Nachdem ich vor zwei Tagen den Vorgang um das schwule Schützenpaar in Münster eher humorvoll abgehandelt habe – übrigens keineswegs in despektierlicher Absicht gegenüber den Betroffenen, sondern den ebensolchen Stil des SPON-Artikels aufgreifend -, hat sich gestern der LSVD mit einer Presseerklärung zu Wort gemeldet. Darin kritisiert der Verein den Versuch
die Zivilgesellschaft dem Primat der Religion unterzuordnen.
Das ist dann auch die vernünftigste Kritik, die man an dem Vorfall üben kann. Wenn sich ein Schützenverein gegenüber Homosexuellen abgrenzen wollte, könnte man das doof finden, aber es wäre die Angelegenheit der in ihm versammelten Menschen, darüber zu entscheiden (ADG mal außen vor gelassen). Wenn aber Kirche versucht, über ihren Einflußbereich hinaus, Politik zu machen, ist auch das zwar legitim, muss aber mit mehr Gegenwind rechnen. Der allerdings ist kaum zu übersehen. Die Presse ist voll von Berichten darüber, die LSVD-Erklärung wird ausführlich zitiert:
Es sei immer wieder ein gängiges Prinzip, dass Vereine offiziell offen für Homosexuelle sind, sie in der Realität dann aber dazu zwingen, „unsichtbar“ zu werden,
teilte für die NRW-Landesregierung die Staatssekretärin im Emanzipationsministerium, Marlis Bredehorst, mit. Emanzipationsministerium? Da ist man acht Jahre nicht vor Ort und schon wird die Emanzipation vom Staat verwaltet? Bei aller Freude über staatliche Versuche, der bisherigen staatlich geduldeten oder organisierten Diskriminierung nicht nur ein Ende zu setzen, sondern auch für einen Übergangszeitraum den Abbau von Diskriminierung zu fördern – ein Ministerium für Emanzipation? Das geht gar nicht und klingt für mich ungefähr so stimmig wie ein staatlich organisierter Lehrgang für Revolution und Befreiung.
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