Tag Archives: Religion

Es ist entscheidend!

9 Jan

Wir lassen uns durch Hass nicht spalten“: Joachim Gauck hat nach dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ an den Zusammenhalt in der deutschen Gesellschaft appelliert. „Für uns ist nicht entscheidend, wie jemand heißt und wer seine Mutter ist, an welchen Gott er glaubt oder welche Feste er feiert“, betonte das Staatsoberhaupt vor seinem traditionellen Neujahrsempfang: „Ich schließe mich den Millionen Menschen an, die auf der ganzen Welt bekennen: ‚Wir sind Charlie‘!“

Schöne Worte, aber man erlaube mir einige kritische Anmerkungen. Weiterlesen

Religion als Privileg

25 Feb

Im US-Bundesstaat Arizona könnte es bald ein Gesetz geben,

wonach Geschäftsinhaber keine homosexuellen Paare bedienen müssen, wenn es eine schwere Last für ihren Glauben ist.

Die Begründung erscheint dabei auf den ersten Blick durchaus sympathisch:

„Jeder der ein Geschäft hat kann entscheiden mit wem er Geschäfte machen will und mit wem nicht“, erklärte [Arizonas Gouverneurin]. „Das ist Amerika, das ist Freiheit.“

Grundsätzlich bin ich ebenfalls dieser Ansicht. Weiterlesen

Hochzeit machen

12 Aug

Nach all den traurigen Nachrichten aus Russland, endlich mal wieder etwas erfreuliches:

Erstmals wurde am Freitag in einer evangelischen Kirche die Ehe eines homosexuellen Paares kirchenrechtlich beurkundet. Zwar konnten sich einige gleichgeschlechtliche Partner schon segnen lassen, eine Zeremonie, die der klassischen Trauung gleich kommt, war bis dato jedoch unmöglich.

Dass nicht alle Mitglieder der Evangelischn Kirche Deutschlands damit einverstanden sind, ist dabei nicht überraschend:

„Die Bibel sagt klipp und klar: Die Ehe ist für einen Mann und eine Frau bestimmt auf Lebenszeit und nicht für andere Lebensformen“, sagte Eberhard Hoppe vom Evangelischen Gemeinschaftsverband Herborn dem Hessischen Rundfunk.

Mag sein, dass das in der Bibel steht. Doch vielleicht gibt es wichtigere Dinge, als sich auf der Suche nach und beim Leben mit Gott, stets an das Wort der Bibel zu halten.

Mein Schwanz gehört mir! – Ein Jahr danach

9 Mai

Kein Thema hat mich im letzten Jahr so beschäftigt, wie die Debatte um frühkindliche Beschneidung bei Jungen. Beschäftigt? Sagen wir eher, geärgert. Ganze acht Beiträge hatte ich dazu  verfasst (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8) und mit jedem hat sich mein Ärger gesteigert. Wo waren wir nur hingekommen? Es wurde tatsächlich darüber diskutiert, welchen Stellenwert eine Körperverletzung an unmündigen Kindern  im Verhältnis zu einem religiösen Brauch hat. Eine glasklare Sache eigentlich, sollte man meinen – aber nein! Die Religion hat mal wieder ihre Extrawurst bekommen, ihre gesellschaftliche Macht untermauert und ein unmoralisches Prinzip verteidigt.

Ein unmoralisches Prinzip? Ja, selbstverständlich! Was anderes als unmoralisch soll es sonst sein, einem unmündigen Kleinkind ohne Not ein Körperteil zu amputieren? Was gibt es da überhaupt zu diskutieren?

Die Entscheidung des Kölner Landgerichtes, der Stein des Anst0ßes zu Debatte, hat sich am 7. Mai zum ersten Mal gejährt. Anlässlich dieses Jahrestages hat das Blog „robins urban life stories“ einen fulminanten Beitrag verfasst, indem alle Argumente pro Beschneidung förmlich zerfetzt werden. Man erkennt die Wut hinter dem Beitrag, und es ist eine Wut, die ihre Berechtigung hat.

Man muss einfach wütend werden, angesichts der Tasache, dass in Deutschland nicht alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, und dass die Geburt in eine Religionsgemeinschaft ausreicht, das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung mit Füßen treten zu dürfen.

In meiner Bibel steht das nicht…

17 Jan

Sollen die Lebensgefährten homosexueller Pfarrer im Pfarrhaus wohnen dürfen? Angesichts dieser moralisch unglaublich wichtigen Frage hat man im sächsischen Chemnitz zu einer Podiumsdiskussion geladen, bei dem sich Gegner und Befürworter versicherten, wie christlich ihre jeweilige Position sei und dass ihr Standpunkt dem entspricht, was Gott, über die Bibel, dem Menschen mitgegeben hat:

Es ist merkwürdig: Gegner wie Befürworter einer Öffnung von Pfarrhäusern für gleichgeschlechtliche Partnerschaften berufen sich auf die Heilige Schrift und den Heiligen Geist. Was stimmt denn da mit dem Heiligen Geist nicht – oder stimmt da etwas mit uns nicht, Herr Bohl?

