nur über Leitartikel zu Leibe rücken, er aber physisch vollkommen unbehelligt in seinem Büro sitzen kann.

  3. Atacama 13. Mai 2014 um 15:08 #

    Ihc werde das nie verstehen.
    Kann nicht mal irgendein Politiker oder angela Merkel oder sonst jemand mal eine Ansage machen, dass niemand dazu gezwingen wird, irgendetwas „toll“ zu finden, oder gezwingen wird, für etwas abzustimmen?
    Es gibt doch nicht den Hauch eines Indizes, dass von irgendwem verlangt wird, Conchita Wurst toll zu finden oder ihr Punkte zu geben, geschweigedenn, dass das mit Gewalt geahndet wird, wenn man es nicht tut.
    Wieso aber denken offenbar so viele Menschen das? Woher kommt das?

    Mich hat z.b etwas aufgeregt dass Bushido einen „Integrationsbambi“ bekommen hat, aber ich fühlte mich dennoch zu keiner Zeit dazu gezwungen, Bushido toll zu finden.

  4. nometa1 13. Mai 2014 um 16:28 #

    Ich weiß nicht, wie es bei euch in D ist, aber in Österreich gibt es tatsächlich einen starken, hauptsächlich von Medien ausgehenden, Meinungsdruck. Zwei Beispiele:

    – In der sonntäglichen ORF-Diskussionssendung „IM ZENTRUM“ wurden fünf Diskutanten eingeladen. Alle fünf schwärmten geradezu von Wurst und setzten Meinungsabweichler mit rechten, reaktionären Hinterwäldlern gleich. Keine einzige auch nur ambivalente Meinung wurde zugelassen. Es war eine Propagandastunde der Sonderklasse.
    – Auf Ö3 (dem Staatsradiosender) gibt es ab 0:00 immer die „Wunschnacht“, da können Leute anrufen und sich ein Lied wünschen. Vorgestern rief einer an und wünschte sich den deutschen Beitrag, das Lied von Elaiza. Da fragte der Radiomoderator: „Und wie finden Sie unser Lied?“ – „Na ja, es geht so, solala.“ – „Also hat es Ihnen nicht gefallen?“ – „Nicht so, nein.“ Darauf der Moderator: „Na gut, das finde ich ja noch in Ordnung. Was ich nur problematisch finde, ist, wenn man auf die Person geht.“ – „Nein, nein, gegen die hab ich überhaupt nichts“, bemühte sich der Anrufer gleich klarzustellen.

    Ich hätte mir gewünscht, der Anrufer hätte gesagt: „Ja, die Person, die mag ich auch nicht.“ Das wär‘ mal was gewesen. Ein Statement gegen dieses Klima, in dem man sich fast schon entschuldigend rechtfertigen muss, bevor man sich kritisch zu Wurst äußern darf. Weil man gleich als „homophob“ gilt.

    Ich persönlich kann Wurst nicht leiden, ich finde sie künstlich durch und durch und unangenehm anzusehen mit ihrem penetranten Bart. Dabei hätte ich kein Problem damit, wenn sie sagen würde: „Ich bin anders, na und? Ich scheiß drauf, normal zu sein.“ Aber das tut sie nicht. Nein, sie ruft: „Ich bin genauso normal wie alle anderen, und ihr sollt mich gefälligst genauso wahrnehmen! Wer das nicht tut, ist reaktionär!“ Sie will uns erziehen, und die Medien helfen ihr dabei. Das ist es, was ich an ihr – neben ihrer Erscheinung – so penetrant finde.

    Den Hype um Wurst, der meiner Meinung nach totalitäre Züge trägt, finde ich zutiefst heuchlerisch. Wird sie doch hauptsächlich wegen ihres Aussehens gefeiert! Ist das nicht ebenso rassistisch, wie sie wegen ihres Aussehens abzulehnen? Schließlich nimmt man sie als eigene Person überhaupt nicht wahr – nein, nur ihre „Message“…
    Aber nun können sich alle als ach-so-gut und tolerant etc. selbst feiern. Widerlich, einfach widerlich.

    (Dass die Ablehnung gegen Wurst oft tatsächlich auf purem Menschen- und Schwulenhass basiert, finde ich natürlich entsetzlich. Needless to say.)

