Heteros erlauben sich die Freiheit, ständig und überall miteinander rumzuknutschen und sich zu befummeln, sowie, wenn sie besonders gut drauf sind, in mit weißen Bändern und Blumen geschmückten Wagen lautstark hupend durch die Straßen zu fahren um zu signalsieren, dass sie in der kommenden Nacht mit staatlichem und kirchlichem Segen Sex haben werden.
Doch was Heteros ungestraft tun dürfen, gilt noch lange nicht für Homos, wie ein Fall aus der Schweiz einmal mehr vor Augen führt:
«Meine Hände zitterten und ich war auf 180», sagt Sandro Hinder. Am Sonntagnachmittag wollte der 20-Jährige zusammen mit Lover Michi (21) sowie seiner Mutter und deren Freund in der Piazza d’Arena eine Pizza essen. Dazu kam es aber nicht: «Mein Lover und ich haben uns kurz geküsst. Da kam plötzlich ein Kellner und wies uns zurecht», sagt Hinder. Dies sei ein anständiges Restaurant, habe der Mann gemeint.
Der Sohn des Geschäftsführers bestreitet den Vorfall allerdings und gibt eine etwas anders lautende Erklärung:
«Mehrere Gäste haben sich von der Küsserei und der Fummelei des Paares gestört gefühlt und reklamierten.» Daraufhin sei sein Vater hingegangen und habe das Paar darauf aufmerksam gemacht, dass sie doch die Hände voneinander lassen könnten. Das habe die Mutter aber nicht verstanden: «Sie wurde laut und steigerte sich in etwas rein.» Die Gäste haben sich kaum noch halten können. «Plötzlich zeigten sie ihm den Stinkefinger», so Lazaraj. Das war genug für seinen Vater und so hat er die Gäste rausgeschmissen. Sohn Vincenc verteidigt seinen Vater: «Ein solches Benehmen muss man sich nicht gefallen lassen im eigenen Lokal. Egal ob von Heteros, Schwulen oder Lesben.»
Welche Version nun stimmiger ist, lässt sich naturgemäß schwerlich rekonstruieren, zumal sich die Geschäftsleitung um Schadensbegrenzung bemüht:
Um zu beweisen, dass die Piazza d’Arena nichts gegen Schwule hat, wird im April nun eine spezielle Aktion durchgeführt. «Jedes homosexuelle Paar erhält ein Glas Prosecco offeriert», so Lazraj.
Aus meiner Sicht ist es natürlich selbstverständlich, dass ein Geschäftsführer jederzeit jedermann, aus welchen Gründen auch immer, aus seinem Lokal werfen darf. Was diese Geschichte so interessant macht, sind die zwei unterschiedlichen Sichtweisen: während der Geschäftsführer eine von anderen Gästen beanstandete „Fummelei“ des schwulen Paares als Ausgangspunkt des Vorfalls betrachtet, besteht Sandro Hinder darauf, er und sein Freund hätten sich lediglich geküsst.
Folgende Fragen wären aus meiner Sicht zu klären:
– Gesetz dem Fall, eine Fummelei hätte stattgefunden, wäre die von anderen Gästen auch dann beanstandet worden, wenn es sich bei dem Paar um Mann und Frau gehandelt hätte?
– Wenn die Fummelei auch bei einem Mann und einer Frau zu Beschwerden geführt hätte, hätte man das Paar auch dann gebeten, damit aufzuhören?
– Wenn es tatsächlich nur ein Kuss war, warum wird darauf bestanden, das Paar hätte einander befummelt?
Die erste und die letzte Frage sind recht einfach zu beantworten, da Homos sich in der Öffentlichkeit nicht dasselbe herausnehmen können wie Heteros, ohne gesellschaftliche Sanktionen fürchten zu müssen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich Gäste tatsächlich von zwei küssenden Männern belästigt gefühlt haben. Weniger wahrscheinlich erscheint mir dagegen die Version, ein Paar – egal ob hetero oder homo – würde sich in Anwesenheit der Mutter befummeln und abtatschen.
Was auch immer tatsächlich geschehen ist, die Wahrheitsfindung fällt schwer, zumal angesichts des Umstandes, wie unglaublich attraktiv sowohl der „Kläger“ als auch der „Beklagte“ sind. Wem der zwei will man da schon in die Augen schauen und behaupten, er erzähle nicht die Wahrheit?
Also nee, der Vincenc käme mir nicht ins Bett.
Hm, jedes (schwul/lesbische) Paar erhält ein Glas Proseco gratis. Und dann darf sich das Paar streiten, wer es trinken darf?
Wie ungerecht ist das denn?
Ach, irgendwie habe ich eine Schwäche für Männer in Uniform. Du hättest mich auch vorwarnen können, dass Sandro gerade Dienst leistet…
Ach, irgendwie habe ich eine Schwäche für Männer in Uniform.
Wer nicht 😀
An allem ist nur der kapitalismus schuld: Würde die vereldendung der massen gestoppt werden, könnten all die restaurantbesucher sich wieder ein eigenes schlafzimmer leisten.