Mit Gott beim Masturbieren

9 Mai

Christian Deker hat seine Erlebnisse mit „Homo-Heilern“ in Deutschland nun auch in einem Artikel in der „Zeit“ veröffentlicht. Zur dazugehörige Fernsehreportage habe ich bereits hier etwas geschrieben, daher möchte ich auf den grundsätzlichen Inhalt nicht weiter eingehen, sondern mich mit einer Textpassage beschäftigen, indem Deker einen Quacksalber aufsucht, der tatsächlich der Meinung ist, dass

Homosexualität eine „neurotische Fehlentwicklung“ sei. Er könne mir keine Garantie für eine Veränderung geben. Aber er wolle mir Hoffnung machen, dass sich meine Sexualität am Ende auf Frauen beziehe, so wie Gott es angelegt habe. Ich frage ihn, ob ich der Einzige mit diesem Problem bei ihm in Therapie sei. Er schüttelt den Kopf und lächelt: „Nein.“

Es ist in gewisser Weise schade, dass Deker diesen „Arzt“ unter Berücksichtigung seiner journalistischen Sorgfaltspflicht aufgesucht hat und daher so tun musste, als wäre er tatsächlich an einer Veränderung seiner Homosexualität interessiert. Andernfalls wäre es nämlich äußerst lehrreich gewesen, den Arzt z. B. zu fragen, wie Gott denn allmächtig sein kann, wenn er zwar will, dass Mann hetero ist, es aber es dennoch nicht schafft, eine „neurotische Fehlentwicklung“ zu verhindern.

Im Laufe der ersten Sitzung stellt der Arzt mir intimste Fragen: Haben Sie Ihre Homosexualität mit anderen Männern ausgelebt? Benutzen Sie Internetpornografie? Haben Sie deswegen ein schlechtes Gewissen? Wie oft befriedigen Sie sich selbst? Woran denken Sie dann? Haben Sie schon Versuche unternommen, die Selbstbefriedigung zu unterbinden? Irgendwann halte ich es kaum mehr aus, spiele mit dem Gedanken, die Sitzung abzubrechen. Ich habe Kopfschmerzen.

Man verzeihe mir, ich weiß, das ist ein ernstes Thema, aber ich muss gerade schmunzeln, weil ich mir  die Reaktion des „Arztes“ auf meine Antworten vorstelle:

Haben Sie Ihre Homosexualität mit anderen Männern ausgelebt?  – Selbstverständlich!

Benutzen Sie Internetpornografie? – Na klar!

Haben Sie deswegen ein schlechtes Gewissen?  – Nur eine Erektion.

Wie oft befriedigen Sie sich selbst?  – Drei bis vier mal die Woche.

Woran denken Sie dann? – An Sex mit Männern, bin, z. B. mit dem oder mit dem.

Haben Sie schon Versuche unternommen, die Selbstbefriedigung zu unterbinden?  – Nein, welchen Sinn hätte das Ihrer Meinung nach?

Alles in allen bin ich halt ein hoffnungsloser Fall, und das sowohl theologisch als auch sexuell…

 

 

5 Antworten to “Mit Gott beim Masturbieren”

  1. derdiebuchstabenzaehlt 9. Mai 2014 um 22:18 #

    “Homo-Heilern”

    Was’n das? Ein Arzt der Homos heilt, ein schwuler Arzt oder meint der wirklich welche die Homos zu Heten machen können wollen? Obwohl, in Zeiten wo Glaubolis immer mehr in Mode kommen …

    • Adrian 9. Mai 2014 um 23:04 #

      @ ddbz
      „Was’n das?“

      Das geht aus dem Beitrag hervor. Das nennt sich „Kontext“.

  2. derdiebuchstabenzaehlt 10. Mai 2014 um 00:48 #

    Schon klar, ich kann diesen „Kontext“ allerdings nicht ganz glauben. Solche Heiler kann es doch eigentlich nicht geben … nur habe ich ja geschrieben, daß in Zeiten von Zaubermedizin-Moden das schon doch möglich ist …

    Wollte mir eigentlich einen Spaß mit dem Homo-Heiler machen. Sowas nimmt doch eigentlich keiner ernst, so hoffe ich!

  3. DasKleineTeilchen 14. Mai 2014 um 14:46 #

    @derdiebuchstabenzaehlt:

    „Sowas nimmt doch eigentlich keiner ernst, so hoffe ich!“

    wenn du wüsstest…

    https://www.google.com/search?q=healing+homosexuality&ie=utf-8&oe=utf-8

  4. Atacama 14. Mai 2014 um 21:52 #

    @ddbz

    In den USA ist es wirklich so wie in dem Vudeo.

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