Tag Archives: Marburg

Evangelisch undifferenziert

1 Aug

Die deutschen Linksparteien bauen aus machtpolitischen Gründen ein „Feindbild Evangelikale“ auf. Davon ist Hansjörg Hemminger, der Weltanschauungsbeauftragte der württembergischen Landeskirche, überzeugt, wie auf jesus.ch zu lesen ist:

Wer deswegen Radikale ermutige, den Evangelikalismus oder den Pietismus gesellschaftlich zu ächten, spiele das Spiel aus „Biedermann und die Brandstifter“: Die extremen Ränder des politischen Spektrums würden gestärkt.

meint Hemminger, der dabei übersieht, dass die Evangelikalen selber auch nicht gerade in der politischen Mitte der Gesellschaft anzutreffen sind.

Als Beispiele nennt Hemminger den Widerstand gegen das Jugendfestival Christival 2008 in Bremen sowie gegen den Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge Ende Mai 2009 in Marburg.

Was zum Christival zu sagen war, steht zum Beispiel hier, über Marburg kann man hier noch einmal nachlesen.

Besonders dieser Kongress mit rund 1‘000 Teilnehmern sei Ziel heftiger Kritik der Lesben- und Schwulenbewegung an angeblichen „Homoheilern“ gewesen.

Was heißt hier „angebliche“ Homoheiler? Eben darum geht der Streit. Ein paar Christen schwingen sich zu der Behauptung auf, Christen dürften ihre homosexuelle Orientierung nicht ausleben. Dazu behaupten sie wider alle Realität, homosexuelle Orientierung sei willentlich veränderbar.

Gefördert wurde der Protest, so Hemminger, vom Parlamentarischen Geschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Volker Beck.

Volker Beck ist Christ. Und als ein solcher hat er sich gegen die Hetze gewisser Evangelikaler gewandt. Öffentlich. Nichts ungewöhnliches in einer Demokratie, sollte man meinen. Er hat weder zur Gewalt aufgerufen, noch sie verteidigt. Wieso man damit die extremen Ränder des politischen Spektrums stärkt, das bleibt Hemmingers Geheimnis. Dabei ist Hemminger auch sonst für merkwürdige Erkenntnisse gut: Weiterlesen

Abserviert, nicht konvertiert

16 Jun

Mit reichlicher Verspätung erklärt sich Michael Götz, Leitender Sekretär im CVJM, zur Diskussion um „Umpolungs“-Seminare auf dem Christival. Angesichts der kaum anders verlaufenden Debatten zum Marburger Kongress im vergangenen Monat lohnt sich eine Auseinandersetzung mit Götz‘ Text. Eines seiner – falschen – Argumente lautet, „die Homo-Lobby“ habe das „Umpolungs“-Seminar verbieten lassen: Weiterlesen

Der Ekel vor der Liebe – relaunched

30 Mai

Anmerkung: Folgender Beitrag ist ein „Relaunch“ meines Textes Der Ekel vor der Liebe. Auf dem Lesertreffen von GayWest letzten Samstag, haben wir recht ausführlich über Gabriele Kuby, Marburg und den Text diskutiert. Unter anderem wurde mir geraten, Argumentation mehr von Meinungen zu trennen. Dieser Anspruch ist zwar auch in dieser Version nicht erfüllt, dennoch habe ich mich bemüht, die schärfsten Formulierungen des Originaltextes zu streichen; Formulierungen die mir bei der nochmaligen Durchsicht des Originals als übertrieben und für die argumentative Auseinandersetzung als unpassenend erscheinen, und zwar auch in Bezug auf das Fazit der „Liebe“, welche ich den Aktionen von Frau Kuby entgegenzustellen, für angebracht halte.

————————————————–

Ist die Meinungfreiheit bedroht, wenn Schwule und Lesben gegen Referenten des Marburger Kongresses für Psychotherapie und Seelsorge demonstrieren, die behaupten, Homosexualität könne „geheilt“ werden? Gabriele Kuby befürchtet genau das.

In ihrem neuesten Beitrag, „Sexueller Totalitarismus“ geht sie erneut harsch mit Kritikern des Marburger Kongresses ins Gericht: Weiterlesen

Eine wirkliche Zivilgesellschaft

29 Mai

Die USA beeindrucken mich immer wieder. Tausende sind nach dem Urteil des Obersten Gerichtshof von Kalifornien auf die Straße gegangen um erneut gegen die Ungleichbehandlung von Schwulen und Lesben zu demonstrieren.

Und Deutschland? Die Ungleichbehandlung unserer Partnerschaften – seit 2001 rechtlich institutionalisiert – schert offenbar niemanden. Nein, hier pilgert man lieber mit gekreuzigten Schweinen und Farbbeuteln nach Marburg, um wegen einer Handvoll evangelikaler Scharlatane, den antichristlichen Kulturkampf auszurufen.

Und wahrscheinlich werden wir immer noch mit Schweinen und Gummipuppen vor den Kirchen hocken, wenn unsere Kollegen in den USA längst den kirchlichen Segen erhalten.

