Kein Al Quds-Tag 2014!

14 Jul

Gemeinsam gegen den größten antisemitischen Aufmarsch Deutschlands!

Am 25. Juli 2014 soll der diesjährige größte antisemitische Aufmarsch Deutschlands in Berlin stattfinden. Anlass ist der internationale Al Quds-Tag, der im Jahr 1979 vom iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini ausgerufen wurde. Der Al Quds-Tag (Al Quds ist der arabische Name für Jerusalem) wurde als politischer Kampftag eingeführt, um für die Eroberung Jerusalems und die Vernichtung Israels aufzumarschieren. Seit 1996 zieht der Al Quds-Tags-Aufmarsch jedes Jahr durch die Berliner Innenstadt. Organisiert wird das Ganze von der Hisbollah-nahen „Unabhängigen Al Quds-AG“. Anmelder und Hauptorganisator ist der Berliner Jürgen Grassmann, der in einem Video anlässlich des Al Quds-Tags 2013 davon spricht, dass die weltweiten Ereignisse „nicht zufällig und auch nicht unabhängig voneinander“ geschehen würden, sondern „Verbrechen der Zionisten und ihrer Handlanger“ seien. Auf ihrer Internetseite spricht die Al Quds-AG zudem davon, dass die „öffentliche Meinung durch die zionistisch beeinflussten Massenmedien gezielt und trickreich manipuliert“ würde. Das antisemitische Stereotyp der jüdischen Weltverschwörung wird in diesen und in noch vielen anderen geäußerten Sätzen nur allzu offensichtlich.

Die Teilnehmenden treten für ein menschenverachtendes Weltbild ein und tragen seit Jahren auf dem islamistischen Al Quds-Tags-Aufmarsch neben dem antisemitischen Vernichtungswillen auch frauenverachtende und trans- und homosexuellenfeindliche Hetze auf die Straße. Zudem propagieren sie Hass gegen religiöse und ethnische Minderheiten.

So erklärt es sich auch, dass auf den Berliner Al Quds-Tags-Aufmärschen in den letzten Jahren wiederholt Neonazis mitgelaufen sind. Obwohl es auf den ersten Blick, aufgrund der Internationalität der Veranstaltung, verwunderlich klingen mag, so ergibt es im Ergebnis doch einen Sinn: Der Hass auf einen gemeinsamen Feind vereint unterschiedliche Akteure. Dies trifft auch auf andere auf dem Aufmarsch teilnehmende politische und religiöse Gruppen zu, die sich sonst feindlich gegenüberstehen.

Das gleiche Muster findet man bei den verschwörungstheoretischen rechten Berliner Montagsdemos „für den Frieden“ der letzten Wochen vor, deren Organisator*innen eine Querfront-Strategie verfolgen. Die Inhalte dieser Montagsdemos decken sich größtenteils mit denen des Al Quds-Tags-Aufmarsches. Die dortigen Teilnehmenden vereint der Kampf gegen die sogenannte jüdische Weltherrschaft, die „die Fäden hinter den Kriegen in allen Teilen der Welt ziehen“. Neben vielen deutschen Nationalist*innen, „Reichsbürgern“, der Führungsspitze der Berliner Neonaziszene und anderen Verschwörungstheoretiker*innen nahmen an den rechten Montagsdemos auch Jürgen Grassmann und weitere Organisator*innen des Berliner Al Quds-Tags-Aufmarsches teil. Es ist zu befürchten, dass sich aus diesem Umfeld ein Mobilisierungsschub für den 26. Juli ergeben könnte.

Wie die Vorstellung von Neonazis und anderen Menschenfeinden von „Frieden“ aussieht, hat die Geschichte ausführlich gezeigt. Dennoch gelingt es antisemitischen Gruppen in letzter Zeit mit dem Kampf für ihren „Frieden“ viele Anhänger*innen für ihre Ideologie zu gewinnen. Erfolgreichstes gegenwärtiges Beispiel dafür ist die internationale antisemitische Kampagne BDS (Boycott, Divestment and Sanctions). Unter dem Deckmantel, für Menschenrechte eintreten zu wollen, rufen die Organisator*innen zu einem Boykott und einer Isolierung des jüdischen Staates Israel auf. Ihr Ziel ist es, über diese Mittel den Bewohner*innen Israels höchstmöglichen Schaden zuzufügen und auf das Ende des jüdischen Staates hinzuarbeiten. Die Wahl ihrer Mittel offenbart dies: So begannen Aktivist*innen Ende letzten Jahres, israelische Produkte in irischen Supermärkten mit gelben Aufklebern zu kennzeichnen. Die historische Analogie zum „Judenstern“ während des Nationalsozialismus ist offensichtlich und nicht zufällig.
Dass sich die BDS-Aktivist*innen für Menschenrechte einen Dreck interessieren, wird sofort deutlich, wenn man sieht, dass sie zu allen großen internationalen Konflikten, in denen tausende Menschen sterben, schweigen. Stattdessen bedienen sie sich in Bezug auf Israel der Dämonisierung, doppelter Standards und der Delegitimierung.

