Als verfrühten Aprilscherz der taz erkannten wir den Bericht über den „Aufmarsch der Kuschelnazis“ ziemlich schnell und entschieden uns daher fürs Erste, nichts darüber zu schreiben. Was zum Artikel zu sagen ist und zwar unabhängig davon, ob es nun Satire ist oder nicht, steht beim Gay Dissenter:
Es gehörte und gehört zu den erbärmlichsten Methoden des politischen Gerangels um Stammtischlufthoheiten, politische Gegner als schwul zu diffamieren. Dabei spielt die politische Ausrichtung keine Rolle, mal sind die politisch Linken, mal die politsch Rechten schwul. Die seinerzeit allgemein bekannte Tatsache, dass in der SA auch homosexuelle Männer ihre politische Heimat gefunden haben, wurde reichlich von den Gegner der NSDAP ausgeschlachtet. Ich habe den Eindruck, dass die taz einen ähnlichen Feldzug starten will. Sie versucht wohl nicht ohne Grund den Eindruck zu erwecken, dass sich in der NPD mehr schwule Männer versammelt haben, als im LSVD. (…) Es ist der alte Trick: Man mache aus den Nazis einen ’schwulen Haufen’, diffamiere sie entsprechend und versuche, sie so in den Bereich des sexuell Unanständigen und damit politsch Unanständigen, des Nichtwählbaren zu bringen. Die taz begibt, möglicherweise ohne es zu merken, sich in ihrer Rubrik “die Wahrheit” in die Tradition linker Kampfblätter der zwanziger und dreißiger Jahre und misst der (unterstellten) sexuellen Orientierung politisch Andersdenkender mehr Bedeutung bei als der Auseinandersetzung um Sachfragen.
Der wesentlichte Satz der Kritik verdient eine besondere Hervorhebung:
Der taz-Artikel von Rudolph Reimann richtet sich nicht gegen Nazis, auch nicht gegen schwule Nazis, er richtet sich gegen Schwule schlechthin.
Und das ist begriffen worden: In einer ganzen Reihe von Blogs und Internetportalen ist der Artikel, ohne jeden Hinweis auf den satirischen Charakter, rezipiert worden und teilweise entsprechend kommentiert worden. Tenor: Man habe es ja schon immer gewusst, dass die Schwulen zu den Nazis tendieren und die Nazis mehr oder weniger alle schwul seien. Weiterlesen
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