Postmoderne Praxis

27 Mai

Zu unserem kritischen Beitrag über den antisemitischen Charakter der Proteste gegen den Marburger Kongress der evangelikalen Akademie für Psychotherapie und Seelsorge erreichte uns folgendes Schreiben:

Wir haben mit der Aktion die Theorie der Postmoderne praktisch gemacht. Es ist kein Wunder, dass unsere Motive von den Heterosexisten aller Couleur verschwiegen und verdreht werden. Die Aktion richtete sich gegen die homophobe religiöse Formierung, sei sie christlicher, sei sie islamischer Herkunft. Weiterlesen

„Jesus, du Judensau“

25 Mai

„Jesus, du Opfer“: Auch diese Parole war bei den Protesten gegen den Marburger Kongress der evangelikalen Akademie für Psychotherapie und Seelsorge zu hören. Was will man mit diesem Spruch wohl demonstrieren – außer, dass man von christlicher Theologie vermutlich rein gar nichts verstanden hat und darauf auch noch stolz ist? Mir fällt da – neben der offensichtlichen Verachtung für das Schwache – nur eine Erklärung ein: Es ist eine positive Bezugnahme auf die, die den Spruch auf deutschen Schulhöfen und Straßen salonfähig gemacht haben, natürlich ohne das „Jesus“ davor: anislamisierte Jugendliche, deren liebstes Schimpfwort – nach „Du Jude“ und „Du Schwuchtel“ – eben „Du Opfer“ lautet. Weiterlesen

„Deutsche Polizisten schützen die Sexisten“

22 Mai

So die üblichen Verdächtigen unter den Demonstranten gegen den Kongress in Marburg. Demonstranten, von denen man wieder einmal den Eindruck bekommen muss, als gehe es ihnen nicht um das berechtigte Anliegen einer selbstbestimmten Liebe und Sexualität, sondern um Politik und das Aufmachen einer Front gegen alle antirevolutionären Elemente. Kindische Plakate wie „Smash Homophobia“ und aufblasbare Sexpuppen waren natürlich auch dabei, alles dazu angetan, der Mehrheitsgesellschaft erneut zu suggerieren, bei der Schwulenbewegung handelt es sich um eine Spätausgabe postpubertierender, verwöhnter Reihenhausschnösel, die demonstrieren, weil sie ansonsten nichts mit ihrem Leben anzufangen wissen. Und dass es die Aufgabe der Polizei ist, einen genehmigten Kongress zu schützen, haben diese clownesken Berufsprotestierer immer noch nicht verstanden.

Etwa 1000 Menschen zogen gestern mit Luftballons, Regenbogenfahnen und grellen Perücken durch die Marburger Innenstadt, um gegen den Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge zu protestieren. Im Vorfeld waren mehr als 40 christliche und private Häuser mit Parolen beschmiert worden.

Wie schön! Das wird unsere Gegner überzeugen, wie falsch sie liegen und sie erneut animieren, den nächsten Text über den Totalitarismus „der Schwulen“ noch schneller zu veröffentlichen als bisher geplant.

Der Ekel vor der Liebe

20 Mai

Es scheint so, als versuche sich Gabriele Kuby als die homophobe Fundamentalistin der Bundesrepubik zu etablieren. Nun gut, soll sie. Auf diesen Kampf lasse ich es gerne ankommen. Erneut bekommt sie bei kath.net die Gelegenheit, ihren immergleichen Nonsens in die Tasten zu schmieren; so unwissend, so heuchlerisch, so larmoyant, so dumm.

Sexueller Totalitarismus“ ist das neueste Machwerk überschrieben, ein Titel der für Lacher sorgen müsste, wenn daran nicht ein Weltbild hängen würde, das an Verachtung für das edelste und beste Gefühle eines Menschen, kaum zu überbieten ist: Liebe. Denn machen wir uns nichts vor: Was die Kuby umtreibt, ist der Ekel vor der Liebe. Unserer Liebe. Weiterlesen

Wir machen einen Runden Tisch

8 Mai

Da wir Homos so nett, lieb, kuschelig und tolerant sind, werden wir uns nun also am 12. Mai mit Vertretern der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge, die den Kongress in Marburg ausrichten – und in deren Reihen natürlich nicht etwa die Heilung von Homosexualität propagiert wird, sondern lediglich nach dem roten Faden der Identität gesucht wird, der allerdings selbstverständlich nur dann richtig rot ist, wenn man heterosexuell ist, was man andernfalls unbedingt ändern muss -, zusammensetzen und darüber beraten

„wie man ein vernünftiges Verhältnis zwischen Evangelikalen und Schwulenverbänden organisieren kann“

Die Frage, die hier anmutet wie der Stein der Weisen, ist allerdings recht einfach zu klären. Die Evangelikalen sollten die Homos einfach in Ruhe lassen (mehr verlangt man ja gar nicht) und sich um wirklich wichtige Dinge kümmern. Zum Beispiel um die Armut in Afrika. Am Besten vor Ort.

Kritik und Grundgesetz

30 Apr

Auch Frau Professor Gerl-Falcovitz von dem Schnapsnasenverein Offensive Junger Christen (OJC) macht sich Sorgen, dass die Homos bald die Scheiterhaufen anzünden werden, um Leute wie sie zu braten. In der „Freien Welt“ auf Marburg angesprochen, gibt sie folgendes zu Protokoll:

Die Vorwürfe [der Homophobie] sind schon deshalb nicht gedeckt, weil sich der Kongress insgesamt nicht mit Homosexualität beschäftigt. Ein Bekannter von mir sagte neulich, er müsse sich jetzt wohl ein neues Grundgesetz kaufen, da offenbar das Grundrecht über Meinungs- und Redefreiheit geändert worden sei.

Man kann Frau Gerl-Falcovitz und ihrem Bekannten nur raten, einen Blick ins Grundgesetz zu werfen. Dann würden sie nämlich feststellen, dass unter dem Abschnitt Meinungs- und Redefreiheit nicht steht:

Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten ohne dass Kritik an dieser seiner Meinung geübt werden darf.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

%d Bloggern gefällt das: