Der schwule Kubaner: Bester Freund und Kampfgefährte des Schwulen der Sowjetunion

9 Mär

Kuba ist für alle Sozialisten eine Reise wert. Aber eben nur eine Reise, und wenn dann nur einmal im Leben und auch dann möglichst ganz kurz. Wirklich leben nämlich möchte auf der Perle der Karibik freiwillig nicht einmal der größte Salon-Revoluzzer. Es ist nun mal eine Sache, vor dem eigenen Kamin und Rotwein trinkend auf die kapitalistische Welt einzudreschen und den Sozialismus der Theorie zu preisen, und eine völlig andere, dem realen ins Auge zu schauen. Die Mystifizierung Kubas als Heimat eines ungekünstelten Volkes, welches heroisch den Verlockungen des Materialismus widersteht, gehört zu den merkwürdigsten Spinnereien unserer Zeit. Und natürlich wird in diesem Zusammenhang immer wieder betont, dass Kuba eigentlich sehr viel fortschrittlicher ist als jedes westliche Land – als die USA sowieso…

Was den Umgang mit Schwulen und Lesben anging, war Kuba bislang ein typisches Land der Zweiten Welt: Homosexualität galt als Entartungserscheinung des Kapitalismus und der Bourgeoisie – ein dekadenter Lebenstil also, der mit dem Aufbau des Sozialismus früher oder später verschwinden würde. Mittlerweile aber ist der Sozialismus errichtet und die Schwulen sind immer noch da. Was tun mit ihnen, heißt es nun frei nach der Devise des Genossen Lenin. Sie wie bislang als potentielle Regimegegner und Asoziale zu behandeln und zusammen mit den Oppositionellen in Zuchthäuser zu sperren, erscheint angesichts der politischen Krise Kubas – die eintrat als man völlig überraschend feststellte, dass Castro nicht ewig leben würde – nicht mehr opportun. Und ganz langsam beginnt man sich an der westlichen Welt zu orientieren, und zu überlegen, ob Schwule nicht auch nur Menschen sind. Was für ein Fortschritt!

Ein Fortschritt, der manchem Kuba-Liebhaber so revolutionär erscheint, dass man die Insel nun was die Rechte von Homosexuellen angeht, mit ihrem größten Feindbild vergleicht, den USA natürlich. Das Internetmagazin ZNet übernahm hierbei einen Artikel der amerikanischen Zeitung USA today und rät uns in Gestalt des Autors DeWayne Wickham unsere Vorurteile gegenüber Kuba zu überdenken. Gut, überdenken wir: Mag sein, dass Schwule und Lesben in Kuba nicht mehr verfolgt werden wie früher, dass man sich auch nun staatlicherseits dazu herablässt ihnen gewisse Rechte zuzugestehen. Solange Homosexuelle nicht gegen die Belange des Staates, der Regierung und des Sozialismus arbeiten, werden sie von nun an womöglich toleriert. Auf persönliche Freiheit können sie dennoch nicht setzen, denn Kuba ist bislang immer noch ein Land, in dem eine Partei bestimmt wo es lang geht, in dem die Menschen keinerlei Presse- und Redefreiheit genießen und ihre Kritik am System hinter vorgehaltener Hand äußern müssen, natürlich stets mit der Gefahr verbunden, im Knast zu landen. Im Klartext: Solange Kuba sozialistisch ist, sind auch Schwule schlechter dran, weil nun mal jeder Mensch im Sozialismus schlechter dran ist als in den westlichen Demokratien. Progressiver als die USA? Auf solchen Unsinn muss man erst einmal kommen.

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