  5. Peter 13. Mai 2014 um 18:26 #

    Selbstverständlich muss man Conchita nicht gut finden. Tolerante haben dafür jede Menge Verständnis. Bei der Begründung, warum man Conchita nicht gewählt hätte, sollte man aber jedes Wort auf die Goldwaage legen, ansonsten man wahlweise als homophob, debil, ewiggestrig, Nazi oder sonstwas bezeichnet wird (ohne weitere Konsequenzen). Es lebe die Toleranz!

    Den eigenen gesellschaftspolitischen Vorstellungen zuzustimmen erfordert keine Toleranz. Toleranz ist auch und vor allem eine Haltung gegenüber Andersdenkenden, und nicht nur „liberale gesellschaftspolitische Positionen einnehmend“. Hallo Brosche, hast schon wieder Vergasungsfantasien?

  6. Rexi 14. Mai 2014 um 00:24 #

    Ach, ja … Kritik zu erhalten, wenn man irgendeinen dämlichen, unreflektierten, egomanischen Scheiß in den Äther bläst, ist die schlimmste seelische Gewalt wo gibt!!!drölf! Fast schlimmer als der Holocaust!!12 Und der Untergang des Abendlandes sowieso 😦

  7. Wolfgang Brosche 14. Mai 2014 um 01:19 #

    Herr Peter, da bin ich….
    .1,..das Getröte und Gewimmere des ESC ist auch nicht meine Musik… das muß auch keiner gut finden, es ist zumeist entsetzlich seicht – aber es gibt Leute die das mögen,völlig o.k.
    2. Allerdings ist die Kunstfigur Conchita Wurst eine politische Angelegenheit – dazu kommt, daß sie tatsächlich singen kann – für Pop reicht es jedenfalls allemal. Das Lied war auch ganz anständig und hörbar; aber das ist rein subjektiv…
    3. …Conchita testet auf einem „weichen“ Terrain, der Popmusik, aus, wie weit die Toleranz in dieser durch und durch homohassenden Gesellschaft geht…in der Popmusik ist es also nicht schlecht aus…
    4. Wenn man aber die Kübel von Unrat in vielen Foren liest die den Haßausrüchen z.B russischen Lautsprecher in nichts nachstehen, in denen die Stimmen nach Auslöschung, Vergasung, jawohl oder wenigstens Kastrierung und Verbot kreischend zu hören sind, dann wird mir Angst und Bange…
    5. Ich kann auch keine Männer leiden, die zu jeder Zeit mit Trainungsanzügen durch die Gegend schlappen – aber meine private Ästhetik mache ich nicht zur Norm…
    6. Als in den 30er Jahren Marlene Dietrich die ersten Hosenanzüge trug, gab es einen landesweiten Aufstand der amerikanischen Frauenvereine…
    7.als die ersten Pilzköpfe (so hieß das zu Beatles-Zeiten) und Miniröcke aufkamen, gabe es hysterische Aufstände in der deutschen Bevölkerung und die Furcht vorm Untergang des Abendlandes – das kann sich heute keiner mehr vorstellen, daß ganze Familien darüber zerbrachen, weil ihre Söhne langes Haar tragen wollten…
    8. …und jetzt kommt jemand daher und trägt ein Abendkleid mit Vollbart und sieht auch noch aus wie Jesus in Drag – die Schreier vom Untergang des Abendlandes sind wieder zur Stelle. Keiner zwingt sie Röcke oder Bart zu tragen.
    9 Über die arme Conchita regen sich Männer, die Angst haben vor Frauen, vor Schwulen und Frauen, die Angst haben selbst einmal eine Meinung zu haben (die müssen Conchita ja nicht einmal küssen) auf, als gälte es den Untergang des Abendlandes wenn wir endlich von dummen und starren Normen lassen -ABER, daß eine fundamentalistisch islamische Männergruppe, Boko Haram, 200 Kinder entführt und in die SKlaverei verkauft weil Mädchen keine Bildung haben und dem Penis muslimischer Dummköpfe untertan sein sollen, das stört die europäischen Dummköpfe nicht, denn das bedroht ja nicht ihr Lügengespinst des Wüstenrothauses, nebst Sofakisssen und Rentenversicherung (tut Conchita Wurst und das, wofür sie steht auch nicht!) – es sind ja bloß afrikanische Mädchen, Geschöpfe zweiter Klasse, schwarz – so wie Frauen ja ohnehin nicht so sind wie Männer -und Conchita ist auch kein richtiger Mann….
    10. Was Leben und Lebendigkeit, Eigenart und Individualität angeht, davon weiß Boko Haram nichts – und viele Männer in Europa, die sich nur in Rotten wohlfühlen – dazu gehören leider auch viele Schwule – auch noch sehr wenig!

