Ein steifer Schwanz, der schadet nicht

31 Mai

Die Unternehmen Google und Apple haben mal wieder eine sehr merkwürdige Entscheidung getroffen: Obwohl beide Konzerne für ihre inklusive Firmenpolitik gegenüber Schwulen und  Lesben bekannt sind, haben sie nun eine App akzeptiert, die für sich in Anspruch nimmt, Menschen dabei zu helfen, sich von ihrer Homosexualität „heilen“ zu lassen:

Die neue Gratis-Application „Setting Captives Free“ verspricht die „Heilung“ von Homosexualität innerhalb von 60 Tagen. Nicht einmal nach offiziellen Beschwerden wurde sie aus den Stores der beiden Unternehmen entfernt.

Teilweise sogar auf Deutsch und in vielen anderen Sprachen soll man mit der christlichen App den vermeintlichen „Weg zur Reinheit“ finden. „Egal, was Sie anderswo gehört haben, es gibt weder ‚Homosexuellen-Gen‘ noch wurden Sie auf diese Weise ohne Hoffnung auf Freiheit geboren. Durch die Kraft von Jesus Christus und des Kreuzes können Sie sich von den Fesseln der Homosexualität befreien“, heißt es im Kapitel „Door of Hope“.

Nur damit ich nicht missverstanden werde: Persönlich finde ich diese App wenig skandalös, zumal ihre Erfolgsquote bereits jetzt ruhigen Gewissens mit „gleich null“ angegeben werden kann. Harmloser als der persönliche Besuch bei selbsternannten „Homo-Heilern“, wird sie allemal sein. Aus diesem Grund werde ich die Petition für die Löschung der App auch nicht unterzeichnen.

Was mir sauer aufstößt ist etwas ganz anderes: Nämlich das restriktive Vorgehen von Apple und Google gegen erotisch konnotierte Bilder, insbesondere für die schwule Zielgruppe. So hat etwa „GayRomeo“ gerade wieder Ärger am Hals, weil die Bilder der Mitglieder sich für die App offenbar nicht ziemen.

Dass aber nackte Haut und steile Schwänze nicht die gleichen Chancen wie eine homophobe App bekommen, darf man dann auch getrost als „bigott“ bezeichnen.

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Update (1.06.2013): Die App wurde entfernt.

8 Antworten zu “Ein steifer Schwanz, der schadet nicht”

  1. allsurfer4 31. Mai 2013 um 17:18 #

    Selten einen größeren Schwachsinn gelesen:
    „Homosexuellen-Gen“ – dann müsste ja der Körper schwul sein, ist er aber nicht, sondern die Seele, der Geist, eben der Mensch ist es.
    „Mit Christus und dem Kreuz gegen die Fesseln der Homosexualität“ – das liest sich wie Voodoo-Zauber, ziemlich entwürdigend für das Christentum.
    „Geboren ohne Hoffnung auf Freiheit“ – Wer oder was macht mich da in welcher Hinsicht unfrei?………
    Was die Sache „GayRomeo“ betrifft:
    Man sollte einen Aufruf starten, Apple -und Google-Produkte einfach zu meiden wo es möglich ist, und die beiden Konzerne für ihre zu weit getriebene Prüderie auf diese Art und Weise abzustrafen.

  2. Atacama 31. Mai 2013 um 21:01 #

    Wenn man die Anbieter des Apps auf Rückerstattung verklagen könnte, wenn man nach 60 Tagen immer noch Homo ist, wäre es doch ok.

  3. Alreech 1. Juni 2013 um 02:11 #

    Man könnte auch selber einer App produzieren die Hetrosexuallität heilt – z.B. in dem sie ständig Lieder von den Village People, Frankie goes to Hollywood und Jimmy Somerville streamt.
    Die ist vermutlich ähnlich effektiv wie die App der Christen, aber lustiger. 😉

  4. Martin 1. Juni 2013 um 14:54 #

    Würde mich interessieren was die macher der App davon halten würden wenn jemand die Heilung von dunkler Hautfarbe anbieten würde…

  5. Blub 1. Juni 2013 um 15:41 #

    Unsinn fällt unter Meinungsfreiheit, nackte Haut nicht. Unsinnige Heilmethoden wie Homöopathie sind ja auch nicht verboten. So einfach und man kann Google und Co danken, dass nicht deutsche Scheuklappenfirmen im Internet das sagen haben. Wenn ich mich recht entsinne, ist GR wegen deutschem Recht formal nach NL ausgewandert.

    @Martin: für die App müssteste mit Michael Jacksons Ärzten mal zusammenarbeiten…

  6. Basti 2. Juni 2013 um 14:05 #

    Titten werde ja bei Fratzenbuch auch nicht gerne gesehen.

    Naja Amifirma halt.

    Ich als jemand der auf jeden Fall homosexuelle Tendenzen hat aber die Szene mehr oder weniger verachtet werde es mal ausprobieren.

  7. allsurfer4 4. Juni 2013 um 02:00 #

    @Blub
    Ach ja?
    Und wieso ist dann GayRoyal immer noch in Deutschland?
    „Unsinn fällt unter Meinungsfreiheit, nackte Haut nicht.“
    …….allerdings kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein, was die sittenwidrige Darstellung nackter Haut betrifft………
    Amis halt, aber, wie schon gesagt, sind sie in Sachen „SEX“ zum Glück nicht das Maß aller Dinge.

  8. allsurfer4 4. Juni 2013 um 02:34 #

    Übrigens ist bei „YouTube“ hin und wieder auch viel nackte Haut zu sehen.
    Keiner stört sich dran und nach seinem Alter wird man auch nicht gefragt.

    Ich möchte hier aber trotzdem eine Kritik anbringen, die zumindest für die drei größten schwulen Dating-Portale gilt, und mit dieser App und der Petition für GR nichts zu tun hat.
    Meine Kritik gilt den Vorschaubildern, die auch Nichtmitglieder sehen können, und die nicht irgendwelche nackten Körperbereiche zeigen, sondern das Gesicht.
    Ich kann mir vorstellen, dass so manche „zufällig darauf hingeführte oder gestoßene“ Ehefrau, Freundin, Geliebte, sehr erstaunt sein würde, auf solch einem Vorschaubild das Gesicht ihres Gespielen zu entdecken.
    Auf den Vorschaubildern, den „Thumbnails“, ist es ohne weiteres möglich, den Körper in den Mittelpunkt zu rücken und das Gesicht damit auszublenden.
    Ich rudere jetzt ein bißchen zurück und stelle fest, dass ich mich natürlich auch irren kann, und Nichtmitglieder KEINE Vorschaubilder sehen.
    Ich sehe sie allerdings VOR dem Einloggen, und gehe deshalb davon aus, dass auch Nichtmitglieder diese Bilder sehen können.
    Ich lasse mich natürlich gerne belehren.

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