Tag Archives: Selbstbestimmung

Abtreibung als Selbstbestimmung?

28 Sept

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mit konservativen Christen nichts und mit Religion nur wenig anfangen kann. Insofern zeige ich keinerlei Symapthie mit den Anliegen, die auf dem „Marsch für das Leben“ artikuliert werden, der am vorherigen Wochenende in Berlin stattfand.

Die Veranstalter der Gegenkundgebung zogen für ihre Sache jedenfalls eine positive Bilanz:

Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung zog ein positives Resümee der Kundgebung. “Religiöse Vorstellungen einzelner Gruppen dürfen in einer freiheitlichen Gesellschaft niemals wieder zum moralischen oder gar gesetzlichen Maßstab für das Leben aller Menschen werden” sagte Sybill Schulz vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung gleich im Anschluss an die Kundgebung. Sie betonte, dass Mädchen und Frauen, ob homosexuell oder heterosexuell, heute prinzipiell ihre individuelle Sexualität und Familienplanung frei und selbstbestimmt leben können. Dies ist eine über mehr als 200 Jahre erkämpfte Errungenschaft. Und deshalb – so Schulz “dürfen wir das Recht auf freie Entscheidung nicht dem Zeitgeist opfern, der unter dem Eindruck des demographischen Wandels, aufgeheizter Debatten um Migration und einer allgemeinen sozialen Krise steht.”

Prinzipiell würde ich dieses Statement unterschreiben, zumal angesichts von Kreuz schwenkenden Christen, die einen Gott verehren, der der Meinung ist, meine sexuelle Vorliebe für Männer machen mich zu einem Untermenschen. Weiterlesen

Lesbische Friedhöfe und andere Selbstverständlichkeiten

2 Apr

Beiträge, die zum ersten April erscheinen, sollte man nicht allzu ernst nehmen – auch auf diesem Blog. Die Nachricht, dass in Berlin am Sonntag ein Friedhof eröffnet wird, der sich speziell an Lesben richtet, war aber kein Aprilscherz. So schreibt der „Tagesspiegel“:

Wie der evangelische Kirchenkreis und die Sappho-Stiftung für Lesben am Dienstag entsprechende Medienberichte bestätigten, soll künftig ein etwa 400 Quadratmeter großes Feld auf dem Georgen-Parochial-Friedhof im Prenzlauer Berg Platz für 80 Grabflächen bieten.

Astrid Osterland von der Sappho-Stiftung sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), viele Lesben lebten allein, wollten aber in der Nähe von Freundinnen bestattet werden. Der Lesbenfriedhof lasse auch nach dem Tod die „Wahlverwandtschaft“ deutlich werden.

Erstaunlicherweise hat diese Meldung einiges an Unruhe ausgelöst, etwa bei den Lesern des „Tagespiegel“ selbst, aber auch bei einem gewissen Hadmut Danisch, der auf „Cuncti“ das Projekt des Friedhofes heftig krititisert. Weiterlesen

Von der guten Frau und dem bösen Mann

1 Mär

Zu den nahezu unhinterfragten Grundsätzen unserer Gesellschaft gehört es, dass Prostitution irgendwie nicht toll ist. Zwar ist es legal, Sex zu haben, und es ist auch legal, Geld zu verdienen (mit den üblichen staatlichen Einschränkungen) – mit Sex Geld zu verdienen, bzw. gegen Geld Sex zu haben, gilt aber aus nebulösen und nicht nachvollziehbaren Gründen als anrüchig.

Am ehesten könnte man sich die allgemeine moralische Abneigung gegen Prostitution noch mit einer Mischung aus tradierter, religiöser Sexual“moral“, Antikapitalismus, und insbesondere den Bildern einer unschuldigen, und damit schützenswerten, „weiblichen“, sowie einer bösen, und damit einzudämmenden, „männlichen“ Sexualität erklären. Weiterlesen

Prostitution ist ein Menschenrecht!

29 Okt

Alice Schwarzer hat sich zum Ausklang des Jahres ein ganz besonderes Projekt ausgedacht: die Ächtung, Kriminalisierung und Abschaffung der Prostitution.

Prostitution ist „das älteste Gewerbe der Welt“? Prostitution ist „ein Beruf wie jeder andere“? Prostitution wird es immer geben, denn ihre Abschaffung ist utopisch? Falsch. Auch die Abschaffung der Sklaverei galt vor gar nicht so langer Zeit noch als Utopie. Und auch wenn die Sklaverei aus unserer Welt keineswegs ganz verschwunden ist, so wäre es heutzutage für einen aufgeklärten, demokratischen Staat doch undenkbar, die Sklaverei zu tolerieren oder gar zu propagieren.

