Von notgeilen Fruchtfliegen, infantilen Schwuchteln und kinderlosen Volksschädlingen

14 Dez

fucking-flies.jpgEs war eine aufregende Woche für die Wissenschaftler auf dem Gebiet der Forschung über die Ursachen der Homosexualität. Ganze vier Theorien mit unterschiedlichen Ansätzen beherrschten die Schlagzeilen, von denen jede ihren ganz besonderen Reiz hat.

Beginnen wir zunächst mit einer Theorie, welche die Ursache der homosexuellen Orientierung in biologischen Faktoren sieht. Jeder kennt aus seinem Biologieunterricht an der Schule die putzige Fruchtfliege Drosophila melanogaster, die schon zu allen möglichen Experimenten herangezogen wurde. Dass sie irgendwann auch schwul werden würde, war nur eine Frage der Zeit. Bei Drosophila

hat David Featherstone von der Universität Illinois in Chicago ein Gen entdeckt, das er „genderblind“ nennt. Es hat Einfluss auf die Weiterleitung des Botenstoffes Glutamat – doch als der Forschungsassistent die „Genderblind“-Gene fröhlich mutieren ließ, stellte er fest: Die männlichen Fliegen werden bisexuell. Featherstone vermutet in seiner wissenschaftlichen Abhandlung, dass so bei den männlichen Tieren die Kontaktstellen zwischen Nervenzellen und anderen Zellen (Synapsen) gestärkt werden würden – und die Fliegen dann auf alles springen, was sechs Beine hat.

Also ich würde mir ja nicht anmaßen, Fruchtfliegen „hetero“, „schwul“ oder „bisexuell“ zu nennen, zumal wenn die männlichen Exemplare dieser Gattung nach dem Laboreingriff „auf alles springen, was sechs Beine hat“. „Notgeil“ erscheint mir als Begriff hier wesentlich angemessener.

Der berühmte britische Zoologe Desmond Morris hält dagegen von biologischen Ursachen der Homosexualität gar nichts und trumpft mit einer Theorie auf, die so neu allerdings gar nicht klingt:

Der 79-jährige Forscher glaubt, dass sich die Homosexualität vor der Pubertät herausbildet. Er argumentiert, dass die Geschlechter im Alter von fünf Jahren auseinander driften: Jungs spielen mit Jungs, Mädels mit Mädels. Diese Phase dauere ungefähr zehn Jahre. Danach sorgen die Sex-Hormone dafür, dass sich Jungs eigentlich für Mädchen interessieren, so Morris. Schwule steckten dem Forscher zufolge aber „in der Distanzierungsphase fest – und dort bleiben sie für den Rest ihres Lebens“.

Nach Ansicht von Morris ist ihre Beziehung zu Jungs vor der Pubertät so stark geworden. Dadurch werde der Bruch von dieser Phase verhindert. Grund seien die äußerlichen Umstände – so könnten negative Erfahrungen mit Mädchen ausschlaggebend sein. „Für diesen Jungen ist es unmöglich, die Veränderung durchzumachen, weil er es nicht ertragen kann, das zurückzulassen, was er vorher hatte“, so Morris.

Ich persönlich schätze Morris sehr und das nicht nur, weil ich das Vergnügen hatte, in meiner Jugendzeit eine Dokumentation von ihm zu sehen, in der die Erektion des Penis und der männliche Orgasmus filmisch sehr eindrucksvoll dargestellt wurden. Nichtsdestotrotz wirft seine Theorie weit mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

Zunächst einmal steht sie konträr zu anderen originellen Theorien, die besagen, dass Jungen schwul werden, nicht etwa weil sie in ihrer Kindheit zuviel mit Jungs, sondern weil sie zuviel mit Mädchen gespielt hätten. Morris‘ Theorie beantwortet auch nicht die Frage, wie Sex-Hormone denn nun dafür sorgen, dass sich Jungs ab der Pubertät beginnend „eigentlich“ für Mädchen interessieren. Morris hält die Heterosexualität augenscheinlich für quasi automatisch fixiert, ohne zu fragen, wie diese entsteht; etwas übrigens, woran die Ursachenforschung über sexuelle Orientierung im Allgemeinen krankt.

Die Theorie von Morris hat überdies den bitteren Beigeschmack, eine menschliche Unvollkommenheit von homosexuellen Männern zu konstruieren. Mit dem Verweis auf deren Feststecken „in der Distanzierungsphase“ und der Vermutung, schlechte Erfahrungen mit Mädchen könnten dafür verantwortlich sein, schließt sie den Kreis zu religiös-fundamentalistischen Psychologen und Psychotherapeuten, welche immer schon gewusst haben, dass Schwule als sexuelle Krüppel nie erwachsen geworden seien, was auch ihr konstitutiv infantiles Verhalten erkläre. Morris greift dieses Vorurteil auch noch vollkommen unschuldig auf, kehrt es aber in eine vermeintlich positive Richtung um:

Denn Schwule blieben in einer Phase, die spielerischer und experimenteller sei. Daher seien sie auch eher künstlerisch veranlagt: „Schwule leisten gewöhnlich einen ungemein größeren Beitrag zum Leben als Nichtschwule“, erklärt er.

