Tag Archives: Wien

Wiener Pimmeleien

23 Mai

Im österreichischen Wien gibt es gerade einen Sturm im Wasserglas. Aufhänger ist ein Plakat des Künstlers David LaChapelle, welches dieser aus Anlass des „Life Ball“ entworfen hat.

 

Was zeigt uns das Bild? Weiterlesen

Alle an die Fleischtöpfe!

10 Apr

Wien ist schon eine komische Stadt. Was wahrscheinlich an der dortigen Sozialdemokratie liegt:

„Der heute von Stadträtin Sandra Frauenberger angekündigte Fördertopf für Initiativen und Projekte im Lesbischwulen- und Transgenderbereich beweist wieder einmal die Vorbildwirkung der Stadt Wien gegenüber anderen Kommunen und Ländern. Das ist ein erster richtiger Schritt für eine strukturell verankerte Unterstützung von NGOs, Initiativen und selbst organisier[t]en Projekten im LGBT-Bereich!“, betonte Peter Traschkowitsch, Bundes- und Wiener Landesvorsitzender der SoHo (Sozialdemokratie und Homosexualität).

Ach ja, die Sprache der Politik: Weiterlesen

Ein bißchen Frieden

5 Dez

Merkwürdig, was manche Berliner auswärts für ein Bild ihrer Stadt zeichnen. So neulich in Österreich, wo es

bei einer Podiumsdiskussion um ein für Österreich neues Thema (ging): ob Angehörige so genannter Minderheiten – um diesen Begriff mit dem unschönen Wortteil „minder“ zu verwenden – einander ablehnend oder gar mit Verachtung gegenüberstehen.

Was ist an „minder“ unschön? Bezeichnet der Begriff nicht einfach etwas als „wenig“ im Verhältnis zu etwas anderem, von dem es „viel“ gibt, das deshalb mit dem Begriff „mehr“ bezeichnet wird? Man kann es mit der Sprachkritik auch übertrieben.

Und was hat man sich darunter vorzustellen, dass sich Angehörige diverser Gruppen ablehnend oder gar mit Verachtung gegenüberstehen? Interessanterweise bei zwei Gruppen etwas qualitativ völlig anderes:

Konkret ging es um Einwanderer und Homosexuelle. Die Nachricht, dass es Zorn und Misstrauen zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen gibt , kam aus Berlin.

Zorn und Misstrauen? Was war passiert in Berlin? Gab es gegenseitige Verletzungen, Angriffe, Tätlichkeiten? Weiterlesen

Oblaten im Mutterschoß

17 Mär

Wußten Sie schon, warum die katholische Kirche keine Priesterinnen braucht? Die Antwort gibt Kardinal Schönborn im Fernsehen: Weil die Kirche weiblich, ein

großer Mutterschoß ist, wo Menschen neu geboren werden.

Mangelndes Selbstbewußtsein kann man dem Mann auch sonst nicht attestieren:

Dass heute nur noch wenige junge Menschen regelmäßig die sonntägliche Messe besuchen (siehe Bericht unten), will der Kardinal, der „mit elf Jahren zum Glauben gefunden hat“, nicht als Versäumnis der Kirche sehen.

Schuld sind halt immer die anderen, der Zeitgeist, die Moderne oder was weiß ich noch wer. Vielleicht ja auch wieder einmal die Homosexualisierung der Gesellschaft. Das würde dann zumindest erklären, warum immer weniger Männer Interesse am Besuch des Mutterschosses haben. Oder haben sich einfach die Prioritäten geändert? Statt zu messdienern haben die Jungen und Mädchen heutzutage schon in jungen Jahren längst anderes in ihrer Freizeit zu tun:

Sexualität wird heute von jungen Menschen zu früh ausgelebt.

weiß der Kardinal und verweist auf die Bibel:

Siehe, es ist Euch gesagt, Ihr sollt nicht zu früh beieinander liegen. (Matthäus, 5, 6)

Andererseits sieht der gute Mann gar nicht alles so eng, wie wir immer dachten:

Eine junge Frau mit brünettem Haar findet es schließlich „sehr gemein“, dass die Kirche denjenigen, die „ihre Homosexualität ausleben“, die Kommunion verweigert.

Und das ist die Gelegenheit für Schönborn, sein Schäfchen mit offenen Armen zu empfangen:

Wenn du zu mir in den Dom kommst, werde ich nicht fragen, ob du homosexuell bist.

Denn wenn man schon die Gelegenheit hat, einer jungen Brünetten die Oblate in den Schlund zu schieben, wird man sich davon sicher nicht durch Nebensächlichkeiten abhalten lassen.

