Die islamische Lösung der Finanzkrise: Sauber, sozialistisch, hetero

26 Okt

Auf Telepolis hat man mal wieder ein Herz für den Islam. Erst mal hat man aber einen gehörigen Sprung in der Schüssel, denn wie sonst kommt man auf solche Überschriften?

Der islamische Rechtsgelehrte und Publizist Jusuf al-Qaradawi erkennt im Zusammenbruch des kapitalistischen Systems die Klasse der von der Scharia geleiteten Prinzipien islamischer Finanzierungssysteme

Zusammenbruch des kapitalistischen Systems? Da war wohl der Wunsch Vater des Gedankens. Aber bei Telepolis hat man nicht nur seinen Marx gelesen, nein, auch den Rohrmoser hat man nicht vergessen und kommt daher zu der folgenden Diagnose:

Wie wenig sonst eignet sich dieser Tage die Finanzkrise mit ihren realwirtschaftlichen Rezessions-und Depressionsausläufern dazu, die westliche Dekadenz und die damit einhergehende moralische Verwahrlosung erneut grundlagenkritisch ins Visier zu nehmen.

Die Rettung aber naht schon:

Wenn schon der Bekanntenkreis bei der Bewältigung der Krise, die im Alltag ja noch ziemlich virtuell ist und wirklich vor allem in Form von real empfundender Angst, immer wieder über westliche Gier und Selbstsucht reden will, über maßlose Selbstüberschätzung der Banker, die Entkoppelung narzistischer Individuen von gemeinschaftlichen Werten wie „Rechtschaffenheit, Verantwortung, Anstand, Bescheidenheit und Treue“ (Auszug aus einer Mail, die die Verantwortlichkeit für die Finanzkrise bei den 68ern wähnt), dann wundert man sich, dass es so lange gedauert hat, bis sich jene fundamentale Systemkritik am Westen zu Wort meldet, die von Lafontaine oder Schirrmacher nicht abgedeckt wird:

hätten Sie es erraten?

die Kritik der islamischen Gelehrten.

Genauer, die von Jusuf al-Qaradawi. Das

ist einer der prominentesten geistlichen Rechtsgelehrten der Sunniten. Hierzulande wurde der Publizist verschiedentlich durch dogmatische Positionen bekannt, die mit dem westlichen Menschenrechtsverständnis völlig unvereinbar sind, so etwa vertritt Qaradawi die Legitimität von Selbstmordanschlägen, die erlaubte Züchtigung von Frauen (siehe Falschfahrer der euro-islamischen Reformation) und die Erklärung der Homosexualität als Abartigkeit (siehe Islam und Homosexualität). Trotz solcher Positionen, die in steinalten Zeiten gründen, wird Qaradawi vielerorts nicht als fundamentaler Ideologie gehandelt, sondern als „moderater Modernisierer“.

Was für Hardcore-Islamisten nicht überraschend wäre, sondern leider gängige Praxis ist. Sie haben es schließlich nie so gemeint, wie sie es gesagt haben; wenn doch, wird es schon begründet sein. Und wer seine Handlungsoptionen für den Umgang mit Frauen und Schwulen aus der Scharia entnimmt, wird auch seine Anleitung zum Wirtschaften ebenda beziehen:

Die moralisch und rechtlich verbindlichen Handlungsrichtlinien für die islamische Wirtschaftsethik stammen aus der Scharia, Ziel der islamischen Finanzsysteme soll sein „soziale und ökonomische (Verteilungs-)Gerechtigkeit und Solidarität“.

Kein Wunder, dass man da bei Attac ein so großes Herz für den Islam hat.

Laut dem deutschsprachigen Online-Journal „Islamic Finance“ wird „Geld nicht als selbst arbeitende Gewinnanlage betrachtet“, sondern als „Mittel zur Schaffung von Wohlstand für die Gesamtheit der muslimischen Gemeinschaft“. Man will demnach idealiter Handel und Unternehmertum fördern zum Wohl aller, Investitionen sollen nicht spekulativ, sondern produktiv sein.

Schließlich ist man Moslem, nicht Jude. Und hat deshalb ein NPD-kompatibles Banking-Konzept vorgelegt:

Die Kernelemente des Islamic Banking heißen [..] das allgemeine Zinsverbot (Riba), das Verbot der vertraglichen Unsicherheit und Spekulation (Gharar) und des Glücksspiels (Maysir, Quimar). Bei Investitionen sind soziale und ethische Ausschlusskriterien (Haram) zu beachten: Alkoholherstellung und -vertrieb, Prostitution und Pornografie sowie die Verarbeitung und der Handel mit Schweinefleisch.

Ist also Islamic Banking die Alternative für den verunsicherten deutschen Kleinanleger? Man weiß es nicht, denn

Konkrete Zahlen, Bilanzen, die von einem krisensicheren Kurs von Banken und Papieren künden, die dem Islamic Finance-System verbunden sind, werden nicht genannt.

Auch das passt doch zur NPD. Die hat stets eine große Klappe und nichts dahinter, wenn es ernst wird. In der Regel lösen sich ihre Landtagsfraktionen noch in der ersten Legislaturperiode nach ihrer Wahl auf. Wenn das auch für islamische Parteien gälte, die das Prinzip der Scharia nicht nur in Wirtschaftsfragen bindend machen wollen hier im Lande, könnte man sich wohl beruhigt zurücklehnen.

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