Selbstverständlich kann man alles mit allem vergleichen, doch was genau hat Prostitution mit Sklaverei zu tun?

Zur Erinnerung, als Sklaverei

bezeichnet man den Zustand, in dem Menschen als Eigentum anderer behandelt werden

Prostitution ist wiederum

die Vornahme sexueller Handlungen gegen Entgelt.

Ausgehend von diesen Definitionen wird deutlich, dass wir es hier mit zwei völlig unterschiedlichen Sachverhalten zu tun haben. An dieser Stelle möchte ich nun begründen, warum Sklaverei und Prostitution nicht nur unterschiedlich sind, sondern zusätzlich darlegen, dass das Ziel, die Prostitution zu verbieten, ein Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht von Menschen bedeutet und damit dem Prinzip der Sklaverei weit näher kommt. Weiterlesen

Mein Schwanz gehört mir! – Ein Jahr danach

9 Mai

Kein Thema hat mich im letzten Jahr so beschäftigt, wie die Debatte um frühkindliche Beschneidung bei Jungen. Beschäftigt? Sagen wir eher, geärgert. Ganze acht Beiträge hatte ich dazu  verfasst (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8) und mit jedem hat sich mein Ärger gesteigert. Wo waren wir nur hingekommen? Es wurde tatsächlich darüber diskutiert, welchen Stellenwert eine Körperverletzung an unmündigen Kindern  im Verhältnis zu einem religiösen Brauch hat. Eine glasklare Sache eigentlich, sollte man meinen – aber nein! Die Religion hat mal wieder ihre Extrawurst bekommen, ihre gesellschaftliche Macht untermauert und ein unmoralisches Prinzip verteidigt.

Ein unmoralisches Prinzip? Ja, selbstverständlich! Was anderes als unmoralisch soll es sonst sein, einem unmündigen Kleinkind ohne Not ein Körperteil zu amputieren? Was gibt es da überhaupt zu diskutieren?

Die Entscheidung des Kölner Landgerichtes, der Stein des Anst0ßes zu Debatte, hat sich am 7. Mai zum ersten Mal gejährt. Anlässlich dieses Jahrestages hat das Blog „robins urban life stories“ einen fulminanten Beitrag verfasst, indem alle Argumente pro Beschneidung förmlich zerfetzt werden. Man erkennt die Wut hinter dem Beitrag, und es ist eine Wut, die ihre Berechtigung hat.

Man muss einfach wütend werden, angesichts der Tasache, dass in Deutschland nicht alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, und dass die Geburt in eine Religionsgemeinschaft ausreicht, das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung mit Füßen treten zu dürfen.

Sozen waren auch mal besser – oder?

27 Okt

Wer wissen will, was bei den Sozialdemokraten im 21. Jahrhundert falsch läuft, der sollte sich den Beitrag von Christian Soeder auf dessen Blog „Rot steht uns gut“ zu Gemüte führen. Nur so viel sei vorweggenommen: Sozi zu sein, heißt heutzutage offenbar pro Körperverletzung, pro religiösen Obskurantismus und contra individuelle Selbstbestimmung zu sein.

Anderserseits argumentiert Soeder ja aus einer streng kollektivistischen, antiindividualistischen Position heraus. Und eine solche Position ist ja durchaus nicht selten „links“. Leider…

Die Wahrheit klingt nicht immer schön

23 Mai

Als Gegner einer Frauenquote hat sich Gerwald Claus-Brunner, Pirat im Berliner Abgeordnetenhaus, zu erkennen gegeben – und damit gleichzeitig ein Beispiel für sexistische Einlassungen im politischen Alltag geliefert. „die pro quote Frauen zeigen ihr wahres Gesicht und wollen lediglich auch nur Posten mit Tittenbonus“, schrieb Claus-Brunner am Montag auf Twitter.

„Tittenbonus“ mag kein besonders galanter Ausruck für die Frauenquote sein, aber warum muss man immer galant sein, wenn man offensichtlichen Unsinn bekämpft? Zumal es die Befürworter der Quote ja mittlerweile geschafft haben, die Gegnerschaft hierzu als sexistisch und frauenfeindlich zu brandmarken?

Man sollte es wiederholen bis man heiser wird: Weiterlesen

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