Bohl: Mit dem Heiligen Geist wird’s schon stimmen. Er macht uns das Geschenk des Glaubens. Die Heilige Schrift wiederum besteht aus Texten, die als Zeugnisse des Glaubens an den lebendigen Gott geschrieben worden sind – von Menschen in bestimmten Lebenssituationen.

Können Sie da mitgehen, Herr Klemm?

Klemm: Natürlich ist die Bibel nicht vom Himmel gefallen. Aber wir haben die Heilige Schrift nicht erst durch Menschen, sondern durch Gottes Geist, der in den Schreibern wirkte. Sie ist Gottes Wort.

Beide Aussagen widersprechen sich in gewisser Weise. Welche stimmt nun? Egal! Schließlich kann man an beides glauben. Weiterlesen

USA! USA!

16 Nov

Die Wahlen in den Vereinigten Staaten sind Geschichte. Geschichte ist auch die deutsche Wahlberichterstattung, die dieses Mal wirklich exzessiv ausgefallen ist. Exzessiv und töricht, denn wir üblich haben unsere Qualitätsmedien unter Beweis gestellt, wie uninformiert sie sind und dass ihre Agenda nicht in der Information sondern in der Meinungsbildung besteht. Tatsache ist, dass die englische Wikipedia seriöser und informativer ist, als alles was man an deutscher Wahlberichterstatung vernehmen mustse.

Auffallend, wie oft man sich das Statement anhören musste, wir „zerrissen“ die USA doch seien, so als wäre es ein Makel, dass die Entscheidung zur Präsidentschaftswahl äußerst knapp ausgefallen sei. Natürlich sind die USA „zerrissen“. Weiterlesen

Vollpfosten für die Freiheit

26 Okt

Die „Achse des Guten“ war auch schon mal besser. Aktuell echauffiert man sich über zwei Positionen der FDP-Jugendorganisation „Junge Liberale“ („Julis“), und bezeichnet diese wenig schmeichelhaft und bar jeder Argumentation als „Liberale Vollpfosten“. Warum? Nun darum:

Die Beschneidung aus religiösen Gründen im Kleinkindalter soll verboten, die Leugnung des Holocausts hingegen legalisiert werden. Jedenfalls, wenn es nach dem Willen vieler Mitglieder der FDP-Jugendorganisation Junge Liberale (Julis) geht. Nach Ansicht der Julis führt die Beschneidung zu einer Schädigung des Kindes »hinsichtlich seiner sexuellen Empfindsamkeit im Erwachsenenalter«. So steht es in einem Beschluss, der beim Bundeskongress in Halle/Saale kürzlich mit großer Mehrheit verabschiedet wurde. […]

Zeitgleich plädieren immer mehr Jungliberale für eine Legalisierung der Holocaustleugnung, die nicht nur in Deutschland als »Volksverhetzung« unter Strafe steht. Eine entsprechende Forderung hatte der Landesverband Bayern unlängst beschlossen. Lasse Becker, Juli-Bundesvorsitzender, will das zwar nicht, sagt aber: »Grundsätzlich sehen wir Meinungsverbote sehr kritisch.« Becker möchte Schoaleugner »lieber durch sachliche Argumente entlarven«.

Beide Beschlüsse sind aus liberaler Sicht kaum zu kritisieren, Weiterlesen

Liebe, Love, Amour, Amor, Amore, влюбленность…

25 Okt

Man schaue sich obiges Foto an.  Es wurde in Frankreich aufgenommen, bei einer Demonstration religiöser Menschenfeinde gegen die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Man schaue sich das Unverständnis auf den Gesichtern an, den Wiederwillen, die Antipathie… Weiterlesen

Mein Schwanz gehört mir! – Das (hoffentlich) letzte Wort

7 Sept

So, wie Gott ihn schuf…

Ich hätte nicht gedacht, dass es im 21. Jahrhundert soviel irrationale Opposition gegen die simple Feststellung geben würde, dass ein religiöser Brauch doch bitte schön nicht so weit gehen kann, einem unmündigen Menschen ungefragt und ohne Zustimmung einen Teil seines Körpers unwiderbringlich zu entfernen.

Gespottet wird da über Menschen wie mich, unsere Gegnerschaft zur nicht einvernehmlichen Beschneidung zeige nur unsere typische männlich phallozentristische Weltsicht und zeuge von Kastrationsangst.

Entschuldigung! Mein Schwanz bleibt nun mal mein Schwanz und ja, er ist mir wichtig, also halte ich es für ein Gebot der Menschlichkeit und des Respekts mich vorher zu fragen, ob man daran herumschneiden darf. Und dieses Recht sollten auch alle anderen Männer einschließlich der Männer in spe haben. Weiterlesen

Nachsicht

6 Sept

Ich denke es ist eine Binsenweisheit, dass religiöser Konservatismus heute einen der Hauptpfeiler der Homophobie darstellt. An dieser Stelle möchte ich diese Leuteallerdings  nicht verspotten, verlachen oder ihnen in sonst irgendeiner Weise ihre groteske intellektuelle und moralische Blindheit vor Augen führen, sondern um Nachsicht bitten.

Man kann einfach nicht erwarten, dass diese Menschen einfach so Homosexualität akzeptieren. Immerhin haben sie sich erst vor kurzem damit abgefunden, dass Heterosexualität okay ist.

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