„Nichts gegen Homos“ – außer dies, das… und, ach ja, das auch noch

18 Jul

Über Thommen – mit dem ich mir über die Kommentarfunktion ab und an kleine, harmlose Scharmützel liefere – bin ich auf einige wunderbare Sätze gestoßen, die der Unternehmensberater Stöhlker auf seinem Blog verfasst hat:

Man könnte meinen, die Zukunft der Welt hinge von den Schwulen und Lesben ab. Sie setzen rund um den Globus die Regierungen unter Druck, auch Barack Hussein Obama, indem sie mit einer perfekten Lobby immer mehr Rechte einfordern.

Ist das nicht allerliebst? Offensichtlich füllt die Unternehmensberatung das Leben von Herrn Stöhlker nicht aus, nein man muss sich auch noch ganz prosaisch zum Grande Probleme des 21. Jahrhunderts äußern: der Homosexualisierung der Welt.

Nicht nur, dass die Homos die Regierungen unter Druck setzen – sogar die USA unter Barack Hussein Obama – nein, sie fordern auch noch mehr Rechte. Ist das zu fassen? Wo leben wir eigentlich?

Und als wenn das nicht schon genug wäre, gibt es dann noch diesen schwulen Gesinnungsterror:

Wer sie nicht begünstigt, gilt als “Fascho”, “Macho” oder viel schlimmeres.

Ja, grauenvoll. Aufrechte Kritiker des schwulen Lebensstils, werden nicht nur als „Faschos“ oder „Machos“ verhöhnt, nein, zuweilen erdreisten sich die Schwulen auch, die stolzen Heteros mit der ultimativsten aller Schmähvokabeln zu brandmarken. Ich rede natürlich von dem hässlichen Wort…

Doch Herr Stöhlker hat glücklicherweise starke Nerven:

Mir ist dies eigentlich gleichgültig,

aber…

aber ich bezweifle, dass die Zukunft der Welt von derlei Diskussionen abhängt.

Da hat der gute Mann sogar recht. Denn die Zukunft der Welt hängt vielmehr von physkalischen Komponenten, wie z.B. der Lebensdauer unserer Sonne und des Aktivitätsgrades Schwarzer Löcher, ab. Doch mit solchen Kleinigkeiten kann man sich natürlich nicht abgeben. Nein, es muss schon ums Ganze gehen:

Wir sollten mehr tun für die Familien. Ich freue mich über jede junge Familie mit Kindern mehr als über jedes Homo-Pärchen; diese Freiheit sei uns gestattet.

„Uns Heteros“, wollte Herr Stöhlker wohl eigentlich sagen. Dabei stellt sich die Frage, wer ihn denn dazu zwingen will, sich mehr über homosexuelle Paare als über Familien mit Kindern zu freuen. Die berüchtigte Rosa Nostra etwa?

Nein, nein, Herr Stöhlker, seien Sie ganz beruhigt. Was mich angeht, ich verlange von Ihnen gar nichts. Außer einer gute Unternehmensberatung. Man kann nur hoffen, dass Sie Ihren Kunden dabei nicht ähnlich kreative Ideen, wie die obigen, vortragen.

9 Antworten zu “„Nichts gegen Homos“ – außer dies, das… und, ach ja, das auch noch”

  1. Björn 18. Juli 2009 um 21:36 #

    Großartige Überschrift! 🙂

  2. Gustav 19. Juli 2009 um 12:11 #

    In einem Punkt teile ich Herrn Stöhlkers Geschmack: Ich freue mich auch mehr über eine junge Familie als über ein Homo-Pärchen – denn obwohl es leider nur selten vorkommt, bin ich doch immer sehr gerührt, wenn ich ein glückliches Homo-Pärchen mit Kindern sehe.

  3. Adrian 19. Juli 2009 um 12:44 #

    @ Gustav

    Ich freue mich sowohl über junge Familien, als auch über Homo-Pärchen. Allerdings nicht grundsätzlich. In der Berliner Ecke, in der ich wohne, freue ich mich selten über junge Familien, denn die meisten Kinder in diesen Familien, tun mir einfach nur leid.

