Ich weiß was Heterosexualität ist – Denn ich bin homosexuell

14 Jan

Bei allen Debatten, Diskussionen und Unterhaltungen über Homosexualität fällt mir immer wieder eines auf: Viele Heteros scheinen wirklich (immer noch) nicht zu kapieren was Homosexualität eigentlich ist. Man erkennt das an Stichworten und Äußerungen wie „sexuelle Vorliebe“ oder „Lebensweise“. Es wird deutlich, wenn einem geraten wird, die eigene Homosexualität privat zu halten, weil das nun wirklich keinen etwas anginge. Und es äußert sich in der Reduzierung unseres Lebens auf das Sexuelle.

Dabei ist es doch eigentlich gar nicht so kompliziert. Homosexualität ist wie Heterosexualität. Ein Mann der eine Frau liebt, unterscheidet sich nicht von einem Mann, der einen Mann liebt. Beide lieben. Eine Frau, die mit einem Mann Sex will, unterscheidet sich nicht von einer Frau, die mit einer Frau Sex will. Beide wollen Sex. Und wenn Manuel und Sabrina zusammenziehen, ist das auch nicht anders, als wenn dies Viktor und Kai, als wenn dies Ariane und Meike tun.

Wir wollen leben. Wir wollen lieben. Wir wollen Sex. Homosexualität ist wie Heterosexualität. Nur halt „umgekehrt“. Je nach Perspektive.

8 Antworten to “Ich weiß was Heterosexualität ist – Denn ich bin homosexuell”

  1. keppla 14. Januar 2014 um 11:50 #

    Wenn du…

    Dabei ist es doch eigentlich gar nicht so kompliziert. Homosexualität ist wie Heterosexualität. Ein Mann der eine Frau liebt, unterscheidet sich nicht von einem Mann, der einen Mann liebt

    …sagst, versteh ich nicht ganz, was du gegen den Begriff „Sexuelle Vorliebe“ hast. Der sagt doch eigentlich genau das: ist das gleiche, und so wie Heteromänner eine Vorliebe für Frauen haben, haben Schwule eine für Männer.

    Ich fand den Begriff eigentlich ganz gut, und hab ihn auch genutzt.

  2. Christian - Alles Evolution 14. Januar 2014 um 13:04 #

    Ja, eigentlich einfach. Im Prinzip nur ein paar andere abgespeicherte Attraktivitätsmerkmale.
    Die Ausgestaltung der Verhältnisse und die sich daraus ergebene Kultur wird eben anders, weil eben Männer auf Männer treffen und zu einem gewissen Teil dann die Geschlechterunterschiede nicht zum tragen kommen.
    Du hattest ja selbst einmal bei mir darauf hingewiesen:

    Vorteile des Schwulseins

  3. Atacama 14. Januar 2014 um 17:28 #

    @keppla

    „…sagst, versteh ich nicht ganz, was du gegen den Begriff “Sexuelle Vorliebe” hast. Der sagt doch eigentlich genau das: ist das gleiche, und so wie Heteromänner eine Vorliebe für Frauen haben, haben Schwule eine für Männer.

    Ich fand den Begriff eigentlich ganz gut, und hab ihn auch genutzt.“

    Weil sexuelle Vorliebe oft in diesemKontext verwendet wird:

    „Schwule könne ja machen was sie wollen, da wo es keiner sieht und hört. Homosexualität soll nicht sichtbar sein und Outings auch nicht. Denn sexuelle Vorlieben sind ja privat. Schliesslich renne ich ja auch nicht herum und erzähle jedem dass ich auf Blondinen mit riesigen Titten stehe die sie mir ins Gesicht drücken. Und was kommt als nächstes? Sollen Leute die sich gerne anpinkeln lassen oder gerne Leichen ficken oder Sadomasochisten auch im Schulunterricht vorkommen und jedem davon erzählen?“ (meistens kommen da dann tatsächlich immer Vergleiche mit möglichst von vielen als „unangenehm“ empfundenen Dingen)

    Es wird mit Praktiken,Fetischen oder körperlichen Vorlieben gleichgesetzt die die Homos jedem „aufs Auge“ drücken wollen.

