Schwuler Selbsthass nimmt mitunter merkwürdige Formen an, wie letzten Samstag in der Literarischen Welt zu beobachten war. Da schreibt Tilman Krause über einen Band mit Kurzgeschichten von Gabriele Wohmann:
all die neuen Lebensformen, die unsere Gegenwart inzwischen prägen, die Patchworkfamilien, Singles, Schwulen kommen hier nicht vor.
Um Schwule als „Lebensform“ zu kennzeichnen, muss man schon ziemlich heteronormativ denken. Vielleicht gilt das ja auch für die Wohmann, die, glaubt man Krause, wenn sie denn „moderne Lebensformen“ beschreibt, diese offenbar nur defizitär denken kann:
Und die einzige gleichgeschlechtlich orientierte Figur des Bandes, eine junge Lesbe, ist mehr Hohlform als Charakter („Call-a-pizza“).
Womit gemeint ist, dass sie der Wohmann bloss Material zur Ausschmückung des – natürlich heterosexuellen – Plots liefert. Das scheint Krause so falsch nicht zu finden und so nutzt er die Gelegenheit, seinesgleichen auf dem Umweg über die weibliche Variante mal so richtig den Marsch zu blasen:
denn dieses Lesbenmädel ist einfach eine dumme Gans.
Natürlich können auch Lesben dumme Gänse sein. Nur von „Heteromädels“ hat wohl noch nie einer geschrieben.
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Schlagwörter: Gabriele Wohmann, Homosexualität und Konservatismus, Lespen, Schwuler Selbsthass, Tilman Krause
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