Ich habe mich bislang nicht allzuviel mit Johannes Kahrs beschäftigt. Bisher dachte ich zumindest, man könne ihn wenigstens respektieren. Allerdings hat er kürzlich ein wenig von diesem Respekt eingebüßt:
Wir sind offenbar im Sommerloch, denn anders kann ich mir nicht erklären, warum der sich für seriös haltende „Tagesspiegel“ den Twitter-Account eines Bundestagesabgeordneten nach schlüpfrigen Inhalten durchforstet und versucht, daraus eine Story zu konstruieren. Dass Männer pornografische Medien konsumieren ist nun ungefähr so skandalös wie die Tasache, dass viele von ihnen Fußball und Bier mögen. Vielleicht kommt der „Tagesspiegel“ demnächst auch noch mit der „Enthüllung“ um die Ecke, dass Kahrs masturbiert.
Doch warum hat mein Respekt gegenüber Kahrs nun gelitten? Nein, nicht weil er Pornos schaut und sich Bilder von „heißen Ärschen“, „strammen Jungs“ und erigierten Penissen schicken lässt. Das finde ich gut, das finde ich normal, das finde ich gesund.
Okay, letzter Satz kommt noch so etwas wie einer Ehrenrettung gleich. Aber was soll dieses „Kann sein. Ich muss mal nachgucken. Es ist mir noch nicht aufgefallen.“? Soll man das ernst nehmen? Soll man das glauben?
Hätte mich der Tagesspiegel gefragt, ob ich Pornobilder auf meinem Twitter-Account habe, hätte ich gesagt, nein, dort nicht , dafür ist er nicht gedacht, aber auf meinem Rechner und Smartphone selbstverständlich. Jede Menge Pornos, erigierte Penisse, Sex und Ejakulationen. Wollen Sie mal schauen?
Ja ja… Das kenne ich aus meinem heimatlichen Umfeld auch. Bloß nicht zugeben, dass man irgendwas mit Sex am Hut hat. Das ist ja peinlich!
Man sollte schon meinen, dass ein gestandener Politiker da mehr Arsch in der Hose hat.
Andererseits finde ich es auch unheimlich dreist, ihn darauf anzusprechen. Was hat denn das noch mit Journalismus zu tun? Der Mann ist als Politiker gewählt, nicht als Sexperte. Ergo geht seine Einstellung zum Sex die Medien auch rein gar nichts an, solange er sich nicht strafbar macht, aber wieso sollte er das auch?
Mir scheint, dass da bei einigen Journalisten immer noch sehr alte und sehr dumpfbäckige Klischees nachwirken… Wie die wohl reagieren würden, wenn mal einer so in deren Privatleben rumwühlt?
Also der Kahr hat ja Glück dass er schwul ist und deshalb zu Schwulenpornos verlinkt. Wäre er nämlich ein Hetero und würde auf Heteropornos verlinken, wäre er sozial erledigt als frauenfeindlicher Sexist, zumindest in der SPD wäre er weg vom Fenster. Nun könnte man ihn zwar analog als männerfeindlich (Objektifizierung von Männern) labeln, aber das ist bei der SPD bekanntlich kein Thema.