Deutsche sind zur Freiheit nicht fähig…

24 Nov

… diese böswillige Behauptung wird durch Umfragen, Studien und Untersuchungen immer wieder aufs neue bestätigt. So auch in einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für das John-Stuart-Mill-Institut für Freiheitsforschung, über die die „Welt“ berichtet:

Nicht nur Drogen und das Klonen von Menschen sollten gesetzlich untersagt bleiben. Auch Filme und Computerspiele mit vielen Gewaltdarstellungen wollen die meisten Deutschen auf den Index setzen. Verbieten will man zudem ungesunde Lebensmittel.

Immerhin jeder Zweite will seinen Mitmenschen verbieten, weitere Kredite aufzunehmen, wenn man bereits Schulden hat. 27 Prozent halten Glücksspiel für gemeingefährlich. Jeder Fünfte will dem Verkauf von hochprozentigem Alkohol und schnellen Autos einen Riegel vorschieben.

Der Kern jedweder Freiheit, die Meinungsfreiheit, ist in der Bundesrepublik bereits jetzt durch allerlei Ausnahmen, Volksverhetzungs-, Beleidigungs-, Blasphemie- und Jugendschutzparagrafen eingeschränkt. Manchen jedoch geht das alles noch nicht weit genug:

Die Aussage, alten Leuten sollten Operationen nicht mehr bezahlt werden, gehöre verboten, sagen 42 Prozent der Befragten.

Fast ebenso viele wollen den Ruf nach Wiedereinführung der Todesstrafe untersagen. Auch dass Homosexualität eine Krankheit sei, Frauen an den Herd gehörten oder die Amerikaner am 11. September selbst schuld seien, sind Meinungsäußerungen, die eine beachtliche Minderheit am liebsten per Gesetz unterbinden will.

Wie groß die Intoleranz gegenüber Andersdenkenden in allen Lagern ist, zeigt sich daran, dass 30 Prozent die Äußerung „Fleisch essen ist Mord“ unter Strafe stellen wollen – und fast ebenso viele die Meinung „Massentierhaltung ist notwendig.“

Und wie üblich wenn es um die Freiheit geht, sind die Ossis weitaus beängstigender:

Wie der „Freiheitsindex Deutschland“ zeigt, steht auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung die Freiheit im Westen höher im Kurs als im Osten, wo eine Mehrheit „im Zweifel für die Gleichheit“ votiert.

Summa summarum ist Deutschland also ein Land voller kleiner Spießer, Fanatiker und Blockwarte, die am liebsten alles, was ihnen selbst nicht passt, verbieten wollen. Sie sind zu faul wirkliche Kontroversen zu diskutieren, zu bequem Ansichten mit Argumenten zu unterfüttern, zu bräsig für Ihre Meinungen einzustehen und andere zu überzeugen – und offenbar intellektuell überfordert wenn es darum geht, den Unterschied zwischen der moralischen Qualität einer Meinung und ihrer gesetzlichen Legalität zu begreifen.

Die emotionale Empörung ersetzt den kritischen Diskurs und Betroffenheitsrhetorik wird zum Argument an sich. Passend hierzu auch ein Beitrag von Cora Stephan, über die leidige Debattenkultur in Deutschland angesichts der Finanzkrise.

2 Antworten to “Deutsche sind zur Freiheit nicht fähig…”

  1. Yadgar 24. November 2011 um 23:10 #

    Stellt sich natürlich immer die Frage nach der Repräsentativität der Stichprobe:
    Wenn ich auf meiner Webseite Umfrageaktionen zu
    – strafbewehrten Benimmregeln
    – bewaffneter Bundesanstandspolizei
    – geschlossenen Hungerlagern für Hartz-IV-Empfänger
    – Wahlrecht nach Hubraum
    – Vogelfreiheit für Radfahrer
    – Abschaffung des Frauenwahlrechts
    veranstalte, muss ich ich auch damit rechnen, dass erschreckend große Minderheiten (im zweistelligen Prozentbereich) für „ja“ stimmen…

  2. Christian 25. November 2011 um 12:06 #

    @ Yadgar: Kann schon sein das cola leckerer ist als aus der Flasche aber zu Fuß ist immernoch schneller als übern Berg.

    +++

    Ja das ist das Deutschland wie ich es kenne. Als das letzte mal die Welt neu verteilt wurde ist in Deutschland der Biedermaier ausgebrochen.
    Aber dann hundert Jahre später rumweinen und einen Platz an der Sonne verlangen.
    So sind wir immer noch drauf.

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