  4. Adrian 14. Januar 2014 um 21:45 #

    @ kappla
    „versteh ich nicht ganz, was du gegen den Begriff “Sexuelle Vorliebe” hast.“

    Ich sehe das ähnlich wie Atacama. Hündchenstellung ist eine sexuelle Vorliebe; Bondage, Schuhfetischismus etc. pp. Die Liebe und den Sex zwischen Mann und Frau würden wohl die wenigsten mit den Worten „sexuelle Vorliebe“ umschreiben. Denn die sexuelle Orientierung ist mehr als das.

  5. keppla 16. Januar 2014 um 13:58 #

    @Adrian: In meiner Nomenklatur ist Hündchenstellung ist eine ziemlich konkrete Vorliebe, „Frauen“ eine vagere Vorliebe, aber ja: ich würde das auch als „sexuelle Vorliebe“ umschreiben. Passend u.a. auch zu Erkenntnissen wie von McKinsey, dass das ganze ja mehr eine Skala (mit Häufungen) ist, als ein Ja/Nein-Wert, also in einigen Fällen tatsächlich nur eine vor-liebe.
    Und ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob sexuelle Orientierung wirklich „mehr“ sein muss. Wenn ich sage „ich stehe auf Frauen“ ist das in der Generalität ja auch falsch: sie müssen schon eine bestimmte Altersspanne haben, eine gewisse Optik, etc. Ich glaube, ich bin auch bei den Heteromännern nicht ganz alleine, wenn ich sage, dass es durchaus Frauen gibt, die mich ähnlich wenig interessieren wie ein Mann.

    Bezüglich der „können ja machen was sie wollen, solange keiner Guckt“-Argumentation denke ich nicht, dass die Bezeichnung der Vorliebe das Problem ist, sondern, dass es eben _nicht_ als eine weitere Vorliebe betrachtet wird.

    Würde man das „gleiche Niveau“ fordern, könnte man zwar konsequenterweise sagen, dass man ein Outing am Arbeitsplatz für ähnlich unangemessen hielte wie die Festellung „ich ficke gerne Frauen“, man könnte aber kaum was gegen die Erwähnung des Partners haben, da sowas im Arbeitskontext sehr wohl üblich ist (die Familienfotos auf dem Tisch der Arbeiter sind ja oft explizit akzeptiert). Da wird dann aber meist klar, dass man eben nicht die gleiche Diskretion fordert.

    Das Problem mit solchen „Argumentationen“ ist imho daher eher die Doppelmoral, die bei Homosexualität selbst indirekte Aussagen wie „ich war mit meinem Freund Essen“ zu sexuellen Themen macht, deutlich direktere Aussagen wie „ich hab heute Abend ein Date mit einer hübschen Frau, kann sein, dass ich morgen später komme“ bequemerweise übersieht, oder anders gesagt: nicht, dass Homosexualität (imho korrekter Weise) als Vorliebe beschrieben wird, sondern dass Heterosexualität _nicht_ als solche gesehen wird.

  6. Atacama 16. Januar 2014 um 17:52 #

    „In meiner Nomenklatur ist Hündchenstellung ist eine ziemlich konkrete Vorliebe, “Frauen” eine vagere Vorliebe“

    Und wieso kann man dann nicht statt „meine vagere sexuelle Vorliebe sind Frauen und meine ziemlich konkrete sexuelle Vorliebe ist Doggystyle“ sagen:
    „Meine sexuelle Orientierng ist hetero und meine sexuelle Vorliebe ist Doggy Style“? Das klingt doch viel runder. Und es grenzt die ganze Sache von Sex oder Sexpraktiken ab, der zwar integraler Bestandteil einer sexuellen Orientierung ist, aber nicht ausschliesslicher (denn meistens gehört zu einer sexuellen Orientierung auch noch Flirten, Daten, Beziehungsleben, Liebeskummer, über das präferierte Geschlecht oder spezielle Vertreter davon reden z.B)

    Es ist nämlich so wie ich sage, Wenn man ein paar kommentare bei Online Zeitungen zu dem Thema überliegt, kommen da immer wieder auch solche Sachen

    http://www.spiegel.de/schulspiegel/christian-staerk-landesschuelerbeirat-ueber-den-bildungsplan-in-bawue-a-942891.html