  4. Thommen 19. Juli 2009 um 19:48 #

    Früher diente das Sommerloch der Presse dazu, irgendwelche Schandtaten oder Übergriffe von Homosexuellen breitzutreten. Das geht heutzutage natürlich nicht mehr.
    Dafür schwafelt diese Presse regelmässig über die „Homosexualisierung“ der Welt. Ich bin eher davon überzeugt, dass diese Welt nur durch „heterosexuelle Propaganda“ so heterosexuell sich geben kann. Denn sie war und ist es nicht so wie sie es gern sein würde!
    (Der Link führt in einen Artikel zum gleichen Thema, aber im Sommer 2008!)
    Ich denke, dass Homosexualität noch immer „lästig“ ist und dass „das Problem“ mit der Eingetragenen Partnerschaft (auch mit Volksabstimmung) damit längst nicht entsorgt ist. Denn den grössten Anteil an homosexuellen Aktivitäten haben – nämlich die Heterosexuellen selbst!
    Das Problem, das Abrahamisten damit haben, ist die anale Penetration und das Problem aller Kulturen ist, dass sie Homosexualitäten nur als „unbedeutendes Ding“ ertragen können, mit dem sie sich möglichst nicht auseinandersetzen wollen. Daher haben Orientalische Kulturpuristen grundsätzlich kein Problem – aber eben nur mit den Homo-Puristen.
    Und natürlich sind – wie immer – die Betroffenen an allem Schuld. Würden sie nicht dauernd… hier und da und dort und immer wieder – wäre alles nicht so schlimm – für das Hetero-Image natürlich!

  5. Mirno 19. Juli 2009 um 22:55 #

    @ Thommen:

    Irgendwie führt Deine Schilderung bei mir zu einiger Ernüchterung. Wenn das „Grundproblem“, nämlich „die anale Penetration“ und das Nichtauseinandersetzenwollen mit dem homosexuellen Begehren bei Heterosexuellen, eine quasi-anthropologische Konstante ist, und die mehr oder weniger ernsthaften oder auch halbherzigen Versuche, zu einer politischen, rechtlichen oder sozialen Gleichstellung von Homo- mit Heterosexuellen zu gelangen, bloß dazu dienen, „das Problem“ zu verdrängen – ja, was machen wir dann eigentlich noch hier? Ist das hier nur der tragisch-heroische Diskurs standhafter Schwuler im Angesicht der hoffnungslosen Lage der Dinge? Dient es der permanenten Selbstvergewisserung im Angesichts des Elends einer notwendigen Homophobie des Heteros? Oder versuchen wir immer noch vergeblich, den Hetero auf dem Wege des Analverkehrs zu therapieren, sozusagen mit verschwulender Umpolung oder wenigstens in höhnischer Provokation des hetero-männlichen Stolzes mit seiner uneingestandenen Sehnsucht danach, das eigene, widerspenstige Weib endlich einem in den Arsch ficken zu dürfen?

    Wie steht es eigentlich umgekehrt um die Angst der Homos vor der vaginalen Penetration und um die psychohygienische Beseitigung des heterosexuellen Begehrens aus dem homosexuellen Mann? Haben wir das nach dem Coming-Out erfolgreich beseitigt und paradieren wir deshalb alljährlich durch die Straßen, um uns selbst zu zeigen, wie schwul wir doch sind, und um die Entscheidung für schwule Freiheit und schwules Heil immer wieder performativ nachzuvollziehen? Benutzen wir deshalb immer noch die binäre Begrifflichkeit von Homo- und Heterosexualität, um uns darüber zu täuschen, dass wir in Wahrheit alle verkappte Heteros sind, die bloß Angst vor den Frauen haben? Vertuschen wir unsere männliche Impotenz und Unfruchtbarkeit, indem wir den Heteros zu diktieren versuchen, was sie zu tun, zu lassen und zu denken haben, und indem wir uns exhibitionieren? Ja, warum ficken wir eigentlich immer noch im Schlafzimmer?

