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Kollektiv und Faschismus

11 Jun

Das größte Manko der Gesellschaft ist, das Anderssein nicht verstehen zu können. Aus dem Nichtverstehen heraus etikettiert man. Die „Homosexuellen“, die „Immigranten“, bis hin zu „den Frauen“. Man teilt in Kollektive. Das „andere“, da wissen viele nicht, wie man es behandeln soll. Sie isolieren es, verkindlichen den Umgang mit ihm, oder sie meiden es schlichtweg. Es entstehen Stereotype, Vorurteile, bis hin zu Wörtern wie „Discapacidad“ („nicht fähig sein“), dem spanischen Wort für Behinderungen.

Pablo Pineda, Europas erster Akademiker mit Downsyndrom, im Interview mit der Welt

Was denken Sie über Abtreibungen von Embryonen mit einer pränatal diagnostizierten Behinderung, wie sie auch aktuell in Deutschland debattiert werden?

Ich bin gegen die Abtreibung. Aber nicht aus moralischen Gründen, sondern aus Gründen der Erfahrung. Es sind harte Erfahrungen, aber extrem bereichernde, die man durch eine Abtreibung eines behinderten Kindes niemals erleben würde. Eltern mit Kindern, die „anders“ sind, verbessern sich auch als Eltern. Sie werden toleranter und solidarischer. Das ist doch eine Chance, die man nützen sollte. Die Auswahl des Kindes à la carte ist nicht gut. Denn schlussendlich wählen wir das Perfekte. Und wenn dann alle gleich sind, sind wir um vieles ärmer. Auch Blumen sind verschieden, und alle sind schön. Der Drang zur sozialen Homogenisierung ist ein Übel der Gesellschaft. Wenn alle gleich denken, gleich aussehen, alle „uniform“ sind, dann ist das Faschismus.

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