Brause nur für Heteros

24 Mär

Eine neues Produkt auf den Markt zu bringen ist schwer. Noch schwerer wird es, wenn man von Marketing und dem Aufbau eines positiven Image nich viel versteht:

Das junge Erfrischungsgetränke-Unternehmen der beiden Brüder Thomas und Markus Kern will seine neue Waldmeister-Brause „Phantasia“ nicht an Schwule verkaufen. „Homosexuelle gehören leider nicht in unsere Zielgruppe“, stellte Geschäftsführer Markus Kern in einer E-Mail klar.

Okay, Homos gehören also nicht zur Zielgruppe. Aber wer dann?

„Das sind in unserem Fall Studenten bis hin zu Kindern, die den Waldmeistergeschmack lieben. Aber auch ältere Leute, die sich durch den Waldmeistergeschmack an früher erinnert fühlen, sind eine Zielgruppe.“

Allerdings gehören gerade Studenten im Schnitt zum jungen, liberalen, städtischen Milieu, und konstituieren damit, was Marketing angeht, eine  ähnliche Zielgruppe wie männliche Homosexuelle.

„Das soll auf keinen Fall abwertend wirken“, heißt es am Ende der E-Mail. Markus Kern bittet sogar um Verständnis: „Markenaufbau ist nur leider ein ganz heikles Thema und man rutscht ganz schnell in eine Schiene und wird damit verbunden.“

Das stimmt. Denn durch einzige E-Mail haftet dem Unternehmen nun der Ruf an, Homosexuelle nicht zu mögen. Ob das im Jahr 2015 so gut für das Geschäft ist, darf bezweifelt werden.

21 Antworten to “Brause nur für Heteros”

  1. knipserei 24. März 2015 um 10:29 #

    Muss man da den tieferen Sinn versehen, dass Waldmeisterbrause nicht mit Schwulen in Verbindung gebracht werden darf? Ist Ihnen zu wünschen, dass die Brause mein den Rechtsradikalen ganz toll ankommt?

    • Adrian 24. März 2015 um 10:32 #

      Es ist schwer die Motive der Firma zu eruieren. Ich vermute einen Mix aus bayerischer Provinzialität und dem gedanklichen Aufbau eines Gegensatzes zwischen Familie (Kinder und ältere Leute) und Homos.

      • Blub 1. April 2015 um 13:44 #

        Schwäbische Provinz, wie aus anderen Meldungen zu entnehmen ist. P.S.: Schwaben liegt in 3 Bundesländern Ba-Wü, Bayern und Berlin 😉

  2. gnaddrig 24. März 2015 um 10:47 #

    Allerdings gehören gerade Studenten im Schnitt zum jungen, liberalen, städtischen Milieu, und konstituieren damit, was Marketing angeht, eine ähnliche Zielgruppe wie männliche Homosexuelle.

    Eben, darum könnte an diese Zielgruppe gerichtete Werbung möglicherweise auch Homosexuelle ansprechen. Und weil das so ist, muss Kern offenbar extra klarstellen, dass er Homosexuelle gerade nicht ansprechen will.

    Er hat ja gar nichts gegen Homosexuelle wie er selbst schreibt, und sicher sind einige seiner besten Freunde schwul (so eine Äußerung würde ich in einer Diskussion als nächstes erwarten). Aber in diese Schwulenecke will er mit seiner Waldmeisterbrause dann doch nicht.

    Bleibt die Frage, will er nur nicht mit Homosexuellen in Verbindung gebracht werden („Dem Kern seine Schwulenbrause“), oder will er möglichst vermeiden, dass Homosexuelle sein Zeug überhaupt trinken. Weitergedacht: Würde seine Firma einen Ausschank betreiben, hätten offensichtlich Homosexuelle dort Zutritt, oder würde er die lieber nicht bedienen? Wie weit würde er für die Markenpflege gehen?

    durch einzige E-Mail haftet dem Unternehmen nun der Ruf an, Homosexuelle nicht zu mögen. Ob das im Jahr 2015 so gut für das Geschäft ist, darf bezweifelt werden.

    Naja, damit könnte er einen Fuß im Markt der völkisch orientierten Parallelgesellschaft haben, deren Angehörige ja traditionell auch eher homophob eingestellt sind. Außerdem könnte gute deutsche Waldmeisterlimo dort gut ankommen.

    Vielleicht sollte man so heikle Dinge wie Markenaufbau und PR dann doch den Fachleuten überlassen…

  3. tom174 24. März 2015 um 10:48 #

    Da ich ja gerne mal dagegen bin…
    Ich kann das gar ein bisschen nachvollziehen.
    Der erste Markenauftritt in einer Schwulenbar, das könnte sich schon schnell als etwas Exklusives etablieren. Gerade bei dem Namen.
    Wobei.. der Markt wäre sicherlich größer, als das was man sonst so erreichen kann.
    Ich bleib bei der Ahoi Brause!