    und 11. Wahrscheinlich, Herr Peter, sind Sie zu jung, um noch Menschen zu kennen, die die Zeit erlebt haben, in das angeblich Abweichende „vergast “ wurde – das Abqualifizieren, an den Rand drängen, das Verletzen á la „nu habt euch doch nicht so!“ – „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ hat sie peu á peu entmenschlicht; und erst wenn man „ein Halbwesen“ ist (Lewitscharoff) so wird ja jetzt auch Conchita Wurst bezeichnet – dann wird es leicht auf diese Menschen draufzuhauen.
    So wie der Antisemitismus nicht gleich ins Morden ausbrach, als die Nazis gewählt wurden (gewählt, die haben die Macht nicht „ergriffen“), sondern über einige Jahre eine schrittweise Entmenschlichung der Juden stattfand, so betreiben dies nun gewisse Kreise (jene Fronde aus Putinverstehern, evangelikal-katholfaschistischen Organisationen und Rechtspopulisten) ebenso.
    Ja, eine Spur von Rauch aus dem Ofen zu riechen…Sie harmloser Mensch!

  8. derdiebuchstabenzaehlt 14. Mai 2014 um 01:22 #

    @ Atacama

    „Wieso aber denken offenbar so viele Menschen das? Woher kommt das?“

    Sei doch ehrlich! Das willst Du doch nicht wissen, es ist Dir wurst! Du willst nicht wissen warum Leute so denken. Du willst einfach nur diese Menschen für dieses Denken verurteilen.

  9. Yadgar 14. Mai 2014 um 06:28 #

    Sorry, aber ich finde Transen mit Bart auch ziemlich daneben… das irritierte mich schon bei Devendra Banhart – langhaarig und schwarzbärtig, archetypisch-männlicher geht es nicht mehr, aber dann diese Trutschenklunker und sogar BHs! Nee, Genderbending ist nicht mein Ding… wobei die Bibeltaliban ja schon langhaarige Männer, ob bärtig oder nicht, für Genderbending halten! Ist mir aber egal… aber Tussi mit Bart geht gar nicht! Und nein, ich behaupte jetzt nicht, dass mich deswegen jemand in die rechte Ecke schieben wird, und ich behaupte auch nicht, dass ich hier unter Lebensgefahr vom linksgrüngutmenschgenderfaschistischen Mainstream totalitär unterdrückte Wahrheiten verkünde, sondern sage einfach nur, dass mir (MIR!!!) Genderbending ästhetisch nicht gefällt!

  10. Yadgar 14. Mai 2014 um 06:41 #

    @LoMi:
    „Aber das ist eine reine Journalistendebatte, die den Rest der Welt nicht interessiert.“

    Die sich von „Toleranzterror“ unterdrückt Fühlenden sind mutmaßlich außengesteuerte Medienjunkies, die gar nicht den Mut zu einer eigenen Meinung haben, sondern es seit je her völlig normal finden, irgendwelchen Leithammeln hinterherzudackeln… und wenn sie dann einmal in einem Leitham… äh, Leitmedium etwas lesen, was nicht auf ihrer Linie liegt, geraten sie ins Schleudern und reagieren sarrazinös!

  11. derdiebuchstabenzaehlt 14. Mai 2014 um 08:06 #

    @ Atacama

    „Wieso aber denken offenbar so viele Menschen das? Woher kommt das?“

    Eigentlich ist dir das doch wurst. Das willst Du doch nicht wissen, Du benutzt diese Frage um die Menschen die so denken einfach nur anzugreifen

    @ Wolfgang Brosche

    „..viele Männer in Europa, die sich nur in Rotten wohlfühlen“

    Sie mögen Männer nicht, nicht wahr? Sie sehen in denen eigentlich eine Art sonderbare Tiere?

  12. LoMi 14. Mai 2014 um 08:58 #

    „Den Hype um Wurst, der meiner Meinung nach totalitäre Züge trägt, finde ich zutiefst heuchlerisch.“

    Der Hype ist unsinnig, erklärt sich aber durch die Medientheorie: Zu Nachrichten werden Dinge, die ungewöhnlich sind, von der Norm abweichen und dadurch Aufmerksamkeit erzeugen. Wurst ist genau das. Darum ist er/sie ein Thema, mit dem man Quote machen kann. Das ist eigentlich alles.

