Antifaschismus zum Abgewöhnen

31 Mär

Als verfrühten Aprilscherz der taz erkannten wir den Bericht über den „Aufmarsch der Kuschelnazis“ ziemlich schnell und entschieden uns daher fürs Erste, nichts darüber zu schreiben. Was zum Artikel zu sagen ist und zwar unabhängig davon, ob es nun Satire ist oder nicht, steht beim Gay Dissenter:

Es gehörte und gehört zu den erbärmlichsten Methoden des politischen Gerangels um Stammtischlufthoheiten, politische Gegner als schwul zu diffamieren. Dabei spielt die politische Ausrichtung keine Rolle, mal sind die politisch Linken, mal die politsch Rechten schwul. Die seinerzeit allgemein bekannte Tatsache, dass in der SA auch homosexuelle Männer ihre politische Heimat gefunden haben, wurde reichlich von den Gegner der NSDAP ausgeschlachtet. Ich habe den Eindruck, dass die taz einen ähnlichen Feldzug starten will. Sie versucht wohl nicht ohne Grund den Eindruck zu erwecken, dass sich in der NPD mehr schwule Männer versammelt haben, als im LSVD. (…) Es ist der alte Trick: Man mache aus den Nazis einen ’schwulen Haufen’, diffamiere sie entsprechend und versuche, sie so in den Bereich des sexuell Unanständigen und damit politsch Unanständigen, des Nichtwählbaren zu bringen. Die taz begibt, möglicherweise ohne es zu merken, sich in ihrer Rubrik “die Wahrheit” in die Tradition linker Kampfblätter der zwanziger und dreißiger Jahre und misst der (unterstellten) sexuellen Orientierung politisch Andersdenkender mehr Bedeutung bei als der Auseinandersetzung um Sachfragen.

Der wesentlichte Satz der Kritik verdient eine besondere Hervorhebung:

Der taz-Artikel von Rudolph Reimann richtet sich nicht gegen Nazis, auch nicht gegen schwule Nazis, er richtet sich gegen Schwule schlechthin.

Und das ist begriffen worden: In einer ganzen Reihe von Blogs und Internetportalen ist der Artikel, ohne jeden Hinweis auf den satirischen Charakter, rezipiert worden und teilweise entsprechend kommentiert worden. Tenor: Man habe es ja schon immer gewusst, dass die Schwulen zu den Nazis tendieren und die Nazis mehr oder weniger alle schwul seien. Bei Pride 1 steht immerhin:

Der Artikel ist jedoch eine Satire der Zeitung. Es gibt weder einen Hubert Mölsen, noch die Absicht der NPD für entsprechende Homo-Unterorganisationen. Mit dem Satire-Artikel wollte die Zeitung polarisieren.

Doch zwischen wem eigentlich? Zwischen den Schwulen, die von genug Halbgebildeten jetzt wieder für „alle irgendwie Nazis“ gehalten werden auf der einen Seite und den heterosexuellen Herrenmenschen auf der Linken, die ihren antifaschistischen Kampf jetzt in bester NSDAP-Manier als Kampf gegen die Entartung in Form der Schwulen führen können, auf der anderen Seite? Dabei ist es gerade mal ein Jahr her, da veröffentlichte die taz folgende Zeilen:

Damit ist erneut ein Mythos aus der Versenkung aufgetaucht, der beinahe so alt ist wie der Faschismus selbst und stets als Neuigkeit gepriesen wird: Homosexualität als bestimmender Impuls des Nationalsozialismus, ja als Motiv für den Zusammenhalt militanter Männerbünde im Allgemeinen.

Hintergrund war ebendie von der taz jetzt mittels Satire reproduzierte

Unterstellung, Nazis seien allesamt verkappte Homosexuelle. Interessant ist, von wem diese Denunziation ausgeht, allesamt sind es Helden der Linken: Seien es die “Blues Brothers” oder der Karikaturist Manfred Deix, die Schriftsteller Elfriede Jelinek, Bertolt Brecht, Maxim Gorki oder der Begründer einer Richtung der Körpertherapie, Wilhelm Reich.

Insoweit reiht sich die taz damit in eine prominente Reihe bekennender linker Schwulenhasser ein, die ihr Projekt der Reinhaltung des Volkskörpers mittels der Aufklärung über die vermeintliche homosexuelle Natur der Nazis betreiben.

Eine Antwort to “Antifaschismus zum Abgewöhnen”

Trackbacks/Pingbacks

  1. Schwule Nazis - Balkanforum - 2. April 2009

    […] Nazis darber sauer sind, strt mich nicht weiter, die Schwulen sind es verstndlicherweise auch: Antifaschismus zum Abgewhnen Gay West Trotzdem sollte das Ganze ein Thema bleiben. Schliesslich gibt es trotz vehementer […]

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