    • Adrian 24. März 2015 um 10:52 #

      @ tom174
      „Gerade bei dem Namen.“

      Gerade der Namen wäre für Schwule prädestiniert.

      „Ich bleib bei der Ahoi Brause!“

      Meine Assoziation dazu: „Ahoi“ – Matrosen – sexy – Sex 🙂

      • tom174 24. März 2015 um 11:26 #

        „Gerade der Namen wäre für Schwule prädestiniert. “
        Eben. Daher vermutlich seine Reaktion. Das hört der net zum erstenmal 😉
        „Meine Assoziation dazu: “Ahoi” – Matrosen – sexy – Sex :)“
        Klar. Eins meiner Lieblingshirts:

    • gnaddrig 24. März 2015 um 13:05 #

      Gerade bei dem Namen.
      Dann ist der Name vielleicht ungeschickt gewählt…

  4. Teardown 24. März 2015 um 11:37 #

    Der Typ will Markenaufbau betreiben, und schreibt dann so eine Mail?

    Man schreibt dann, sowas wie „Aufgrund der hohen Nachfrage können wir Ihnen kurzfristig keine Tester zur Verfügung stellen. Wir melden uns umgehend, wenn der Engpass vorüber ist. MFG Fantasia Drinks“

    Never tell the truth!

    PS: Wie ein Hersteller seine Distributionskanäle wählt ist vollkommen ihm überlassen. Das ist keine Diskriminierung. Jessas, ich komm ja aus der Branche, das Formulieren einer Zielgruppe hat doch nichts mit der Diskriminierung anderer zu tun. Oder diskriminiert mich ein Schwulen-Bücherladen, weil es da keine Heten-Literatur gibt? Eben, gehe ich in den nächsten…

    • Mordred 3. April 2015 um 13:04 #

      so isett.
      man formuliert nur positives, also wer die zielgruppe ist.
      auf keinen fall negatives, also wer die zielgruppe nicht ist.

      es sei denn, die zielgruppe setht von vorneherein explizit fest (zb spielzeuge für kinder). dann kann (!) man das zum marketing ggü. der zielgruppe nutzen. bsp.: „kindercola – nix für erwachsene“.

      da ich aber selten hier bin und mich mit „schwul“ in dem kontext recht wenig auskenne: gibt es überhaupt irgendein käuflich zu erwerbendes produkt, das ausschließlich für schwule interessant/uninteressant ist?

      ahjo, ich verstehe „schwul“ so, dass mann nur männer attraktiv findet.

  5. Nachtschattengewächs 24. März 2015 um 13:19 #

    Nun. Bekannt sind sie jetzt. Vielleicht hoffen sie auf den russischen Auslandsmarkt.

    • Adrian 24. März 2015 um 15:13 #

      @ Nachtschattengewächs
      Ich glaube Russland ist bald wieder soweit, dass alle westlichen Produkte verboten werden.

  6. allsurfer4 24. März 2015 um 15:04 #

    Ich wusste bisher noch gar nicht, dass unsere sexuelle Ausrichtung auf unserer Stirn geschrieben steht…..

  7. Yadgar 24. März 2015 um 19:52 #

    Also, ich bevorzuge Wostok-Limo (die Estragon-Ingwer-Variante) – oder gleich das original Lagidze-Wasser! Orgien in Georgien!

  8. emannzer 24. März 2015 um 20:35 #

    Das ist in der Tat ein Unding! So langsam verstehe ich Manches besser, weil ich solche Aktionen nicht für möglich gehalten hätte. Ich habe ja für vieles Verständnis, sicherlich aber nicht für diese Form einer Kneipenapartheid. Mir reichen schon diese Frauensaunatage und was ich mit welchem Quatsch ich mich als Hetero herumschlagen muss.

  9. Fernando Two 24. März 2015 um 20:50 #

    Das finde ich für frech.

  10. Ralf 25. März 2015 um 21:26 #

    Nu, die Brause ist halt was für richtige Männer. Kerle im Holzfällerhemd und in ungewaschenen Jeans, unrasiert und ungewaschen, mit Bierbauch, die breitbeinig an der Theke lehnen und rülpsen. – Buah!!!

  11. UɐɹɟʇɐʞıuU². 31. März 2015 um 21:21 #

    Steht doch da irgendwo im Post. Für ALLE … von gaaanz jung bis gaaanz alt … nur schwul oder so dürfen wir nicht sein ;)!

  12. einzelstarter1 18. April 2015 um 18:34 #

    Hallo
    Wie bescheuert ist das denn !? Menschen aufgrund ihren sexuellen Neigungen auszuschliessen ist doch krank. Zudem will doch eine Firma Geld verdienen- da ist sowas unsinnig. Und was hat das Trinken einer Brause damit zu tun, ob man homo- oder heterosexuell ist ?

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..