    Aber totalitär? Ich wünsche vielen Leuten mal eine Reise mit der Zeitmaschine in die ehemalige DDR, damit das Wort „verboten“ und „Druck“ endlich wieder seinen Sinn zurückerhält. Was Medienleute im Fernsehen sagen, kann dem Zuschauer doch – Achtung, plattes Wortspiel ^^ – Wurst sein. Dadurch bin ich nicht gezwungen, dem zuzustimmen. Und keiner verhaftet mich, wenn ich eine gegenteilige Meinung äußere. Aber es gibt Länder, wo genau das passiert und DAS ist dann totalitär, weil die eigene Meinung Gefahr für Leib und Leben bedeutet. Dieser Unterschied ist sehr wichtig.

    Lasst die Medien reden. Unehrlich ist es sicherlich, weil Wurst bloß eine Story ist. Als Story ist die Person als Medienfigur auch bald wieder Geschichte. Es ist nichts weiter als ein Medienhype.

  13. nometa1 14. Mai 2014 um 13:20 #

    @LoMi: Deshalb habe ich von totalitären *Zügen* geschrieben.
    Mit der gleichen Argumentation kann man jeden Rassismusvorwurf zurückweisen: „Du weißt doch gar nicht, was das ist, geh mal zurück ins Dritte Reich, da siehst du, was wirklicher Rassismus ist.“ So what? Nur weil es damals noch viel, viel schlimmer war, darf man heute nichts kritisieren?

  14. Roger 14. Mai 2014 um 13:58 #

    Ihr Anblick hat mich anfangs irritiert, inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.

    Meine Irritation ging auch mit einer feindseligen Ablehnung einher (Xenophobie).

    Ehrlich überrascht hat mich, dass sie gewonnen hat. Denn ich ging davon aus, dass meine Irritation auch eine Irritation im „Volk“ ist. Ich muss also feststellen, dass ich hinter der Mehrheit zurück bin.

  15. Peter 14. Mai 2014 um 14:14 #

    @ Wolfgang

    Da Du dich entschlossen hast, auf der Sachebene zu diskutieren werde ich auf ebendieser antworten.

    Ich glaube nicht, dass wir in einer durch und durch homohassenden Gesellschaft leben. Es gibt aber eine agressive und lautstarke Minderheit, die Homos hasst und die Anonymität des Internets nutzt, um Hass zu schüren und extrem zu polarisieren. Zur Polarisierung tragen übrigens auch die grossen Parteien bei. Emotional befrachtete Themen eignen sich hervorragend zur Abgrenzung.

    Der Sieg von C.W am ESC hätte ich gar nicht zur Kenntnis genommen, wenn da nicht die mediale Ausdeutung als politisches Ereignis gewesen wäre. Etwas schrilles Auftreten ist im Showbiz schon lange akzeptiert. C.W ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Von daher ist die Politische Dimension etwas herbeigeredet. Es ist ein grosser Unterschied, ob sich ein Künstler mit Bart als Frau darstellt oder ob es der Nachbar tut, nicht als Teil des Showbiz, sondern als Ausdruck seiner Persönlichkeit. Im letzteren Fall könnte sich Toleranz tatsächlich zeigen.

    Ist es nicht erstaunlich, dass ich deine Ansichten problemlos nachvollziehen kann (mit Ausnahme von Punkt 9 teilweise), von dir aber trotzdem in eine Ecke geschoben wurde, die mir zuwider ist?

    Was Punkt 9 anbelangt: Boko Haram ist eine extremistische und fundamentalreligiöse Gruppe, die westliche Erziehung und Werte grundsätzlich ablehnt, und zwar für Jungs und Mädchen. Die Fokussierung allein auf die Mädchen ist daher nicht gerechtfertigt. Während Mädchen verschleppt wurden, massakrierten sie (ich glaub es war im Februar) über 50 Jungs. Aus männerrechtlicher Perspektive frage ich mich, warum die Verschleppung und Entführung von Mädchen in Nigeria ein mediales Thema ist, während der Massakrierung von Jungs nur mit Gleichgültigkeit begegnet wird. Dies ist kein Einzelfall, sondern folgt einem Muster (unter den Opfern waren auch Frauen und Kinder …). Die Menschenrechtsverletzungen in Nigeria sind für mich ein weiterer Beleg, dass das Leben von Mädchen und Frauen höher bewertet wird als das von Jungs, sogar von einer Terrorgruppe wie Boko Haram. Sie mögen Frauen in vielen Bereichen weniger Rechte zugestehen als Männern, was aber nicht bedeutet, dass sie den Wert eines Männerlebens höher werten.