Antisemitismus wird in Europa immer salonfähiger. Immer mehr jüdische Gemeinden fühlen sich akut bedroht. Die antisemitische Bedrohung äußert sich vielseitig, nicht nur durch unzählige Hass-Kommentare im Internet. Immer wieder kommt es auch zu körperlichen Angriffen, zum Beispiel Ende April in Berlin, als sechs Täter einen Mann angriffen und niederschlugen, weil er Israeli ist. Das Opfer kam mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus. Der Anschlag mit vier Toten gegen das Jüdische Museum, Ende Mai in Brüssel, ist also nur die Spitze des Eisbergs.

Wir treten entschieden gegen Antisemitismus ein. Deswegen wollen wir auch nicht zulassen, dass am 25. Juli mehrere hundert Antisemit*innen ungestört durch die Berliner Innenstadt ziehen können und dort offen ihre Vernichtungsvorstellungen propagieren. Es sollte für Antifaschist*innen eine Selbstverständlichkeit sein, sich an den antifaschistischen Gegenprotesten zu beteiligen und gemeinsam gegen den größten antisemitischen Aufmarsch Deutschlands vorzugehen.

Wir fordern:

Solidarität mit den Opfern von antisemitischer, rassistischer, islamistischer, frauenverachtender und trans- und homosexuellenfeindlicher Politik!
Gegen jegliche Vernichtungsdrohungen! Solidarität mit Israel und seinen Bewohner*innen!
Solidarität mit allen nach Freiheit strebenden emanzipatorischen Kämpfer*innen!
Kein Al Quds-Tag am 25. Juli in Berlin und anderswo!

25.7.2014, Antifaschistische Kundgebung ab 13 Uhr, Berlin Adenauerplatz (U7)

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6 Antworten zu “Kein Al Quds-Tag 2014!”

  1. tom174 14. Juli 2014 um 13:34 #

    Ich tue mich bei dem Thema immer sehr schwer. Besonders, da meist nur einseitig argumentiert wird. Von beiden Lagern. So hier auch. Natürlich gibt es den Terror der Hamas. Aber natürlich gibt es auch die illegalen Siedlungen. Israel tritt oft das Völkerrecht mit den Füßen, wären die Gründe, die die USA damals für den 2. Irakkrieg vorgeschoben haben universell, hätte die USA auch in Israel einmaschieren müssen.
    Der Konflikt ist unendlich komplex, nur eines ist sicher, Gewalt wird immer wieder Gegengewalt produzieren. Wie gut militärische Operationen gegen Terrorismus funktionieren, sieht man in Afghanistan.
    Den Palästinensern die Alleinschuld für den andauernden Nahostkonflikt zu geben halte ich ebenfalls für falsch. Der idiotischen Forderung der Auslöschung des Staates Israels steht die Forderung nach Eretz Israel entgegen.
    Nun kann man sich natürlich hinstellen, und den Islam als homofeindliche Religion bezeichnen. Dafür gibt es gute Gründe. Aber auch die Tora sieht die Todesstrafe für Analverkehr zwischen Männern vor, und ich vermute, hätte die Schas (bis 2013 in der Regierung) gekonnt, wäre die Homosexualität zumindest mit Gefängnis bestraft worden.

    • Damien 15. Juli 2014 um 09:23 #

      @Tom174: Du schreibst von „dem Thema“ und meinst offenbar den Nahost-Konflikt. Aber um den geht es in dem Aufruf gar nicht. Es geht um Antisemitismus und Islamismus. Daher finde ich Deine Anmerkungen seltsam deplaziert.

