Die Homo-Schlacht zu Reinickendorf

5 Jun

Marlies Wanjura, Bezirksbürgermeisterin der CDU von Berlin-Reinickendorf hat gekämpft wie eine Löwin. Und verloren. Ihre Mission war kindisch und von Trotz geprägt. Auf keinen Fall wollte sie die Berliner Tradition, zum Berliner CSD vor den Rathäusern die Regenbogenflagge zu hissen, in ihrem Bezirk übernehmen. Und kein Argument war ihr dafür zu dämlich.

Letztes Jahr begründete sie ihre Ablehnung damit, die Regenbogenflagge sei ein politisches Zeichen. Und so was hätte vor einem Rathaus nichts verloren. Was nur logisch ist: Schließlich wird Politik ja nicht im Rathaus gemacht, sondern in den Vorstandsetagen der internationalen Großkonzerne. Alles attac oder was?

Dann konstatierte Wanjura mit der Aura vollkommenster Unschuld, dass wenn die Homos ihre Flagge hissen dürften, schlussendlich auch die NPD verlangen könne, ihre Fahne vor dem Rathaus wehen zu lassen. Auch dieser Vergleich lag nahe, schließlich sind Homosexualität und Rechtsextremismus ja quasi identisch. Markus Bernhardt lässt grüßen.

In ihrer Ablehnung der Regenbogenflagge ging die Wanjura sogar so weit, den Beschluss der Reinickendorfer Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zu ignorieren, die mit Mehrheit dafür stimmte, die Flagge zu hissen. Doch die wackere Bezirksbürgermeisterin beeindruckte auch das demokratische Verfahren nicht. Stur wie ein Maulesel, bockte und zickte sie so lange, bis schließlich Berlins Innensenator eingreifen musste und entschied: Was die BVV beschließt muss auch umgesetzt werden.

Doch Marlies war noch immer nicht am Ende ihrer Kräfte. In einem letzten Aufgebot setzte sie alles auf eine Karte und zog mit der ultimativen Waffe in die letzte Schlacht – mit der Waffe der Mathematik:

„Vor dem Rathaus stehen drei Masten. Dort hängen die Flaggen von Europa, Deutschland und Berlin. Ich glaube, dass durch diese Hoheitszeichen alle Religionen, Ethnien und sexuellen Neigungen abgebildet sind.“

Okay, wir alle wissen, dass Berlin eine arme Stadt ist, ausgezehrt von Kaltem Krieg, Mauer und Sozialismus. Und vielleicht sind es ja diese Umstände die dazu geführt haben, dass sich Reinickendorf bis heute keinen vierten Fahnenmast leisten kann.

Darum rufe ich jetzt hier und an dieser Stelle alle Homos in Deutschland dazu auf: Seid solidarisch mit Eurer Hauptstadt. Spendet einen vierten Fahnenmast für den Bezirk Reinickendorf, auf das demnächst die Fahne unseres Stolzes über ganz Berlin weht.

Wir Hauptstadt-Homos werden Euch dafür ewig dankbar sein.

4 Antworten to “Die Homo-Schlacht zu Reinickendorf”

  1. Luis Fernández Vidaud 14. Juni 2008 um 07:34 #

    Die Fahne soll — laut Angaben des Büros der Bezirksbürgermeisterin — irgendwann mal nächste Woche in Reinickendorf wehen. Augen auf, bitte !!

    Ihr

    Luis

  2. Luis Fernández Vidaud 21. Juni 2008 um 12:20 #

    Die Fahne wurde heute gehisst — wenigstens laut Zeitungsbericht. Ob die Verantwortlichen „eigentlich“ die NPD-Fahne lieber gehißt hätten, das kann nicht herausgefunden werden. Aber im Fußballfieber wäre dies nicht auszuschließen.

    Ihr

    Luis

Trackbacks/Pingbacks

  1. ondamaris » Blog Archiv » Regenbogen am Roten Rathaus - 6. Juni 2008

    […] PS: Einige Meldungen in Sachen Regenbogen-Flagge aus der letzten Zeit: Berlin-Reinickendorf: Die Homo-Schlacht zu Reinickendorf Berlin – Marzahn-Hellersdorf: Regenbogenfahne vor Rathaus Potsdam: Uni verbietet Regenbogenflagge […]

  2. Flaggenparade « Raumzeit - 6. Juni 2008

    […] hat,Der letzte Stand der Dinge soll sein:Es gibt keinen freien Fahnenmast für die Flagge der Homos,GayWest bittet um Spenden für die bekennende nicht-Schwulen-Mutti Frau Wanjura,um einen neuen Mast im […]

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