  16. gracuch 14. Mai 2014 um 18:21 #

    2010 bin ich regelrecht vom Lena-Hype erschlagen worden. Und fand, dass sie nur gewonnen hatte, weil Raab sie damals sehr gut vermarktet hat. Damals hat sich aber komischwerweise keiner über Meinungsdikatur beschwert…wie merkwürdig… :/

  17. Atacama 14. Mai 2014 um 22:03 #

    @ Atacama

    „“Wieso aber denken offenbar so viele Menschen das? Woher kommt das?”

    Sei doch ehrlich! Das willst Du doch nicht wissen, es ist Dir wurst! Du willst nicht wissen warum Leute so denken. Du willst einfach nur diese Menschen für dieses Denken verurteilen.“

    Dazu muss ich aber erstmal wissen „wieso“ . Ich finde das auch nicht „schön“, im Sinne von „Man, ich sollte mir einen Freund mit Vollbart und Kleid anschaffen“ oder „Man, ich sollte mir eine Barttransplantation oder Testosteronzugabe genehmigen“.

    Aber ich kann die Kunstfigru Conchita Wurst problemlos akzeptieren ohne sie/ihn zu beleidigen oder für verantwortlich für „den Untergang der Menschheit“ halten. Oder als Ausgeburt einer „Medienmanipulation durch die Homo-Lobby“
    Ich finde auch den gesamten ESC irrelevant, langweilig und habe diese Veranstaltung ncoh nie im Leben gesehen. Auch das zu äußern, fürchte ich mich nicht.

  18. LoMi 15. Mai 2014 um 16:45 #

    @nometa

    „Mit der gleichen Argumentation kann man jeden Rassismusvorwurf zurückweisen: “Du weißt doch gar nicht, was das ist, geh mal zurück ins Dritte Reich, da siehst du, was wirklicher Rassismus ist.” So what? Nur weil es damals noch viel, viel schlimmer war, darf man heute nichts kritisieren?“

    Einspruch. Gewisse Unterscheidungen sind schon wichtig. Man braucht schon eine Vorstellung von „totalitär“, damit man etwas auch derart labeln kann. Daher ist so ein Vergleich schon angemessen. Ich denke, ich habe deutlich gemacht, dass ich die Debatte von Journalisten nicht als totalitär einstufen kann, weil da das Element der Herrschaft fehlt. Denn Journalisten machen zwar irgendwie Meinung, aber sie herrschen nicht, sie besitzen keine Polizei, um ihre „Propaganda“ auch durchzusetzen.

    „Nur weil es damals noch viel, viel schlimmer war, darf man heute nichts kritisieren?“

    Woraus ziehst Du den Schluss, a) dass man heute nichts kritisieren dürfe und b) dass ich dies behaupte mit meinem Verweis auf den echten Totalitarismus der DDR? Mein Hinweis auf die Geschichte sollte gerade zeigen, dass die Kritik hierzulande eben NICHT verboten ist. Du kannst sie äußern. Bela Anda kann sie äußern, sogar in den Medien. Jeder kann das und keine Polizei nimmt einen dafür in Haft. Daher ist die Rede vom Verbot doch überzogen.

    Es ist natürlich ärgerlich, wenn Meinungsführer so penetrant ihre Einheitsmeinung durchpeitschen und anderslautende Meinungen ausbremsen. Das kann ich auch nicht leiden. Es ist auch falsch. Journalisten sollten das nicht tun. Doch Bela Andas Klage ist auch nicht ehrlich: Er behauptet, er müsse Wurst gut finden, tut das aber mit MIllionenauflage in der BILD und zwar ungehindert, von niemanden davon abgehalten. Also widerlegt sein Handeln seine Worte: Er muss Wurst NICHT gut finden, weil es gar keine Konsequenz für ihn hat, wenn er sie öffentlich schlecht findet.

    Die Anklage ist daher nur Pose, nur vermeinliches Rebellentum, mit der ein Medienmächtiger den Beifall derer sucht, die einen solchen Kanal nicht haben, um ihre Meinung zu äußern.