      • tom174 15. Juli 2014 um 09:42 #

        Hm. ok, liegt vielleicht daran, dass ich zu dem Nahostkonflikt recht viel diskutiere gerade.
        Kritik an der israelischen Position wird viel zu oft als Antisemitismus gebrandmarkt.
        Ob BDS eine antisemitische Massnahme ist? Ich weiss es nicht. Wenn die UN aufgrund der Völkerrechtsverstösse Sanktionen gegen Israel verhängt, wäre das auch antisemitisch?
        Mal abgesehen davon, dass auch Araber den Semiten angehören.
        Darf es einen Al Quds Tag geben? Ich denke, Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht geben das her. Sollte es hier zu Straftaten kommen, ist der Staat gefordert.

        • Damien 24. Juli 2014 um 13:17 #

          @Tom 174:

          Darf es einen Al Quds Tag geben? Ich denke, Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht geben das her.

          Es handelt sich beim Al Quds Tag nicht um eine Meinungsäußerung, sondern um ein Element des weltweiten Kampfes zur Vernichtung Israels.

  2. gnaddrig 15. Juli 2014 um 10:47 #

    @ tom174: Mal abgesehen davon, dass auch Araber den Semiten angehören.

    Ja und? Dann ist Antisemitismus nur ein ungeschickt gewählter Ausdruck, aber die Bedeutung ist völlig eindeutig: Judenfeindlichkeit. Und gegen die geht es hier.

    Die völkerrechtliche Geschichten im Zusammenhang mit der Existenz des Staates Israel und den Ansprüchen der Palästinenser auf das Gebiet; mit den seit 1948 immer wieder hochkochenden Konflikt zwischen Israel auf der einen und den Palästinensern und einer Reihe benachbarter Staaten auf der anderen Seite; mit der israelischen Siedlungspolitik und unklugen und unrechten Aktionen aller Beteiligten usw. wären ohne den teilweise schon pathologischen Judenhass in der muslimischen Welt wahrscheinlich leichter zu lösen.

    Kritik an Israel von judenfeindlicher Agitation zu unterscheiden ist nicht immer einfach, weil Kritik an Israel ja eigentlich immer Kritik an Juden und ihrem Verhalten ist. Israel deswegen gar nicht zu kritisieren, wo Kritik angebracht wäre, ist natürlich falsch. Aber man sollte schon genau hinschauen, wenn öffentlich gegen Israel getrommelt wird.

    Dass Palästinenser, die sich von Israel ungerecht behandelt sehen, in der Hinsicht ruppiger drangehen als Europäer, die damit nichts direkt zu tun haben, ist natürlich klar, das muss man ihnen wohl zubilligen. Aber es sollte trotzdem Grenzen dessen geben, was man in Deutschland öffentlich äußern darf, gerade in Sachen Judenfeindlichkeit.

    Darf es einen Al Quds Tag geben?

    Meinungsfreiheit ist in der Tat ein hohes Gut. Aber wenn auf offener Straße unter Duldung von Behörden und Polizei zu Hass und Gewalt aufgerufen wird, ist da eine Grenze überschritten. Deshalb halte ich es für legitim und wichtig, diesen Al-Quds-Tag nicht unkommentiert stehenzulassen, wenn man ihn schon nicht verhindern kann.

    Eine Veranstaltung, die islamistischer, judenfeindlicher, demokratiefeindlicher Agitation eine Bühne bietet, hat im öffentlichen Raum nichts verloren. Dass ein guter Teil dieser Agitation auf arabisch stattfindet und die allermeisten in Deutschland kein Wort davon verstehen, ändert nichts daran.

  3. Martin 15. Juli 2014 um 17:43 #

    „Wenn die UN aufgrund der Völkerrechtsverstösse Sanktionen gegen Israel verhängt, wäre das auch antisemitisch?“

    Wenn die UN Sanktionen gegen Israel verhängt weil es sich verteidigt und andere Nationen nichtmal erwähnt obwohl dort z.B. Genozid stattfindet, dann muss man sich schon fragen warum Israel rausgepickt wird. Antisemitismus fängt nicht erst an wenn man die Judenvernichtung verlangt.

    „Mal abgesehen davon, dass auch Araber den Semiten angehören.“ Das Wort Antisemitismus steht allgemeinsprachlich für Judenhass.

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