    „Homosexuelle! Sie sollen doch einfach tun was sie wollen, aber anderen ihre Gewohnheiten nicht „aufbrummen“! Kaum jemand ist Homophob. Aber ausgefallene sexuelle Praktiken gehören einfach nicht in den Schulunterricht! jeder Mensch der selbst Kinder hat und diese liebt sieht das genauso.“

    „Hier ein paar Vorschläge: [….] 2.) es kommmen Repräsentanten sämtlicher sexueller Neigungen in die Klassen und tragen vor. Dann aber bitte wirklich alle: Lack und Leder, Züchtigungsspiele inkl. Schmerzen, Paare die sich gegenseitig voll urinieren, Rollenspielfanatiker (am besten „Lehrer und „Schülerin“), Sex mit Tieren und zu guter letzt Pädophile – alles Teile der sexuellen Vielfalt – kein Problem. 2.) Apropos tolerant: sollte ein Schüler sich jetzt doch noch erdreisten zu behaupten, er findet eine der oben genannten Beispiele nach wie vor widerlich – setzen! Sechs!! Schulverweis!!! Auf die Meinungsfreiheit sei gesch***en – jetzt wird Toleranz erzwungen.“

    „Die Frage ist doch ob jemand der homosexuell lebt, auch wieder heterosexuell leben kann. Oder ob sich dauerhaft etwas im Körper, zB Hormonausschüttungen, verändert. Wenn das so ist, wird dem Jugendlichen welcher – wie auch immer – zur Homosexualität verführt wird (siehe Kurzgeschichte von JP Sartre „Kindheit eines Chefs“), die Freiheit genommen, seine Sexualität zu einer Reife zu entwickeln, die ihm die Gründung einer Familie gestattet. Praktiken der sexuellen Stimulierung und Befriedigung braucht es nun wirklich nicht im Unterricht, egal zwischen wem sie ausgeführt werden. Seinen Trieben nachzugehen hat mit Freiheit nichts zu tun – frei ist nur, wer eine Wahl hat.“

  7. martin 16. Januar 2014 um 18:16 #

    Wenn wir mal von diesen Begrifflichkeiten absehen (ob der Begriff „sexuelle Vorliebe“ oder „sexuelle Vielfalt“ glücklich ist, daran habe ich meine Zweifel, aber ich finde auch den Begriff „Homosexualität“ nicht sonderlich passend – sei’s drum), dann ist die Wahrheit doch die: Ein großer Teil der durchschnittlichen heterosexuellen Bevölkerung hat im Prinzip nichts gegen Homosexuelle – und zwar Homosexuelle im Sinne von Schwulen, weil Lesben ja noch was anderes, nicht richtig Ernstzunehmendes sind. So wie sie eben im Prinzip auch nichts gegen Sadomasochismus haben – solange man sie selbst damit in Frieden lässt. Dass diese abstrakten Homosexuellen aus der heteronormativen Lebenswelt abgesehen von Analsex womöglich auch Gefühle haben, sich verlieben, voneinander trennen, Beziehungen führen, Sorgen haben usw., auf diesen Gedanken muss man diese Heteros aber erst stoßen. Von allein fiele ihnen das nicht ein.

  8. Atacama 16. Januar 2014 um 18:30 #

    „Wenn ich sage “ich stehe auf Frauen” ist das in der Generalität ja auch falsch: sie müssen schon eine bestimmte Altersspanne haben, eine gewisse Optik, etc. Ich glaube, ich bin auch bei den Heteromännern nicht ganz alleine, wenn ich sage, dass es durchaus Frauen gibt, die mich ähnlich wenig interessieren wie ein Mann.“

    notwendige Bedingung ist aber „Frau“. Ein junger attraktiver Mann kann dich nicht begeistern. Deshalb stimmt die Aussage „Ich stehe auf Frauen“.

    Die Konkretisierung in Bezug auf Alter, Körperbau, gegebenenfalls Haarfarbe, Frisur oder Ethnie fällt dann wieder in den Bereich Vorliebe.

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