  6. thommen 20. Juli 2009 um 12:57 #

    Tja. Homo- und Heterosexualität sind zwar gleichwertig, aber sie sind nicht funktional gleich! Das ist Dein Irrtum! Ich erinnere Dich daran, dass Männer grundsätzlich Mütter als erste Bezugspersonen haben und quasi mit dem anderen Geschlecht anfangen. Während die Frauen mit dem gleichen Geschlecht beginnen…
    Während Männer sich im gleichen Geschlecht wiedererkennen können und sollten, müssen sie sich doch niemals mit einer Frau identifizieren können. In der Homosexualität „vereinigen“ sich die Menschen, während sie sich in der Heterosexualität ( > Penetration!) voneinander abgrenzen!

    Es gibt sehr viele mehr Mann-zu-Frau-Transsexuelle als umgekehrt. Hast Du schon mal von „Herrenwäsche-Trägerinnen“ gehört? Oder von Frauen, die irgendwelche „Männer-Accessoires-Fetische haben“?

    Zum Dritten: Ich habe noch nie von heterosexuell orientierten (orientiert!!) Männern gehört, die sich in der Homosexualität verstecken. Selten wechseln Männer nach 30 Jahren Partnerschaft mit einem anderen Mann das Ufer und heiraten eine Frau…

    So einfach mechanisch, wie Du sexuelle Orientierung und Geschlechtsrollen hin und her wechselst geht’s nicht. Ich habe häufig Sex mit Heteros und ich kenne die Unterschiede! Vom Chatverhalten bis ins Bett…

  7. Mirno 20. Juli 2009 um 17:30 #

    @ thommen

    Verzeihung, ich wollte nicht den Eindruck erwecken, hier irgendeine Position zu vertreten. Man beachte bitte die Fragezeichen in meinem letzten Beitrag!
    Ich bin allenfalls von diesen tiefschürfende-psychologisierenden Deutungen nicht sehr überzeugt, und wenn Du feststellst, dass Männer „selten“ von der Homo- zur Heterosexualität wechseln, dass es „sehr viele mehr“ Mann-zu-Frau-Transsexuelle gibt als umgekehrt, usw., dann triffst Du ja auch keine Generalaussagen mehr. Außerdem habe ich auch nicht behauptet, dass sich heterosexuell orientierte Männer scharenweise in der Homosexualität verstecken würden, sondern lediglich in Frage gestellt, ob nicht Homosexuelle durch eine strikte Selbstfestlegung ihrer Orientierung dazu neigen, eigenes heterosexuelles Begehren zu negieren (so wie Du Homophobe als Folge des Selbstausschlusses homosexueller Neigungen aus dem Heterosexuellen interpretiert hast). Von einem „mechanischen“ Wechseln von sexueller Orientierung und Geschlechterrollen kann also gar nicht die Rede sein – wenn überhaupt scheint mir die Rede und das Denken in sexuellen Orientierungen und Geschlechterrollen als solche fragwürdig, im Gegensatz zu einer kontinuierlichen Sichtweise.
    Ob die Unterschiede insgesamt auf Psycho-Anthropologie oder nur auf soziale Prägungen zurückzuführen sind, dies zu entscheiden bleibt Spekulation. Jedoch möchte ich Dich daran erinnern, dass anthropologische Argumente der Art: Männer tun grundsätzlich das, Frauen tun grundsätzlich das, von den anthropologischen Argumenten gewisser Homophober nicht weit entfernt sind. Die würden dann allerdings nicht nur sagen, dass Homo- und Heterosexualität funktional verschieden sind, sondern auch gleich noch ihre Gleichwertigkeit bestreiten. Und deren argumentative Begründung steht ohnehin auf tönernen Füßen.
    Dass ausgerechnet die heterosexuelle „Vereinigung“ in Gestalt der Penetration eine Abgrenzung der beiden Körper voneinander darstellen soll, scheint mir übrigens eine ziemlich fragwürdige Deutung, die nicht zufällig im Gegensatz zur abendländischen Liebes-Metaphysik seit Platon steht.

