Toleranzverhindert

6 Jul

Die Standard berichtet über zunehmende Homophobie in Afrika. Diese sei 

ein Erbe der Kolonialmächte.

Vor der Kolonisierung sei die Situation von LGBT-Personen in afrikanischen Ländern viel entspannter gewesen:

Mehr als 40 afrikanische Ethnien tolerierten etwa die Ehe zwischen zwei Frauen.

Die folgenden Beispiele belegen allerdings keineswegs die Akzeptanz von Schwulen und Lesben, sondern von Trans-Personen:

Die Shona in Simbabwe akzeptierten Frauen, die sich als Männer fühlten, sowie Männer, die sich als Frauen fühlten, und hatten sogar eigene Wörter für sie – murumekadzi und mukadzirume. Bei den Langi in Uganda wurden Männer auf Wunsch als Frauen angesprochen und konnten Männer heiraten.

Voraussetzung für eine „gleichgeschlechtliche“ Heirat war also eine vorherige Umdefinition des eigenen Geschlechts. Das mag man als zusätzliche Freiheit bezeichnen, man kann es aber auch genauso gut als Zwang beschreiben, der homosexuelle Partnerschaften an Transverhalten bindet und nur in diesem Kontext akzeptiert, was nun mit Freiheit nicht mehr ganz so viel zu tun hätte. Ein wenig erinnert mich diese Praxis an die „Freiheit“ von Homosexuellen im Iran, sich durch geschlechtsangleichende Operationen heteronormativitätskompatibel zu machen.

Der neue Bericht von Amnesty International zeigt auf, dass LGBT-Personen erst mit der Kolonialisierung kriminalisiert wurden. Doch während die ehemaligen Kolonialmächte abzogen und Verbote gleichgeschlechtlicher Handlungen in ihren eigenen Ländern aufhoben, blieben die Verbote in den ehemaligen Kolonien bestehen.

Und wer ist für diese bestehen gebliebenen Verbote verantwortlich? Etwa die Kolonialmächte? Das scheint mir doch ein wenig zu einfach gedacht und nicht zuletzt schlicht rassistisch. Denn warum sollten die ehemaligen Kolonien nicht in der Lage sein, sich von diesen kolonialistischen Gesetzen zu verabschieden? Von anderen Gesetzen aus der Kolonialzeit haben sie sich doch auch verabschiedet.

Heute wird gleichgeschlechtliche Liebe von PolitikerInnen oft als Import aus dem Westen bezeichnet,

Wie merkwürdig! Hieß es nicht eben noch, die Länder seien vor der Kolonisierung voll tolerant gegenüber LGBT-Personen gewesen? Wäre es da nicht naheliegend, dass man sich stolz auf die eigene, urtümliche Tradition besinnt und sich von den kolonialistischen Gesetzen frei macht statt den westlichen Politikern vorzuwerfen, sie würden die eigene, afrikanische Kultur zersetzen? Klingt kompliziert? Dabei ist alles viel einfacher, denn

der Import beschränkt sich auf die homophoben Gesetze als ein direktes Erbe des Kolonialismus.

Wenn das bloß auch die Afrikaner_innen endlich kapieren würden! Aber dafür gibt es ja Amnesty International und andere engagierte Kämpfer_innen gegen Kolonialismus und Rassismus, die den begriffsstutzigen Ex-Kolonisierten Nachhilfe geben. Bis auch die begriffen haben, dass homosexuelle Liebe voll in Ordnung ist, weil das in Afrika früher auch schon so war. Oder wenigstens so ähnlich. Und dass das Böse in jedem Fall aus dem Westen kommt. Immer und überall.

3 Antworten to “Toleranzverhindert”

  1. bajazbasel 6. Juli 2013 um 13:44 #

    Du hast einen sehr zynischen Text geschrieben! Ober hilft die Geschichte dieser Kulturen zu verstehen, muss ich allerdings anzweifeln!

  2. Damien 7. Juli 2013 um 19:11 #

    @bajazbasel: Was ist an meinem Text „zynisch“?
    Ziel des Beitrags war nicht „die Geschichte dieser Kulturen zu verstehen“, sondern auf die arg einfache Weltsicht von „die standard“ hinzuweisen.

  3. Keppla 10. Juli 2013 um 15:21 #

    Ober hilft die Geschichte dieser Kulturen zu verstehen, muss ich allerdings anzweifeln

    Muss man das denn? Ich meine, wenn hier irgendwelche Faschos erzählen, dass man „sowas früher vergast hätte“, kommt man doch auch völlig zurecht nicht auf die Idee, dass man ihr verhalten im Kulturellen Kontext, dass in Deutschland mal Nazis regiert haben, zu deuten, und deshalb jemanden, der antwortet „Und sowas wie euch wenig später in Nürnberg aufgehängt“, mangelndes Kulturelles Verständnis vorzuwerfen.

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