Tag Archives: Religionskritik

Das Kreuz mit dem Kreuz

11 Mai

Ein türkischer Parlamentarier hat im Vorfeld des Prozesses gegen Beate Zschäpe, ein Kruzifix im Gerichtssaal kritisiert und gefordert, dieses abzuhängen. Nun schlagen die Wellen hoch, und vor allem Politiker von CDU/CSU, als auch Kirchenvertreter bestreiten die Notwendigkeit dieser Forderung, ja halten diese gar für überzogen.

Dabei ist die Forderung durchaus berechtigt. Und das nicht etwa, weil sich Muslime beleidigt fühlen könnten, sondern ausgehend von einem grundlegenden Prinzip liberal-demokratischer Rechtsstaaten: die Trennung von Staat und Religion.

Was also hat ein Kruzifix in einem Gerichtssaal zu suchen? Was soll dieses aussagen? Dass die Richter Christen sind? Dass die Urteile nach christlichen Leitlinien gefällt werden? Soll es bedeuten, dass nicht Grundgesetz und Strafgesetzbuch maßgeblich für die Urteilsfindung sind, sondern die Bibel? Oder dass Christen vor dem Gesetz gleicher behandelt werden als Nichtchristen?

Kaiser ohne Kleider

3 Mai

Gespräche zwischen Religionsvertretern sind oftmals seltsam, manchmal erheiternd, zuweilen lehrreich, selten jedoch uninteressant. Als Quasi-Ungläubiger, der sich zwar einen Gott vorstellen kann, die Existenz eines Gottes aber für belanglos zur Beantwortung moralischer Fragen hält, lese ich desöfteren mit Staunen, wie die Beteiligten einer theologischen Diskussion versuchen, zwischen dem eigenen moralischen Kompass und einer jahrhundertealten biblischen Überlieferung einen Mittelweg zu finden, dem man logisch gerade noch so begründen kann.

Das Gespräch mit dem Rabbi Abraham Skorka und dem ehemaligen Kardinal und heutigem Papst Franziskus, Jorge Bergoglio, ist dafür ein gutes Beispiel. Entnommen wurde es dem Buch „Über Himmel und Erde. Jorge Bergoglio im Gespräch mit dem Rabbiner Abraham Skorka“. Die „Welt“ hat Auszüge aus diesem Buch veröffentlicht. Kernthemen sind hierbei die Rolle der Frau, Homosexualität, Abtreibung und Ehe. Weiterlesen

Zweierlei Freiheit (?)

7 Apr

Femen - AhmadiyyaFemen“ ist eine ziemlich durchgeknallte, radikalfemistische Gruppierung, deren Strategie darin besteht, mit nackten Brüsten gegen „Sexismus“ und das „Patriarchat“ zu demonstrieren. Umso erstaunlicher, dass sie nun einmal eine wirklich sinnvolle Aktion gestartet haben, nämlich einen Protest gegen Frauenunterdrückung im Islam. So auch in Berlin vor der hiesigen Ahmadiyya-Moschee:

Sechs Frauen versammelten sich vor der Ahmadiyya-Moschee, der ältesten Moschee Deutschlands, in Wilmersdorf. Sie riefen: „Wir sind frei, wir sind nackt, es ist unser Recht, es ist unser Körper, es sind unsere Regeln, und niemand kann Religion und andere heilige Dinge dazu benutzen, um Frauen zu missbrauchen und zu unterdrücken“.

Ein sympathisches Statement. Das allerdings sehen nicht alle so. Weiterlesen

In meiner Bibel steht das nicht…

17 Jan

Sollen die Lebensgefährten homosexueller Pfarrer im Pfarrhaus wohnen dürfen? Angesichts dieser moralisch unglaublich wichtigen Frage hat man im sächsischen Chemnitz zu einer Podiumsdiskussion geladen, bei dem sich Gegner und Befürworter versicherten, wie christlich ihre jeweilige Position sei und dass ihr Standpunkt dem entspricht, was Gott, über die Bibel, dem Menschen mitgegeben hat:

Es ist merkwürdig: Gegner wie Befürworter einer Öffnung von Pfarrhäusern für gleichgeschlechtliche Partnerschaften berufen sich auf die Heilige Schrift und den Heiligen Geist. Was stimmt denn da mit dem Heiligen Geist nicht – oder stimmt da etwas mit uns nicht, Herr Bohl?

Bohl: Mit dem Heiligen Geist wird’s schon stimmen. Er macht uns das Geschenk des Glaubens. Die Heilige Schrift wiederum besteht aus Texten, die als Zeugnisse des Glaubens an den lebendigen Gott geschrieben worden sind – von Menschen in bestimmten Lebenssituationen.

Können Sie da mitgehen, Herr Klemm?

Klemm: Natürlich ist die Bibel nicht vom Himmel gefallen. Aber wir haben die Heilige Schrift nicht erst durch Menschen, sondern durch Gottes Geist, der in den Schreibern wirkte. Sie ist Gottes Wort.

Beide Aussagen widersprechen sich in gewisser Weise. Welche stimmt nun? Egal! Schließlich kann man an beides glauben. Weiterlesen

Der Islam ist eine Provokation

16 Sept

Auf ihre eigene ganz besondere Art, sind Moslems schon genial. Sie haben in eindrucksvoller Klarheit erkannt, dass Meinungsfreiheit keinen Pfifferling wert ist, solange man sich nur wie eine cholerischer Barbar aufführt, und jedem Gewalt androht, der nicht so lebt und denkt wie man selbst. Weiterlesen

Das Wesentliche der Botschaft ist, dass die Realität nicht so wichtig ist, wie der Glaube an die Botschaft selbst

21 Sept

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zeigt sich in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ leicht überfordert:

Die Proteste am Rande des Papst-Besuchs richten sich vor allem gegen die Sexualmoral der katholischen Kirche. Haben Sie Verständnis dafür, dass sich etwa Homosexuelle diskriminiert fühlen?