Tja, liebe Nichtschwule, Pech gehabt. Wer braucht Euer langweiliges Leben und Euren geringen Beitrag dazu schon. Wir infantilen Schwulen können jedenfalls weitaus mehr als ihr…

In eine gänzlich andere Richtung als Morris weist uns dagegen ein Familienvater aus Frankreich:

Ein 47-jähriger Franzose erhält 400.000 Euro Schmerzensgeld von einem Pharmakonzern und einem Krankenhaus, weil ihm Parkinson-Medikamente verabreicht worden waren, die ihn schwul, spielsüchtig und zu einem Dieb gemacht haben sollen. Didier Jambart, Beamter im Verteidigungsministerium, hat einem Bericht des „Guardian“ zufolge ein Medikament erhalten, das dem Glückshormon Dopamin ähnelt, und in 15 Prozent der Fälle extreme Nebenwirkungen hervorruft. Darüber sei er aber nicht informiert worden. Er habe insgesamt 130.000 Euro an Spielschulden aufgehäuft und sogar die Spielzeuge seiner zwei jungen Söhne verkauft, um die Sucht finanzieren zu können. Außerdem habe er Stunden im Internet damit verbracht, männliche Sexpartner zu suchen und habe diese dann zu sich nach Hause eingeladen.

Interessant, dass also ein Medikament, welches dem Glückshormon Dopamin ähnlich ist, angeblich homosexuelles Verlangen weckt. Scheint so, als wäre der englische Begriff „gay“ für Schwule doch ganz gut gewählt. In seiner ursprunglichen Form bedeutete dieser nämlich soviel wie „lustig“ oder „fröhlich“.

Doch die beste Theorie, warum einige Männer eher auf Männer stehen, lieferte uns das Flaggschiff des Germanentums, die NPD, und zwar in Gestalt ihres Parteivorsitzenden Udo Voigt, der folgendes postulierte:

„Es ist nicht normal, und muss eigentlich in dem Volksbewusstsein drinnen sein, dass es leider abnormale Menschen sind. Die gibt es, aber so, wie das heute umworben wird, werden viele Menschen homosexuell, die ansonsten gar keine Veranlagung dazu haben, weil sie einfach glauben, es gehört dazu.“

Im Klartext: Schwule Männer machen Hetero-Männer schwul und Männer werden schwul, weil das heutzutage nun mal „in“ ist – eine Aussage, die an negativer Intelligenz kaum noch zu überbieten ist. Beruhigend allerdings, dass man aus dem „leider“ des Herrn Voigt zumindest ein Bekenntnis zum Existenzrecht Schwuler herauslesen kann, wenn diese auch „abnormal“ sind, höchstwahrscheinlich auf Grund ihrer Weigerung, mittels Fortpflanzung zur Bestandserhaltung des deutschen Volkes und Blutes beizutragen.

Udo Voigt selber hat übrigens auch nicht besonders viel dazu beigetragen. Aber das ist ja bei der NPD nichts Ungewöhnliches.

3 Antworten to “Von notgeilen Fruchtfliegen, infantilen Schwuchteln und kinderlosen Volksschädlingen”

  1. Nika NamelessLiberty 10. Januar 2010 um 01:31 #

    Haha, da kann man ja nur noch lachen. Schwule stecken in der jugendlichen „Distanzierphase“ fest? Und was ist mit Mädels wie mir, die in der Anfangspubertät jede Menge Jungs hatten und eben später auf Mädchen umgeschwenkt sind?
    Oder meine 20jährige Bekannte, die sich grade neu entdeckt? oder den 40jährigen Geschäftsmännern mit drei Kindern, die merken, dass sie schwul sind?
    Zu sagen, dass die alle in einer frühkindlichen Phase stecken, ist äußert anmaßend.

  2. Sabine 10. September 2011 um 19:29 #

    „Die gibt es, aber so, wie das heute umworben wird, werden viele Menschen homosexuell, die ansonsten gar keine Veranlagung dazu haben, weil sie einfach glauben, es gehört dazu.“

    Ziemlich sinnfrei, diese Äußerung, betrachtet man die erschreckend weit verbreitete Homophobie in den letzten zehn plus x Jahren. Da wird einer jetzt plötzlich homosexuell wegen der Werbung … klar doch.

    Was den Parkinson-Spieler angeht, schätze ich mal, der war schon immer schwul, konnte sich so nicht akzeptieren, weil sein Umfeld ihn so nicht akzeptieren konnte (Stichwort Homophobie) und hat nun sehr clever sein Coming Out auf die Nebenwirkungen des Medikaments geschoben.

    Im übrigen ist auch diese Dopamin-Erklärung Unsinn, führt man sich einmal die hohe Selbstmordrate von homosexuellen Jungen und Männern im Vergleich zu Heteros vor Augen. Das spricht eher für einen deutlichen Mangel an Glückshormonen in der Biochemie des Hirns – was ja auch von der Wissenschaft bestätigt wird. Suizidale haben so gut wir gar kein Serotonin (ein weiteres sogenanntes Glückshormon) mehr im Körper.

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  1. B.L.O.G. - Bissige Liberale ohne Gnade » Widersprüchliches, Sinnloses und Fundamentfreies - 14. Dezember 2007

    […] es ist, allerlei Theorien zum Ursprung der Homosexualität aufzustellen, zeigt ein Artikel bei “Gay West”. Der Autor dort drüben (leider erfährt man nicht, welcher von ihnen den Beitrag verfasst […]

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