  8. Thommen 21. Juli 2009 um 15:01 #

    Ich will meine „Psychologisierungen “ nicht verteidigen. Jedenfalls ist nicht immer das in den Leuten drin zu finden, was sie als Verhalten nach aussen zeigen!

    Natürlich habe ich auch einen Anteil an Heterosexualität. Aber ich habe weder Angst vor Heterosexualisierung, noch muss ich Andere davon überzeugen, selbst auch homosexuell zu werden…

    Im Gastmahl war übrigens die Rede davon, dass die Götter die Kugelmenschen auseinandergeschnitten hätten, darum würde DIE Eine DEN Anderen suchen gehen… Dass es auch Kugeln hatte mit zwei Männern und solche mit zwei Frauen, wird leider nicht miterwähnt! 😉

    Wenn es denn Gott ein Greuel ist, dass der Mann bei einem Mann liegt, wie bei einem Weibe, dann kann es sich bei der heterosexuellen Peneteration nur um eine metaphorische Vereinigung handeln, im Hinblick auf das mögliche Kind.

    Wenn Penetration Vereinigung bedeuten würde, dürften das Männer unter sich auch! Männer dürfen es nicht, weil sie durch Penetration zur Frau werden! Das ist auch die Ursache aller Diskriminierung von Männerliebenden, Bisexuellen und Schwulen in allen Zeiten und Kulturen! Die Welt teilt sich nach dieser Moral in Penetrierende und Penetrierte Klassen! Schwule stören diese Ordnung! Nichts anderes steckt dahinter! Drum wird es auch verschwiegen! 😉

    Es ist schon seltsam, dass dieser Schöpfergott und seine Apologeten keine Ahnung haben von Prostata und schon in der Bibel nicht von den Eierstöcken der Frau (> Onan!).

  9. Mirno 21. Juli 2009 um 16:06 #

    Dass in den Leuten drinnen nicht immer das zu finden ist, was sie nach außen zeigen – das scheint mir trivial. Ich werde mich hüten, dem zu widersprechen 🙂

    Die Vereinigung kann selbstverständlich immer nur metaphorisch gemeint sein. Wie den sonst? Selbst bei Platon ist die Einheit der Geschlechter ein Mythos und wird nicht „real“ gedacht.
    Entscheidender als die Penetration selbst scheint mir in der Tat das mögliche Kind zu sein: Der Mann gibt den Samen, die Frau ist der Acker – wenn ich die „klassische“ Auffassung einmal so analogisieren darf (gut aristotelisch). Der beim Mann wie eine Frau liegende Mann kann da natürlich bestenfalls nur eine Frau sein, und zwar eine schlechte. Trotzdem scheint mir die Erklärung durch die Unterteilung von penetrierenden und penetrierten Klassen zu kurz gegriffen (sie lässt ja nicht nur die Unterschiede zwischen den Kulturen außer Acht, sondern auch die Differenz von Männerliebenden, Bisexuellen und Schwulen – bekanntlich gehörte Homosexualität gerade in Griechenland zum guten Ton, wenn auch nur in bestimmten Grenzen und nur in der aktiven Rolle des Besamenden).

    Gibt es Belegstellen zum Thema Analverkehr zwischen Mann und Frau, etwa in Griechenland, in der Spätantike oder im Mittelalter? Das würde mich interessieren.

    Wie meinst Du übrigens den Hinweis auf Onan? Die Textstelle in Gen 38 ist doch (auch) deshalb interessant, weil sie die Vorstellung zeigt, ein Bruder könne an Stelle des Ehegatten die Fortpflanzung sicherstellen, und zwar nicht bloß als irgendein Ersatz, sondern als Repräsentant.
    Mir ist als Christ außerdem schleierhaft, was man aus der Onan-Textstelle herauslesen kann, selbst wenn man die Schrift wörtlich nimmt: Vielleicht, dass man sich gesellschaftlichen Konventionen nicht verweigern soll? Was anderes steht da ja doch nicht.

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