Dass man die Heterosexualität als den Normalfall und den von der Natur und Gott vorgesehenen Fall ansieht, ist eine feste Überzeugung der Kirche. Darüber kann man auch anderer Meinung sein, aber man muss sich deshalb nicht diskriminiert fühlen.

Schon alleine diese Antwort hat mehrere Schwachstellen. Erstens behauptet nämlich selbst der Papst, dass die Homosexualität ein von Gott vorgesehener „Fall“ ist, man dürfe sie eben bloß nicht ausleben. Und zweitens richtet sich der Unmut eben gegen eine katholische Sexualmoral, die sämtliche Ausdrucksformen der Sexualität herabwertet, wenn sie nicht im Rahmen der Ehe stattfinden. Weiterlesen

Solche Vokabeln klingen mir zu frömmlerisch

10 Feb

Lesetipp: Islamisten lesen keine Feuilletons – Interview mit Thierry Chervel über die hiesige Islamdebatte

Postmoderne Praxis

27 Mai

Zu unserem kritischen Beitrag über den antisemitischen Charakter der Proteste gegen den Marburger Kongress der evangelikalen Akademie für Psychotherapie und Seelsorge erreichte uns folgendes Schreiben:

Wir haben mit der Aktion die Theorie der Postmoderne praktisch gemacht. Es ist kein Wunder, dass unsere Motive von den Heterosexisten aller Couleur verschwiegen und verdreht werden. Die Aktion richtete sich gegen die homophobe religiöse Formierung, sei sie christlicher, sei sie islamischer Herkunft. Weiterlesen

Oblaten im Mutterschoß

17 Mär

Wußten Sie schon, warum die katholische Kirche keine Priesterinnen braucht? Die Antwort gibt Kardinal Schönborn im Fernsehen: Weil die Kirche weiblich, ein

großer Mutterschoß ist, wo Menschen neu geboren werden.

Mangelndes Selbstbewußtsein kann man dem Mann auch sonst nicht attestieren:

Dass heute nur noch wenige junge Menschen regelmäßig die sonntägliche Messe besuchen (siehe Bericht unten), will der Kardinal, der „mit elf Jahren zum Glauben gefunden hat“, nicht als Versäumnis der Kirche sehen.

Schuld sind halt immer die anderen, der Zeitgeist, die Moderne oder was weiß ich noch wer. Vielleicht ja auch wieder einmal die Homosexualisierung der Gesellschaft. Das würde dann zumindest erklären, warum immer weniger Männer Interesse am Besuch des Mutterschosses haben. Oder haben sich einfach die Prioritäten geändert? Statt zu messdienern haben die Jungen und Mädchen heutzutage schon in jungen Jahren längst anderes in ihrer Freizeit zu tun:

Sexualität wird heute von jungen Menschen zu früh ausgelebt.

weiß der Kardinal und verweist auf die Bibel:

Siehe, es ist Euch gesagt, Ihr sollt nicht zu früh beieinander liegen. (Matthäus, 5, 6)

Andererseits sieht der gute Mann gar nicht alles so eng, wie wir immer dachten:

Eine junge Frau mit brünettem Haar findet es schließlich „sehr gemein“, dass die Kirche denjenigen, die „ihre Homosexualität ausleben“, die Kommunion verweigert.

Und das ist die Gelegenheit für Schönborn, sein Schäfchen mit offenen Armen zu empfangen:

Wenn du zu mir in den Dom kommst, werde ich nicht fragen, ob du homosexuell bist.

Denn wenn man schon die Gelegenheit hat, einer jungen Brünetten die Oblate in den Schlund zu schieben, wird man sich davon sicher nicht durch Nebensächlichkeiten abhalten lassen.

Das Wort zum Sonntag (22.02.09)

21 Feb

Mal wieder gibt es in einer christlichen Kirche Streit, ob Schwule auch Menschen sind. Euphemistisch ausgedrückt klingt das natürlich anders:

Das Thema Homosexualität spaltet die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELCA): In der größten lutherischen Kirche in den USA gibt es Bestrebungen, Pastoren zu gestatten, in gleichgeschlechtlichen Beziehungen zu leben. Auf entsprechende Vorschläge reagierten jetzt führende Vertreter der evangelischen Organisation CORE (Coalition for Reform): Sie kündigten am Donnerstag den Kampf gegen jegliche Versuche der Gleichstellung von Homosexuellen und Heterosexuellen an und riefen die ELCA auf, sich an die biblische Lehre zu diesem Thema zu halten.

Da CORE konsequent nicht nur bei diesem Thema auf der Einhaltung der biblischen Vorgaben besteht,

CORE ist eine Gruppe innerhalb der ELCA, die sich dafür einsetzt, dass die Bibel weiterhin die Grundlage der ELCA bleibt. Deren Vorschläge zur Homosexualität stellten die Verpflichtung der Kirche in Frage, „die Bibel als Quelle und Richtschnur ihres Glaubens und Lebens“ zu bewahren, kritisiert der führende CORE-Vertreter Reverend Paull Spring.

sei an dieser Stelle ein Brief wiederveröffentlicht, den der eine oder andere vermutlich schon einmal gelesen hat: Weiterlesen

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