Man stelle sich für einen Augenblick vor, man lebe als Schwuler in einem als „schwul“ ausgewiesenen Viertel in irgendeiner deutschen Großstadt. Die Freunde sind schwul, der Bäcker ist schwul, der Friseur sowieso und auch der Capuccino im schwulen Café. Buchhandlungen werden nur besucht, wenn an der Eingangstür die Regenbogenfahne weht und mindestens die Hälfte des Bestandes an Büchern sich um multiple männliche Orgasmen, Arschgymnastik und Schwanztraining dreht. Zum CSD geht man jedes Jahr als Papst im rosa Tutu, um auf die grausame Repression Schwuler durch das Christentum hinzuweisen, das Hängen von Schwulen in islamischen Ländern geht einem aber am Arsch vorbei, weil andere Länder nun mal andere Sitten haben und überhaupt „schwul“ ja eh nur eine repressiv heteronormative Kategorie des Westens ist. In der grellpink gestrichenen Wohnung, dekoriert mit Federboas und SM-Spielzeug, steht unübersehbar ein Altar für Rosa von Praunheim und der Fernseher empfängt nur schwule Sendeformate und sollte doch mal ein Heteropaar erscheinen, schaltet sich der Kasten automatisch aus.
Für heute Abend hat man seine schwulen Freundinnen zu sich nach Hause geladen, um sich proseccotrunken die Oscar-Verleihung anzuschauen. Weiterlesen
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