Tag Archives: Prostitution

Von der guten Frau und dem bösen Mann

1 Mär

Zu den nahezu unhinterfragten Grundsätzen unserer Gesellschaft gehört es, dass Prostitution irgendwie nicht toll ist. Zwar ist es legal, Sex zu haben, und es ist auch legal, Geld zu verdienen (mit den üblichen staatlichen Einschränkungen) – mit Sex Geld zu verdienen, bzw. gegen Geld Sex zu haben, gilt aber aus nebulösen und nicht nachvollziehbaren Gründen als anrüchig.

Am ehesten könnte man sich die allgemeine moralische Abneigung gegen Prostitution noch mit einer Mischung aus tradierter, religiöser Sexual“moral“, Antikapitalismus, und insbesondere den Bildern einer unschuldigen, und damit schützenswerten, „weiblichen“, sowie einer bösen, und damit einzudämmenden, „männlichen“ Sexualität erklären. Weiterlesen

Prostitution ist ein Menschenrecht!

29 Okt

Alice Schwarzer hat sich zum Ausklang des Jahres ein ganz besonderes Projekt ausgedacht: die Ächtung, Kriminalisierung und Abschaffung der Prostitution.

Prostitution ist „das älteste Gewerbe der Welt“? Prostitution ist „ein Beruf wie jeder andere“? Prostitution wird es immer geben, denn ihre Abschaffung ist utopisch? Falsch. Auch die Abschaffung der Sklaverei galt vor gar nicht so langer Zeit noch als Utopie. Und auch wenn die Sklaverei aus unserer Welt keineswegs ganz verschwunden ist, so wäre es heutzutage für einen aufgeklärten, demokratischen Staat doch undenkbar, die Sklaverei zu tolerieren oder gar zu propagieren.

Selbstverständlich kann man alles mit allem vergleichen, doch was genau hat Prostitution mit Sklaverei zu tun?

Zur Erinnerung, als Sklaverei

bezeichnet man den Zustand, in dem Menschen als Eigentum anderer behandelt werden

Prostitution ist wiederum

die Vornahme sexueller Handlungen gegen Entgelt.

Ausgehend von diesen Definitionen wird deutlich, dass wir es hier mit zwei völlig unterschiedlichen Sachverhalten zu tun haben. An dieser Stelle möchte ich nun begründen, warum Sklaverei und Prostitution nicht nur unterschiedlich sind, sondern zusätzlich darlegen, dass das Ziel, die Prostitution zu verbieten, ein Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht von Menschen bedeutet und damit dem Prinzip der Sklaverei weit näher kommt. Weiterlesen

Feige und verlogen

17 Jul

Die Diskussion um die EKD-Orientierungshilfe zum Thema Familie hat auch eigentümlich frei zum Einsatz gereizt. Und so versucht man sich in dem Blatt an einer Satire:

Nachdem das neue Familienbild der EKD (Evangelischen Kirche Deutschlands) „von allen gesellschaftlich relevanten Gruppen begrüßt wurde“, wie der EKD-Ratvorsitzende Nichtsolaut Schreier betonte, „wollen wir einen Schritt weitergehen Richtung Modernisierung“.

Weg von der Stigmatisierung einer gesellschaftlich etablierten Verhaltensweise, so der Tenor aus der Spitze der EKD. Wenn der Kunde eines Bordells „auf Dauer“ bereit ist, „Verantwortung“ zu übernehmen, sollte er nicht weiter gesellschaftlich ausgegrenzt werden. „Nach unserem theologischen Verständnis“, verpflichtet sich der Kunde „für die Dauer“ von mindestens einer Stunde das Bordell zu besuchen, um einen zu flüchtigen Eindruck zu vermeiden, so die EKD. Die „hohe moralische Verantwortung des evangelischen Freiers“ kommt nach Meinung der EKD dadurch zum Ausdruck, dass er bei seinem Besuch maximal mit drei Frauen sexuellen Kontakt hat.

Vermutlich hatte man bei der Veröffentlichung dieser Zeilen vergessen, was man einst unter der Überschrift „Warum ef?“ schrieb: Weiterlesen

Warum Prostitution nicht sexy ist

22 Aug

Carolin Emcke: Wie wir begehren Schon wieder die? Ja, schon wieder. Das Buch, das mir ein fommer und nach eigenen Angaben konservativer Freund geschenkt hat,  beeindruckt mich mit jeder Seite mehr, so dass ich innerhalb von 48 Stunden zum 3. Mal darüber schreibe. Ich will noch ein Zitat daraus vorstellen. Dieses Mal keine Weisheit, sondern Emckes ganz persönliche Begründung, warum sie, lesbisch, Prostituierte nicht als Objekte der Begierde wahrnehmen kann.  Das finde ich spannend, weil ich überindividuelle Gründe gegen die Prostitution oft nicht nachvollziehbar, die Idealisierung, die manche darum betreiben, ab und zu aber auch befremdlich finde. Emcke also schreibt: Weiterlesen

Prostitution ist Freiheit!