Säuerliches Mitgefühl

2 Mär

Der Wiener Dompfarrer Toni Faber hat es wahrscheinlich nur gut gemeint. Mir aber krampfen sich angesichts folgender Aussage von ihm, ein wenig die Eingeweide zusammen:

Warum sollen nicht auch gleichgeschlechtlich empfindende Menschen zum Gottesdienst eingeladen und unterstützt und gesegnet werden in ihrer Sehnsucht nach Liebe und gelingendem Miteinander? Wer von uns ist schon vollkommen? Wer führt denn eine perfekte Ehe?

Und nun ersetze man „gleichgeschlechtlich empfindende Menschen“ durch eine beliebige andere Minderheit und reflektiere die Sätze des Dompfarrers noch einmal.

Antierektiöse Pornografie

27 Feb

Christian Maier in der „Zeit“:

Besucher zeigen sich die Genitalien, Künstler Sado-Maso-Pornos – in der Wiener Ausstellung „Porn Identity“ herrscht Hardcore-Sex im Überfluß. Das ist nicht erregend, aber wichtig.

Dazu habe ich nur eine Frage: Wie kann Hardcore-Sex, der nicht erregend ist, wichtig sein?

Old School Homos

25 Feb

In Wien, da traut man sich was im Theater:

Zur Beruhigung verpasst ihm sein Wärter Clotald (Martin Reinke) einen feuchten Schmatz auf den Mund. Überhaupt wird gerne gleichgeschlechtlich geküsst. Ofczarek herzt den Prinzen Astolf (Johannes Krisch), Prinzessin Estrella (Myriam Schröder) die Rosaura der Christiane von Poelnitz.

Doch „Halt!“, ruft da die Welt, handelt es sich hier tatsächlich um echte Homos?

Haben wir es am polnischen Hof mit schwul-lesbischen Royals zu tun? Keineswegs: Es ist ein Küssen ohne szenische Konsequenz, eine sinnlose Pointe der Regie.

Dabei, liebe Welt, habt Ihr mit Eurer Old-School-Homosexualität einfach den Zug der Zeit verpasst. Denn natürlich ist heutzutage keiner mehr einfach schwul oder lesbisch. Vielmehr küssen Männer Männer, um die Konstruiertheit der geschlechtlichen Zuschreibungen und ihrer gesellschaftlichen Verfasstheit theoretisch und praktisch aufzuzeigen. Von wegen sinnlos. Ob das allerdings noch Spaß macht?

Selbstverständlich homosexuell befremdlich

16 Feb

Schon wieder Österreich. Man zeigt sich nicht nur verwirrt ob des Stands der wissenschaftlichen Erkenntnis, auch gesellschaftliche Standards tragen offensichtlich zur Verwirrung bei. So heißt es über eine Ausstellung in der Kunsthalle Wien:

Ein großflächiges Plakat zeigt einige nur mit Baustellenhelmen gekleidete junge Männer beim gemeinschaftlichen geschlechtlichen Treiben. Stellt sich die Frage, was daran Porno ist. Laut Definition der Kuratoren ist Porno das, womit und wobei wir uns nicht erwischen lassen wollen. Die genannten Burschen scheinen derlei Skrupel keineswegs zu plagen. Umso befremdlicher wirkt eine solche Darstellung in einer Zeit, in der nichts selbstverständlicher erscheint, als zumindest offen gegenüber Homosexualität zu sein.

Also gut, gibts halt wieder mal Nachhilfe: Nicht erwischen lassen wollen meint die Zuschauer, nicht die Darsteller. Die dürfen Spaß haben soviel sie wollen, sollen es sogar, sonst verkauft sich das Ganze nur bei ganz speziellen Zeitgenossen. Und das mit der Selbstverständlichkeit meditieren wir jetzt eine Runde und dann lesen wir den Absatz noch mal und fangen an zu lachen. Ganz selbstverständlich.

Alpenländisch paradox

29 Nov

Es ist ein bisschen paradox: Courage wird vom Familienministerium, der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich gefördert, doch keine Regierung der letzten Jahrzehnte hat sich dazu durchringen könne, die Ehe für homosexuelle Paare zu öffnen, und so manche gesetzliche Diskriminierung wurde in Österreich erst auf Druck der Europäischen Union beseitigt.

Courage, Beratungsstelle für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgenderpersonen und deren Angehörige in Wien

Können Männer Lesben sein?

5 Sept

Wer diese Frage googelt, landet bei GayWest. Ausnahmsweise bin ich mir nicht sicher, ob sich auch die Antwort bei uns findet. Die weitere Betrachtung des google-Ergebnisses gibt allerdings Antworten auf Fragen, die wir nie gestellt haben:

Lesben können auch anders sein

erfahren wir zum Beispiel in der BILD, nämlich

verliebt, erfolgreich, sexy.

Dabei dachten wir immer, Lesben seien einsam, arbeitslos und hässlich. (Im Gegensatz zu Schwulen, die haben schließlich ständig geilen Sex und Geld und Abitur.)

Auch diese Behauptung wird den Einen oder die Andere sicher überraschen: Weiterlesen

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