Lange habe ich mich gefragt, was konservativen Christen so an Harry Potter missfällt, dass sie immer wieder massiv davor warnen, die Romane zu lesen. Ich glaube, nun habe ich die Erklärung gefunden:
Kinder, die die Bücher gelesen haben, sind toleranter gegenüber sozialen Minderheiten
schreibt die Welt über das Ergebnis einer Untersuchung italienischer Psychologen unter dem hübschen Titel „Magie der Menschlichkeit“:
Harry Potter ergreift auch immer wieder Partei für die „Schlammblüter“ – Hexen und Zauberer, die von „Muggeln“, also nicht magischen Menschen, abstammen. Und in diesem Punkt eifern seine Bewunderer Harry Potter durchaus nach: Kinder und Jugendliche, die sich mit der Figur identifizieren, sind toleranter gegenüber Migranten und Homosexuellen. (…)
Nach dieser Studie könnte „Harry Potter“ also schon bald auf dem Lehrplan stehen – als Lektüre für mehr Toleranz. „Bildungseinheiten, die auf Fantasy-Bücher, ähnlich wie ,Harry Potter‘, aufbauen, könnten die Beziehungen mit unterschiedlichen Typen stigmatisierter Gruppen verbessern“, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Resümee.
Es gibt schlimmere Schullektüre.
Die zahlreichen christlichen Angriffe auf Harry Potter zeugen womöglich vor allem vom Verfall des theologischen Denkens selbst. Christliche Vulgärtheologie nähert sich in der Breite Phänomenologie, oder Positivismus an, und macht bei Harry Potter an der Oberfläche zahlreiche Verstöße gegen ebenso oberflächliche historisch christliche Ge- und Verbote aus.
Hier vor allem eine Glorifizierung von Magie und Okkultismus.
Unfähig zeigt man sich, die Magie als metaphorisch zu denken und Harry Potter als das zutiefst christlich beeinflusste Romanwerk zu sehen, das es eigentlich ist. Wie streng Calvinistisch – und darin auch antiindividualistisch, das Opfer glorifizierend und und persönliche Freiheiten negierend – Harry Potter tatsächlich ist hat schon vor längerer Zeit Daniel Hemmens auf ferretbrain herausgearbeitet (http://ferretbrain.com/articles/article-161).
Aber auch Christen hängen heute ihren Glauben in einem Modus des „als ob“, als ungeglaubtem Glauben (cf http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ungeglaubter_glaube_glaeubiger_unglaube_folge_1 ff) an, und reflektieren dessen gedankliche Struktur gerade deshalb nicht.
Eine Möglichkeit. Hier eine weitere.
http://m.youtube.com/watch?v=RSwZJ55g80Q