29 Jul

In Frankreich versucht eine feministische Ministerin mal wieder, das älteste Gewerbe der Welt zu verbieten, dieses Mal mit dem vielversprechenden Ansatz, nicht die Ausführenden, sondern die Kunden zu kriminalisieren. Männer, die Frauen dafür bezahlen, mit ihnen Sex zu haben, könnten also demnächst zu Kriminellen erklärt werden.

Dabei ist gar nich einzusehen warum, selbst wenn man das polemisch-überspitze Argument weglässt, das Heterosexualität sowieso häufig mit Bezahlung einhergeht.

Um es kurz zu machen: Weiterlesen

Verbrechen? Oder Moral?

31 Mai

Erstaunlich womit die deutsche Polizei so alles beschäftigt ist:

Speed, Kokain, Marihuana und dazu ein Escort-Service: Die Polizei der bayerischen Landeshauptstadt hat am vergangenen Freitag ein „Drogen-Kaufhaus“ in einer Mietwohnung im Stadtteil Giesing nach Hinweisen aus der Szene geschlossen. […]

Zwar fanden die Beamten keine Waffen, dafür war ein reichhaltiges Angebot an Drogen in der ganzen Wohnung verteilt: Weiterlesen

Drogen, Rockmusik und Hurerei

20 Jul

Anlässlich des CSD wurde in Berlin am Vorabend der diesjährigen Parade erstmals ein Gottesdienst gefeiert. Neben Klaus Wowereit wirkte dabei der Superintendent für den Kirchenkreis Berlin-Mitte, Bertold Höcker, mit. Dieser erinnerte in seiner Predigt

an die Basisbotschaft von Christus: „Ihr seid geliebt“. Sich darauf zu gründen, geliebt zu werden, führe auch zu einer besonderen Verantwortung, wie sie Wowereit angemahnt habe. Schwule und Lesben gefielen sich oft in einer Opferhaltung als verfolgte Elite, sagte Höcker. „Diese Opferhaltung ist sehr gemütlich, aber nicht christlich.“ Er forderte sie auf: „Schluss mit dem Opfer, hin zur Verantwortung.“

Eine gänzlich andere Sicht auf das Thema „Homosexualität und Christentum“ präsentierte ein Herr Schimmelpfennig, der auf medrum.de in einem Brief an Höcker erklärte:

War selber früher kommunistischer Staatsfunktionär der DDR und Atheist, landete aber nach der Wende in Kreisen, die das bejubeln, was Sie predigen: Freier Sex, natürlich in Verbindung mit Alkohol und anderen Drogen, so habe ich das erlebt – und ich wünsche es niemanden, da rein zu kommen!!! Dazu all die hämmernde Rockmusik und natürlich Hurerei. Weiterlesen

Sibylle hat es satt

25 Mai

Sibylle Berg ist eine Frau. Und weil sie eben eine Frau ist, fühlt sie sich diskriminiert und gedemütigt von dem, was Männer so alles machen. Zum Beispiel nackte Frauen anzuschauen, oder mit Frauen Sex haben zu wollen, oder Frauen für Sex zu bezahlen. Das ist was ganz schreckliches. Findet Frau Berg. Aber Männern zu erklären, warum das alles so schrecklich ist, erscheint hoffnungslos, denn Männer sind nun mal irgendwie primitiv, und können daher das sensible Wesen von Frau Berg nicht begreifen: Weiterlesen

Wie humorlose Antikapitalisten durch verschärften Geständniszwang die Liebe optimieren wollen

7 Nov

Die auch unter Linken vieldiskutierte »Polyamorie« sieht vor, dass man mit Wissen und Einverständnis aller Beteiligten mehrere Liebesbeziehungen führen darf. Ist das damit die passende Beziehungsform für den Neoliberalismus?

Mit diesen Worten eröffnete Oliver Schott vor einigen Wochen einen Artikel in der Jungle World.

Damit ich Polyamorie betreffend auf dem neuesten Stand bin, habe ich mir  „Polyamory – Eine Erinnerung“ zugelegt. In schick-schrillem Design (pink auf schwarz) verspricht das Büchlein keine

Hierarchisierung von Liebesweisen, wie sie mit den meisten Veröffentlichungen zum Thema Polyamory Hand in Hand gehen.

Statt der Idealisierung des Neuen, Ungewohnten, Provokativen möchte man vielmehr

eine Variante der Möglichkeiten, Liebe zu leben, beschreiben und nicht bewerten.

Stellung – und zwar kulturkonservativ – beziehen Thomas Schroedter und Christina Vetter dabei trotz alledem. So beklagen sich die beiden über eine Gesellschaft,

in der Waren verkauft werden müssen, egal ob sie sinnvoll sind oder nicht,

wodurch

Stil, Romantik und Kulinarisches banalisiert

würden. Weiterlesen

Wie schwul darf Che Guevara sein?

14 Jun

Ricky Martin soll also Che Guevara spielen. Die anderenorts aufgeworfene Frage,

ob schwule Schauspieler überzeugend Heterosexuelle darstellen können

finde ich langweilig. Warum denn nicht? Viel interessanter finde ich die Diskussion, die die Meldung auf queer.de auslöst. Die Erinnerung eines Lesers an die totalitären Qualitäten des in der Linken bis heute verehrten Ches und die Überlegungen eines weiteren Lesers Weiterlesen

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