Impressionen aus der Mark:
Bisher hatte ich immer gedacht, ich sei ein besonnener, ausgeglichener Mensch, den so leicht nichts schockieren kann. Bisher dachte ich auch immer, die von Kulturpessimisten, Konservativen und religiösen Fundamentalisten an die Wand gemalte Sexualisierung der Gesellschaft, sei ein hochgespielter Popanz. War ich zu naiv?
Gestern jedenfalls habe ich im Zug von Berlin ins heimische Brandenburg eine Begebenheit erlebt, die mich, wenn zwar nicht schockiert, aber doch ziemlich fassungslos gemacht hat. Weiterlesen
Zu Rafael habe ich eine besonders persönliche Beziehung. Regelmäßig kommt er auf einem schwarzen Rappen angaloppiert, um mich einzuladen, mit ihm nackt in den Sonnenuntergang zu reiten. Und das tun wir dann auch – bis ich aufwache.
Bei Johann und Robin läuft das ganz ähnlich ab. Nur dass sie statt einem Pferd, ein Auto haben, und die meiste Zeit bekleidet sind. Die Suche nach der Orientierung führt beide nach Brandenburg, wo sie zwischen Liebe und familären Wirrungen hin und her gerissen werden. Und da Johann offenbar aus Berlin kommt, vergiftet er sich auch noch an Beeren.
Letzteres wäre mir jedenfalls nicht passiert, denn an Brandenburgs Schulen lernt man schon sehr früh, was an Naturprodukten essbar ist und was nicht. Das ist wichtig will man dort überleben. Es ist eben ein bizarres, gefährliches, aber auch schönes Land. Mit und ohne Rafael.
Das Wasser in Brandenburg war so, wie wir märkischen Männer: kühl, klar und erotisierend. Eine erfrischende Abwechslung gegenüber der Hitze der Stadt.
Der Gemeinderat eines kleinen Dorfes mitten in der DDR entschied sich am Vorabend des ersten Mai, die Losung „Alle heraus zum 1. Mai“ an die Friedhofsmauer zu hängen, auf das sie von den Einwohnern gut gesehen werden konnte. Doch Pech gehabt: Alle blieben in ihren Gräbern.
So wird es am heutigen 1. Mai in Berlin leider nicht sein. Die üblichen Zombies werden wie gewohnt in Kreuzberg aufmarschieren um dort im Geiste der Arbeiterklasse faschistische Supermärkte, faschistische Autos und faschistische Mülltonnen anzuzünden, während die Polizei sich im Hintergrund halten wird um die Verdammten dieser Erde ja nicht noch weiter zu provozieren.
Ja, zum 1. Mai stellt sich Berlin in all seiner Dummheit dar.
Und da mich niemand mehr zwingen kann, rote Fähnchen zu schwenken und den Sieg des Sozialismus zu preisen, bin ich weg. Anbaden. So wie im letzten Jahr.
Update (1.05.09): Ich habe mich kurzfristig entschlossen das Baden bis zum Montag auszuweiten. Das Wasser ist zwar noch recht kalt, aber was ein echter Mann ist, hält das locker aus…
Bis Montag schreibe ich nicht.
Allen Lesern ein schönes Wochenende!
Die gute alte SPD hat an diesem Wochenende mit großem Brimborium ihren Wahlkampf eröffnet und ihr Wahlprogramm vorgestellt. Wahlveranstaltungen der SPD finde ich immer lustig, erinnern sie mich doch stets an folgenden DDR-Witz:
Honecker auf dem letzten Parteitag der SED: „Genossen, der Kapitalismus steht am Abgrund! Wir aber, sind schon einen Schritt weiter!“
Für die schwul-lesbische „Community“ haben sich die Sozen übrigens was Nettes ausgedacht, denn es ist vorgesehen:
Eingetragene gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften werden wir mit der Ehe gleichstellen.
Das ist wirklich fein, Genossen! Aber ob ihr es damit ins Kanzleramt schafft?
Wer in Brandenburg über Homosexualität aufklären will, der kann was erleben:
Die rund 15 Teilnehmer der Tour sind fast durchweg junge Menschen, die sich für die fünftägige Reise extra Urlaub nehmen. In Schulen und Jugendzentren wollen sie mit Vorurteilen gegenüber Homosexuellen aufräumen. Nach Einschätzung von Kerntopf ist bei der jüngeren Generation eine positive Entwicklung zu beobachten: Fernsehen und Internet förderten eine größere Offenheit. Viele ältere Menschen machten jedoch um die Infostände in der Fußgängerzone lieber einen Bogen. […]
Für die jungen Aktivisten seien die Erfahrungen an den Ständen mitunter hart, im Alltag schlage ihnen selten so offene Ablehnung entgegen wie auf der Tour. „Nach zwei Tagen heult meist der Erste“ […]
Die größte Bedrohung stellten jedoch Neonazis dar. Vor der Tour trainiert sie daher mit den Teilnehmern, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten haben. Die Leiterin weiß, wovon sie spricht: In Königs Wusterhausen wurden sie in der Vergangenheit bereits von einer Gruppe Rechtsextremer mit Baseballschlägern angegriffen, in Luckau wurde ihr Tourbus mit Hakenkreuzen beschmiert.
Ja, Brandenburg ist so weltoffen und tolerant, dass es eigentlich nur noch eine Lösung gibt: Ein Bataillon Hühner dort hinschicken und das Land zusch***en lassen. Und das ist nur ein ganz klein wenig polemisch gemeint. Man kennt schließlich seine Heimat…
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