  19. Carnofis 15. Mai 2014 um 17:45 #

    @Roger
    Zitat: „Ihr Anblick hat mich anfangs irritiert, inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.“
    Merkwürdig. Mich irritiert eigentlich seit jeher nur, welche Emotionen Menschen über das Aussehen oder Verhalten anderer Menschen (die sie nicht kennen und denen sie voraussichtlich in ihrem Leben nie begegnen werden) entwickeln können.
    Dass meine Einstellung „political correct“ ist, ist in diesem Fall reiner Zufall. Man kann es auch Faulheit nennen. Es ist mir schlicht wurscht (Sorry), wer in welcher Kleidung Arm in Arm mit wem durch den Park stöckelt oder abends in die Kiste springt, weil es keinen Einfluss auf das Weltgeschehen hat – mein Weltgeschehen. Interessant wird es erst, wenn es einschränkend auf meine Grundrechte wirkt. Dann werde ich rebellisch.
    Aber derzeit sehe ich bei Conchita Wurst keine derartigen Ambitionen. Also wende ich mich den Dingen zu, die mich mehr betreffen und daher wichtiger sind – Väterrechten.

    Mit drei Weibsen im Haushalt kommt man am ESC nicht vorbei. Und wenn man mal die Dragqueen außen vor lässt und sich an der Qualität der Songs orientiert, dann hoben sich ganz schlicht der Song von Conchita Wurst und der der Niederländer von denen der anderen relativ deutlich ab.
    Die haben übrigens den zweiten Platz gemacht.

    Es könnte also sein, dass hinter dem Ergebnis des ESC kein Beispiel an Toleranz steckt, sondern schlicht das Ergebnis, dass der beste Song gewonnen hat.

    Darüber auch schon mal nachgedacht?

  20. Martin 15. Mai 2014 um 18:45 #

    @ Atacama „Wieso aber denken offenbar so viele Menschen das? Woher kommt das?“

    Ich verstehe es auch nicht, es mag unterschiedliche Ursachen geben.

    „Ich muss das auch noch gut finden?!“ scheint übersetzt zu bedeuten:
    „Ich kann nicht mal sagen das ich denke das die:
    – sich gefälligst meinen Vorstellungen entsprechend zu verhalten haben“
    – eingesperrt gehören“
    – abnormale Kreaturen sind“
    – usw.
    ohne dass mir jemand sagt das ich die Schnute halten soll, hilfe ich werde unterdrückt“

    • Adrian 16. Mai 2014 um 00:18 #

      @ Martin
      Man stelle sich überdies vor, ich würde einen Zeitungsartikel schreiben, in dem ich darlege, dass Bélas Andas Erscheinung mein ästhetisches Empfinden stören würde. Ich würde zu recht ausgegrenzt und verfehmt. Aber geht es gegen eine Minderheit, ist es offenbar eine völlig legitime Meinung. Furchtbare Doppelmoral.

  21. dannysahs 15. Mai 2014 um 20:08 #

    Also ich bin der Meinung, dass man Conchita Wurst nicht mögen muss. Niemand wird gezwungen etwas nicht zu mögen. Ich finde es toll, auch wenn ich denke, dass dies ein Politischer Sieg war. Aber die Tatsache das ein Mann als Frau mit Bart antritt finde ich gut. Ich mag diesen „Mainstream“ nicht, wo alle gleich aussehen müssen. Sie/ Er ist anders, dass fällt auf und ich finde es sehr gut. Schrill, bunt mit einer Botschaft. Singen kann er jedenfalls, imm Vergleich zu vielen anderen die am ESC teilgenommen haben. Vielleicht sollte man sich einfach die Geschichte, die hinter der Person Conchita Wurst anschauen.

  22. Rastar 15. Mai 2014 um 22:18 #

    @ Adrian
    Dein Kommentar zu ‚Conchitas Wurst‘ verdient mindestens die gleiche Verbreitung oder Auflage wie sein Anlass. Eine richtig gute und absolut angemessene Erwiderung!

    Das Schlimme ist, dass der Text von Herrn Anda sich allen Ernstes als kämpferisches Plädoyer für mehr Freiheit versteht. Pfui Teufel!

  23. kaivel 21. Mai 2014 um 23:04 #

    Conchitas Sieg ist in Ordnung.. Sie hat gut gesungen, und darauf kommt es an ! Niemanden geht es was an was andere in ihren Betten machen… 🙂 Und ich finde es toll und mutig das sich ein Mann so präsentiert wie Conchita. Frauen laufen in Männerkleidung rum, niemand stört sich daran, macht ein Mann das, isses ein Skandal… Verdrehte Welt. Vielfalt ist das A und O – Das ist meine Devise, die Mischung macht das Perfekte ! 🙂

    Mehr Akzeptanz braucht die Welt !

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